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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Grund, zufrieden zu sein. Der Einsatz der Widerständischen war ein voller Erfolg gewesen und hatte die Hauptstadt in Angst und Schrecken versetzt. In Memphis wimmelte es nur so von wirren Gerüchten, und Sesostris’ Herrscherstuhl wackelte. Waren es nicht die verhängnisvollen Boten der Göttin Sachmet, die mit ihren – sichtbaren oder unsichtbaren – todbringenden Pfeilen Gift und Krankheiten verschleuderten?
    Das Netz des Libanesen arbeitete ausgezeichnet. Alle Lieferanten der gefälschten Waren hatten sich streng an seine Vorschriften gehalten. Es gab keine Festnahmen und keine Spur, die die Sicherheitskräfte hätten verfolgen können. Was der Prophet angekündigt hatte, war in vollem Umfang eingetroffen.
    Nun hielt ihn auch der letzte seiner Anhänger für den uneingeschränkten Herrn. Oder hatte er etwa nicht dem Pharao mitten in dessen Königreich die Stirn geboten?
    Eigentlich gab es nur einen Punkt, der störte, und das war Abydos.
    Der großartige Erfolg in Memphis beruhte auf einem geduldig aufgebauten Netzwerk, das so schnell zuschlagen konnte, dass die Behörden keinen Zugriff bekamen. Die Lage im heiligen Reich von Osiris schien dagegen ganz anders. Deshalb hatte der Libanese seine letzten Geldvorräte angegriffen, um irgendwie doch Ladanum und giftige Öle dort hinbringen zu können. An die Spitze einer Mannschaft, die nicht wusste, welche Ladung sie fuhr, hatte er einen seiner besten Männer gesetzt, einen erfahrenen Seemann, der diesen heiklen Auftrag aber auch nur gegen eine gewaltige Belohnung angenommen hatte.
    Jetzt empfing der Libanese den Wasserverkäufer.
    »Ich bringe sehr gute Neuigkeiten, Herr. Memphis steht in Flammen und ist blutgetränkt. Mehrere schwer zu löschende Großbrände, beschädigte Tempel, zerstörte Schreibstuben, zahlreiche Opfer. Ganz zu schweigen von den schwangeren Frauen der guten Gesellschaft, die ihr Leben lassen mussten!«
    »Hast du Hinweise aus Abydos?«
    »Sie berichten, dass das dortige Unternehmen gescheitert ist. Die Ladung hat irgendwie den Argwohn der Soldaten geweckt. Und nach eingehender Untersuchung konnte keine der Waren an der Sicherheitsabsperrung vorbeigelangen.«
    »Was ist mit dem Kapitän?«
    »Er ist bei dem Versuch zu fliehen ertrunken.«
    »Dann konnte er also auch nicht reden… Sind unsere Mittelsmänner in Sicherheit?«
    »Die Leute, die wir von außen geholt hatten, haben die Stadt bereits verlassen und sind auf dem Weg zum Propheten. Die übrigen gehen ihrer gewohnten Arbeit nach und jammern und wehklagen laut und vernehmlich über die Ereignisse.«

    Sesostris’ Miene war noch düsterer als sonst.
    »Das waren keine Unfälle, Majestät«, erklärte Chnum-Hotep,
    »sondern ein regelrechter Großangriff von gut ausgebildeten Widerstandskämpfern.«
    »Meine schlimmsten Befürchtungen haben sich
    bewahrheitet«, klagte Sobek verzweifelt. »Die Aufständischen, die sich in Memphis verbergen, sind aufgewacht. Mit dem Verkauf von gefälschtem Lampen-und Küchenöl haben sie zahlreiche Tote und eine ganze Reihe von Bränden verursacht. Der Schaden ist erheblich.«
    »Und das ist noch nicht einmal das Ende des Schreckens«, sagte der Wesir heiser. »Mehrere schwangere Frauen wurden mit verfälschtem Öl aus Schwangerschaftsfläschchen vergiftet. Weder Gua, der sofort zu Hilfe gerufen wurde, noch einer der anderen Ärzte konnte auch nur eine einzige von ihnen retten.«
    »In Wahrheit wollen sie Ägypten töten«, meinte Sobek. »Sie ermorden unsere Schreiber, unsere Ritualisten, unsere besten Leute und sogar unsere zukünftigen Kinder!«
    »Sorgt dafür, dass wieder Ruhe einkehrt, und kümmert euch um die Kranken und Verletzten«, ordnete der Pharao an. »Und Medes soll so schnell wie möglich die Neuigkeiten aus Abydos zusammenfassen.«

    Der Sekretär des Königlichen Rates setzte alle Hebel in Bewegung, um Botschaften zur Beruhigung der nördlichen und südlichen Provinzen zu verfassen und auf den Weg zu schicken. Während er sich insgeheim über den Erfolg des Propheten freute, bewies er sein Können im Dienste des Pharaos.
    Sicher hatten viele Unschuldige ihr Leben lassen müssen, aber diese Unschuld bedeutete Medes nichts. Für ihn zählte nur die Machtübernahme, und auf dem verschlungenen Weg dorthin mussten seine Verbündeten hart zuschlagen. Als er gerade ein Schiff nach Abydos losschicken wollte, um an gesicherte Nachrichten zu gelangen, erfuhr Medes von dem Eintreffen einer Priesterin, die aus der heiligen Stadt von Osiris

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