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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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warten musste, ließ er alle Öle und Heilmittel streng überprüfen. Damit würde sich die Lage in dieser Hinsicht entspannen, woher sollte man aber wissen, welcher Art der nächste Angriff war?
    »Das Gerücht reißt nicht ab, Herr«, berichtete ihm einer seiner Offiziere, »der König soll vergiftetes Öl zu sich genommen haben und tot sein. Die Leute rotten sich überall zusammen, unter der Bevölkerung sind Unruhen zu befürchten.«
    Sobek lief sofort zum Palast, um den Pharao davon zu unterrichten, woraufhin Sesostris nach seinem Kammerherrn und Hüter der beiden Kronen rufen ließ.

    Unter den erstaunten Blicken der Gaffer wurde der Pharao in seinem Sessel durch die Straßen der Stadt getragen. Bekleidet mit der Doppelkrone, einem prächtigen Schurz, auf dem ein Greif seine Feinde besiegte, und einem großen goldenen Brustschild, das die schöpferische Enneade zeigte, trug Sesostris die Zepter der Befehlsgewalt und der Magie in Händen, mit deren Hilfe er die Vielfalt zur Einheit zurückführen konnte. Sein Gesichtsausdruck war so reglos wie der eines Standbilds und wirkte beruhigend.
    Der König war nicht tot, und dieser Auftritt besiegelte seine unwiderrufliche Entschlossenheit, Maats Ordnung wiederherzustellen.
    Als die Menge in Beifallsrufe ausbrach, fühlte sich sogar Sobek ein wenig beruhigt. Vielleicht war der schreckliche Sieg des Propheten ja doch nicht von Dauer.
    Als Sesostris schließlich unversehrt in seinen Palast zurückgekehrt war, nachdem er seinem Volk neue Hoffnung gegeben hatte, wurde Sobek erst das Ausmaß und die Bedeutung der Gefahr klar, der sich der König da ausgesetzt hatte.
    Einer seiner Offiziere sagte ihm leise etwas.
    »Herr, Ihr werdet zufrieden sein.«
    »Gibt es endlich eine Spur?«
    »Noch viel besser!«
    »Habt Ihr etwa einen Verdächtigen festgenommen?«
    »Ich will Euch nicht um die Überraschung bringen.«

    22

    Iker war nicht wiederzuerkennen. Bärtig wie ein Bewohner der Sumpflandschaft, schmutzig und nur mit einem staubigen Schurz bekleidet, hätte er jedem Würdenträger am Hof den größten Schrecken einjagen können.
    Seine Rückkehr nach Ägypten verlief ganz anders, als er sie sich vorgestellt hatte. Von der Hauptfestung der Herrschermauern hatte ihn ein Trupp nach Memphis geleitet und ohne Verhör in das Gefängnis am nördlichen Stadtrand werfen lassen. Trotz seiner eindringlichen Bitten weigerte sich der Wärter, auch nur ein einziges Wort mit ihm zu reden, und brachte ihm lediglich einmal am Tag kaltes Fladenbrot und Wasser.
    Wer konnte denn befohlen haben, ihn hier zu verstecken?
    Als Iker begann, Fluchtpläne zu schmieden, riss eines Tages jemand die hölzerne Zellentür auf.
    Auf der Schwelle stand Sobek.
    »Du behauptest also, dass du der Königliche Sohn bist?«
    Der Schreiber erhob sich.
    »Auch wenn ich mich gerade nicht in einem vorzeigbaren Zustand befinde, müsstest du mich trotzdem erkennen.«
    Der Oberbefehlshaber der Sicherheitstruppen des gesamten Königreichs ging einmal um den Gefangenen herum.
    »Ehrlich gesagt, nein. Hier werden Fahnenflüchtige eingesperrt, Leute, die sich vor der Zwangsarbeit drücken, und Fremde mit ungeklärten Verhältnissen. Zu welcher Gruppe gehörst du?«
    »Ich bin Iker, der Königliche Sohn. Das weißt du doch.«
    »Diesen jungen Mann habe ich am Hof kennen gelernt, und du bist ihm überhaupt nicht ähnlich. Im Übrigen ist der Unglückliche tot, er wurde irgendwo im syrischen Palästina ermordet.«
    »Hat denn niemand meine Nachricht erhalten?«
    »Wenn, dann wohl eine falsche. Oder einen Köder, mit dem unsere Armee in eine Falle gelockt werden sollte.«
    »Hör jetzt mit diesem Unsinn auf, Sobek, und bringe mich augenblicklich zum Pharao. Ich habe sehr wichtige und dringende Neuigkeiten für ihn.«
    »Das Gefasel eines Aufständischen erfreut unseren Herrn nun wirklich nicht. Anstatt deine Spucke für diese ganzen Lügen zu verschwenden, sag mir lieber, warum du die Herrschermauern angreifen wolltest.«
    »Sei nicht albern! Mit Müh und Not ist es mir gelungen, den Kanaanitern und den Syrern zu entkommen, und jetzt will ich zu meinem Vater und ihm die Ergebnisse meines Auftrags mitteilen.«
    Mit einem spöttischen Lächeln verschränkte Sobek die Arme vor der Brust.
    »Selbst der größte aller Helden wäre aus dieser Hölle nicht zurückgekehrt. Also gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder bist du ein Widerständler, der sich als Königlicher Sohn ausgibt, um den Pharao zu töten, oder du bist wirklich Iker,

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