Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
fühlte sich ständig beobachtet. Sollte er versuchen zu fliehen, würde man ihn töten. Der Stamm würde ihn dann unabhängig von dem Kampf gegen die Beduinen verurteilen. Wollte er nicht das gleiche Schicksal wie die Kanaaniter erleiden, musste er sehr geschickt sein.
    Was Isis jetzt wohl in Abydos machte? Entweder feierte sie die Rituale, betete in einem Tempel, oder aber sie las in einer Schrift über die Götter, das Heilige und den Kampf des Lichts gegen das Nichts. Jedenfalls dachte sie offenbar nicht an ihn. Ob sie wohl die Nachricht von seinem Tod betroffen gemacht hatte, wenn auch nur für einen Augenblick?
    Doch einige ihrer Gedanken blieben immer bei ihm… Wenn es ihm besonders schlecht ging, rettete ihn dieses zarte Band. Isis machte ihm immer wieder Hoffnung, wenn er allzu einsam und verzweifelt war. Die Hoffnung, ihr eines Tages mit der ganzen Kraft seiner Liebe sagen zu dürfen, dass er nicht ohne sie leben konnte.
    »Wach auf, mein Junge, wir müssen aufbrechen. Mein Späher hat das Lager der Beduinen ausfindig gemacht. Diese Schwachköpfe wiegen sich in Sicherheit.«
    Amu vergeudete keine Zeit mit strategischen Überlegungen. Auf seinen Befehl hin wurde gestürmt. Da die meisten Sandläufer tief und fest schliefen, waren ihre Verteidigungsmöglichkeiten gleich null. Außerdem waren sie es gewohnt, unbewaffnete Kaufleute auszuplündern und hatten den entfesselten Syrern kaum etwas entgegenzuhalten. Einem Beduinen gelang es, dem Gemetzel zu entgehen, indem er ins Lager kroch und sich tot stellte. Aus dem Augenwinkel sah er Amu ganz nahe an sich vorbeikommen und wollte sich an ihm für seine Gefährten rächen. Von seinem Platz aus konnte er ihm ohne weiteres das Schwert zwischen die Rippen stoßen.
    Entsetzt über die Grausamkeit seiner neuen Kameraden hatte sich Iker bisher nicht am Geschehen beteiligt, sondern sich im Hintergrund gehalten. Von dort aus beobachtete er, wie sich ein Beduine aufrichtete und Amu erstechen wollte. Der Königliche Sohn schleuderte seinen Wurfspieß, der den Beduinen an der Schläfe traf.
    Außer sich vor Wut trampelte Amu auf dem Verletzten herum und trat ihm die Brust ein.
    »Diese Ratte wollte mich töten – mich! Und du hast mich gerettet, Ägypter.«
    Jetzt war Iker bereits zum zweiten Mal dem Feind zu Hilfe geeilt. Hätte er zugesehen, wie der Prophet getötet wurde, wäre das ein großes Unglück gewesen, weil er ja so viele Hinweise wie möglich von ihm zu bekommen hoffte. Der Königliche Sohn musste sich sein Vertrauen erschleichen und herausfinden, wie er die Akazie von Osiris verflucht hatte. Während seine Leute das Lager plünderten, nahm Amu Iker mit zu dem einzigen Zelt, das noch intakt war. Alle anderen standen in Flammen.
    Mit seinem Dolch zerschnitt er die Leinwand und verschaffte sich Zutritt, woraufhin sich Schreckensgeschrei erhob. Im Zelt hockten ein Dutzend Frauen und ebenso viele Kinder und klammerten sich aneinander.
    »Sieh einmal an, was wir da für Weiber haben! Die schönsten von euch nehme ich für mich, anstelle von denen, auf die ich keine Lust mehr habe. Für meine tapferen Männer werden sie schon noch reichen.«
    »Den Kindern wollt Ihr doch hoffentlich nichts tun?«, fragte Iker beunruhigt.
    »Die kräftigen werden unsere Sklaven, die schwachen töten wir. Du bringst mir wirklich Glück, mein Junge! So einen leichten Sieg habe ich noch nie davongetragen. Und ich werde nicht vergessen, dass du mir das Leben gerettet hast.«
    Hitzig zog Amu eine Dunkelhaarige an den Haaren herbei und presste sie an sich.
    »Dir werde ich jetzt gleich mal beweisen, wie gesund ich bin!«
    Der Stamm machte sich auf den Weg durch ein
    ausgetrocknetes Wadi, das sich tief zwischen zwei Felsen eingegraben hatte und nirgends hinzuführen schien. Ein Späher ging ihnen weit voraus, und die Nachhut blieb wachsam.
    »Ich erlaube dir etwas, was sonst niemand darf«, sagte Amu zu dem Ägypter. »Du wirst der erste Fremde sein, der mein geheimes Lager sieht.«
    Iker war froh, dass er seinen Wurfspieß eingesetzt hatte. Indem er sich Amus Gunst erwarb, konnte er endlich sein Versteck entdecken!
    Die Stelle lag gut verborgen und war gleichzeitig leicht zu bewachen. Mitten in einer dürren, wüstenartigen Landschaft bot eine kleine Oase Wasser und Nahrung. Mit Hilfe von Sklaven bauten die Widerständler Gemüse an und hielten in einem Hühnerhof Geflügel.
    »Hier leben Syrer und Kanaaniter zusammen«, erklärte ihm Amu, »aber das ist eine große Ausnahme. Diese hier

Weitere Kostenlose Bücher