Der Weg des Feuers
kam.
Sofort eilte er zum Hafen.
Es war Isis in Begleitung von Nordwind.
»Ist Euer Besuch in Memphis förmlicher Art oder…?«
»Bringt mich bitte zum Palast.«
»Ist in Abydos vielleicht etwas Schreckliches geschehen?«
»Ich muss unbedingt sofort zum Pharao!«
Da sich Medes streng an die vereinbarten
Sicherheitsabsprachen hielt, hatte er seit dem Beginn der Anschläge der Widerstandskämpfer jedes Zusammentreffen mit dem Libanesen vermieden. Deshalb wusste er auch nicht, was sich im geistigen Mittelpunkt des Landes abgespielt hatte. Isis’ ernster Miene zufolge war aber wohl auch Abydos nicht verschont worden.
»Es ist uns gelungen, ein verheerendes Unglück zu verhindern, Majestät. Ohne die Aufmerksamkeit des befehlshabenden Offiziers, den Sobek ernannt hat, wären vergiftete Waren an die Bewohner von Abydos verteilt worden. Dann hätten wir zahlreiche Opfer zu beklagen gehabt.«
»War deine Untersuchung der Öle nicht eindeutig?«
»Doch, ich hatte Glück… Und der Kahle hat meine Ergebnisse bestätigt. Aber was ist mit Memphis… Wurde Memphis davor bewahrt?«
Trotz der festen Stimme des Königs und seiner
unerschütterlichen Miene spürte die junge Frau, wie sehr er innerlich litt. Sesostris war schwer getroffen worden, aber auch diese harte Prüfung würde ihn nicht davon abhalten, seinen Kampf fortzusetzen.
»Die Hauptstadt ist diesem grauenhaften Angriff nicht entgangen. Viele Bewohner sind tot.«
»Nur der Dämon der Finsternis, der die Akazie von Osiris töten will, kann der Urheber solcher abscheulicher Untaten sein«, vermutete Isis.
»Der Prophet… Ja, mit Sicherheit. Damit hat er uns gerade einen Beweis seiner Macht geliefert. Aber das ist noch längst nicht alles.«
»Ist es denn wirklich unmöglich, ihn ausfindig zu machen?«
»All unseren Anstrengungen zum Trotz ist er bisher unangreifbar. Ich hatte so darauf gehofft, Iker würde eine wertvolle Spur entdecken.«
»Hat er eine weitere Botschaft geschickt?«
»Nein, Isis.«
»Trotzdem ist er am Leben, Majestät!«
»Bleibe ein paar Tage in Memphis. Die Priesterinnen des Hathor-Tempels müssen die Verbrennungen der Opfer versorgen. Dabei wird ihnen dein Wissen sicher nützlich sein.«
Senânkh, der Große Schatzmeister, und Sehotep, der Träger des Königlichen Siegels, taten alles, was in ihrer Macht stand, um den Opfern zu helfen und so schnell wie möglich die Tempel, die Schreibstuben und Gebäude, die die Flammen zerstört hatten, wieder aufzubauen.
Sobek hatte die Aufgabe, die wenigen Zeugen zu befragen, die die Lieferanten der todbringenden Waren zu Gesicht bekommen hatten. In einem Punkt waren sich alle einig: Sie hatten diese Leute nicht gekannt. Entweder weil sie in einem anderen Stadtviertel wohnten oder weil sie von außerhalb der Stadt gekommen waren. In diesem Fall hätten sie Unterstützung von Helfern gebraucht, die sich in der Hauptstadt gut auskannten.
Die Helfershelfer waren genauso ungreifbar wie ihr Auftraggeber.
Alle übrigen Hinweise waren unklar und widersprüchlich. Warum hätte man auch diesen freundlichen, zurückhaltenden und eiligen Lieferanten besondere Aufmerksamkeit schenken sollen?
Es gab nicht eine einzige Spur. Und keinen einzigen Verdacht.
Sobek hätte seine Wut am liebsten laut herausgeschrien und sich auf den erstbesten Verdächtigen gestürzt – so sehr quälte ihn seine Ohnmacht. Er träumte davon, die stadtbekannten Verbrecher ins Gefängnis zu werfen und so lange mit dem Knüppel zu schlagen, bis sie ihm stichhaltige Hinweise lieferten. Aber Maats Gesetz verbot jegliche Folter, und der Pharao hätte ihm den Einsatz solcher Mittel nie verziehen. Warum bloß diese schwere Schlappe? Dafür gab es eigentlich nur eine einzige Erklärung: Der Feind hatte alle Spitzel von Sobek enttarnt. Das Netzwerk der Aufständischen beschäftigte unehrenhaft entlassene ehemalige Soldaten, die sich vollkommen in die Bevölkerung eingegliedert hatten und ihrem neuen Herrn mit unglaublichem Eifer dienten. Kein Verräter, kein Schwätzer und keiner, der sich kaufen ließ, war darunter! Wahrscheinlich war die Strafe im Falle von Versagen so fürchterlich, dass jedes Mitglied der Armee der Finsternis seine Aufgabe erfüllte und vorbehaltlos den Befehlen seines höchsten Herrn folgte.
Sobek blieb also nichts anderes übrig, als Geduld zu bewahren.
Früher oder später würden die Widerständler einen Fehler begehen, und wenn er noch so klein wäre. Das würde er sich dann zunutze machen.
Solange er
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