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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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haben gelernt, dass sie mir blindlings gehorchen müssen und nicht mehr herumjammern dürfen.«
    »Muss man denn nicht ein großes Bündnis bilden, um Sichern anzugreifen?«, fragte Iker.
    »Darüber reden wir zu gegebener Zeit. Jetzt feiern wir erst einmal unseren Sieg!«
    Alle Stammesangehörigen bedienten nun ergeben ihren Anführer, er wurde massiert, mit duftenden Ölen eingerieben und im Schatten eines großen Zeltdachs auf weiche Kissen gebettet. In einer langen Reihe trugen kanaanitische Sklaven die Speisen auf, und der Dattelschnaps floss in Strömen. Dann begleiteten vier wohlbeleibte, zärtliche Frauen den voll gefressenen und sturzbetrunkenen Amu ins Bett. So hatte sich Iker den Propheten nicht vorgestellt.

    12

    Mit offenem Haar und in einem langen weißen Kleid, das in der Taille von einem roten Gürtel zusammengehalten wurde, folgte Isis dem Pharao zu seinem Tempel der Millionen Jahre. Sie betraten eine Kapelle mit einem Sternenhimmel an der Decke, in der nur eine einzige Lampe brannte.
    »Wenn du auf dem Weg in die Mysterien weiterkommen willst, musst du jetzt eine neue Tür öffnen«, erklärte ihr der Pharao. »Nun folgt eine gefährliche Strecke, denn um dem Verbrechen zu begegnen, das Seths Kraft gegen Osiris einsetzt, musst du eine richtige Magierin werden. Dann wird sich das Zepter, das ich dir gegeben habe, in flammende Worte und wirksames Licht verwandeln und dich in die Lage versetzen, Schicksalsschläge abzuwenden. Bist du bereit, diese Gefahr auf dich zu nehmen?«
    »Ja, Majestät.«
    »Ehe ich dich mit den Mächten der Enneade vereine, befeuchte deinen Mund mit Natron und zieh dir weiße Sandalen an.«
    Nachdem das Ritual vollzogen war, drückte der König Isis eine kleine Statue von Maat auf die Lippen.
    »Empfange die geheimen Worte von Osiris. Er sprach sie aus, als er über Ägypten herrschte. Mit ihrer Hilfe schuf er das goldene Zeitalter und schenkte Leben. Begib dich nun in die Finsternis.«
    Der Pharao hob eine Schale über Isis’ Kopf, aus der sich leuchtende Energie ergoss und den Körper der Priesterin umhüllte.
    Im Hintergrund der Kapelle richtete sich eine Königskobra auf und nahm auf dem Dach des Naos ihre Angriffsstellung ein.
    »Berühre ihre Brust und unterwirf sie dir«, befahl Sesostris. Trotz ihrer Angst ging die junge Frau auf die Schlange zu. Und die Schlange war bereit zuzustoßen.
    Isis dachte nicht an sie, sondern an den Kampf um den Baum des Lebens. Warum sollte der Geist der Unterwelt, dieses gefährliche und faszinierende Reptil, zum Feld der Zerstörer gehören? Wäre die Erde ohne ihn nicht unfruchtbar?
    Ihre rechte Hand bewegte sich behutsam vorwärts, die Kobra verharrte reglos.
    Als sie die Brust der Schlange berührte, erschien um ihren Kopf ein Lichtschein in Form der weißen Krone.
    »Jetzt durchströmt die schöpferische Kraft der Großen Magierin deine Adern«, sagte der König. »Nutze sie und spiele das Sistrum.«
    Der Pharao reichte Isis zwei goldene Instrumente. Das erste hatte die Form eines Naos mit zwei gewundenen Stielen an der Seite, das zweite einen Rahmen mit Löchern, in denen metallene Stäbe steckten.
    »Wenn du das Sistrum zum Klingen bringst, hörst du die Stimme von Seth, die den vier Elementen Leben spendet. Auf diese Weise zerstreust du die Trägheit. Dank der Schwingungen des Sistrums werden die Lebenskräfte neu erweckt. Nur eine Eingeweihte kann dies wagen, denn diese Instrumente sind gefährlich. Als Bewahrer der unendlichen Bewegung der Schöpfung lassen sie eine schlechte Musikerin erblinden.«
    Isis nahm die zylindrischen Griffe in die Hand. Die Sistren erschienen ihr so schwer, dass sie sie beinahe hätte fallen lassen. Aber sie hatte kräftige Handgelenke, und eine seltsame Melodie erklang. Das Klapper-Sistrum erzeugte durchdringende Töne; das Naos-Sistrum einen sanften, bezaubernden Gesang. Isis suchte den richtigen Rhythmus, und die beiden Instrumente vermischten sich zu vollkommener Harmonie.
    Einen kurzen Augenblick lang trübte sich ihr Blick. Doch dann gewann die Musik an Fülle, bis sie schließlich die Steine des Tempels in Schwingungen versetzte. Dabei empfand die Priesterin großes Wohlbehagen.
    Sie gab dem König die Sistren zurück, der sie vor die Statue der gekrönten Kobra legte.
    Sie verließen den Tempel, und Sesostris führte Isis ans Ufer des heiligen Sees.
    »Wenn du die Große Magierin besänftigst, kannst du sehen, was den Augen der Weltlichen verborgen bleibt. Betrachte den Mittelpunkt des

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