Der Weg des Feuers
überall bekannt geben, damit niemand mehr meinen Einsatz für die Sache der Kanaaniter in Frage stellt. Dann werden mich meine Verbündeten doch wohl aus der Zelle befreien, ehe ich hingerichtet werde?«
»Das kannst du nicht von mir verlangen! Mein Gefängnis gilt als sicher, und ich möchte, dass das auch so bleibt. Es gibt aber eine einfachere Lösung: den Käfig.«
»Was ist das?«
»Du wirst zur Zwangsarbeit verurteilt und von Sichern weg an einen Ort gebracht, wo du deine Strafe verbüßen musst. Vorher sperrt man dich aber noch in einen Käfig und trägt dich durch die ganze Stadt, damit jeder sieht, was ihn erwartet, wenn er sich gegen die ägyptische Hoheit erhebt. Bei einem Zwischenhalt bleibt dieser Käfig unbeaufsichtigt. Sollten die Aufständischen dich befreien wollen, wäre das die beste Gelegenheit.«
»Das Vorhaben ist ausgezeichnet, General.«
»Jetzt hör mir gut zu, mein Junge – schließlich könnte ich dein Großvater sein. Auch wenn du Königlicher Sohn bist, werde ich deshalb nicht buckeln oder überflüssige Höflichkeitsfloskeln gebrauchen. Also – erstens kann dieses Vorhaben eigentlich nur böse enden; zweitens, sollte es wider Erwarten doch gelingen, landest du mitten in der Höhle des Löwen! Reichen dir deine jüngsten Erfahrungen denn noch nicht? Ich rate dir, dein Vorhaben aufzugeben und nach Ägypten zurückzukehren.«
»Das ist unmöglich, General.«
»Warum, Iker?«
»Weil ich meine früheren Fehler wieder gutmachen, dem Pharao gehorchen und den Baum des Lebens retten muss. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt steht und fällt unser Schlachtplan damit, dass wir den Propheten ausfindig machen.«
»Meine besten Spürhunde haben dabei schon versagt!«
»Deshalb müssen wir die Vorgehensweise ändern, und deshalb bin ich hier. Ich gebe zu, ich habe schlecht angefangen, aber hätte es überhaupt besser gehen können?
Genau genommen sind die Ergebnisse doch gar nicht so übel!
Indem Ihr mich beschattet und beschützt habt, konntet Ihr immerhin ein Nest der Widerstandskämpfer in Sichern ausräuchern. Das Verfahren mit dem Käfig scheint mir sehr gut zu sein. Jeder erfährt so, dass ich ein Opfer für die Sache der Kanaaniter bin – und man wird mich befreien.«
»Glaubst du denn, dass man dich deshalb bis zum Propheten führt?«
»Eins nach dem anderen, General! Bringen wir erst mal den ersten Schritt hinter uns.«
»Ich glaube, du bist vollkommen wahnsinnig, Iker!«
»Nein, aber mein Vater hat mir einen Auftrag gegeben, und den werde ich erfüllen.«
Der Ernst, mit dem Iker sprach, ließ den alten Soldaten nicht unbeeindruckt.
»Eigentlich dürfte ich dir das nicht sagen, mein Junge: Aber ich an deiner Stelle hätte auch nicht anders gehandelt.«
»Habt Ihr das Messer gefunden, mit dem mich der Kanaaniter gefoltert hat?«
»Ich könnte schwören, dass es von einem Schutzgeist ist! Es hat dem Soldaten, der es aufgehoben hat, die Hand versengt.«
»Könnt Ihr es in der Hand halten, ohne dass Euch etwas widerfährt?«
»Ja.«
»Ist das nicht ein Vorrecht der Mitglieder des Goldenen Kreises von Abydos?«
»Wie kommst du denn auf so etwas, Iker? Meine Soldaten fürchten sich vor bösem Zauber, ich nicht. Du willst also etwas über Abydos wissen… «
»Es ist schließlich der geistige Mittelpunkt Ägyptens!«
»So sagt man jedenfalls.«
»Ich würde Abydos so gern kennen lernen!«
»Da bist du aber hier ziemlich verkehrt!«
»Wer weiß? Vielleicht führt mich mein Weg über Kanaan nach Abydos.«
Nesmontu zeigte dem Königlichen Sohn dessen Messer.
»Und dir verbrennt es auch nicht die Hand?«
»Nein, im Gegenteil, es verleiht mir mehr Kraft.«
»Leider kannst du es aber nicht mitnehmen. Der Aufständische ist nach seinem Verhör im Käfig nackt und geprügelt. Bist du immer noch entschlossen?«
»Mehr denn je.«
»Falls du lebendig zurückkommen solltest, gebe ich dir diese Waffe wieder.«
»Wenn ich das Versteck des Propheten finde – wie können wir uns verständigen?«
»Auf jede nur denkbare Weise, von denen aber keine ungefährlich ist. Falls du in einen Stamm von Kanaanitern aufgenommen wirst, sind das auf jeden Fall Nomaden. Du kannst an jedem Lager eine verschlüsselte Nachricht hinterlassen, die nur ich entziffern kann. Ich werde sie an Sobek den Beschützer weitergeben, der sie dann Sesostris überbringt. Schreibe einfach auf irgendetwas: einen Baumstamm, einen Stein, ein Stück Stoff… In der Hoffnung, dass man dich nicht dabei ertappt und die
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