Der Weg des Unsterblichen
Sollte sie doch allein auf ihren geflügelten Ritter warten.
Doch auf einmal hörte ich direkt hinter mir Schritte, und noch bevor ich reagieren konnte, wurde ich herum gewirbelt und gegen einen Baumstamm gedrückt.
»Hallo, hallo, wen haben wir denn da?«
Ich spürte, wie mein Atem flatterte und meine Schultern nach unten sackten. »Sag mal bist du irre?! Du hast mich fast zu Tode erschreckt, du Idiot!«, zischte ich und versuchte innerlich fluchend, mein rasendes Herz zu beruhigen. Die trockene Rinde kratzte unangenehm an meiner Kopfhaut und ich spürte, wie kleine Zweige aus der Baumkrone auf mich herabrieselten.
Azriel lachte und seine karamell-goldenen Augen leuchteten vergnügt auf. »Was hast du denn befürchtet? Einen Dämon mit reißenden Zähnen, der dich auf der Stelle zerreißt oder einen Unsterblichen mit Handschellen im Gepäck?«
»Wohl eher den Unsterblichen.« Und das war keine Lüge. Bei der Vielzahl von Übergriffen auf Menschen, die mit Dämonen zusammen gearbeitet hatten, wurde ich doch langsam etwas nervös.
Azriel lachte. »Zehn Jahre. Und du hast Angst, dass man uns gerade jetzt erwischt?«
»Es wäre nicht das erste Mal.«
Seine Antwort war ein belustigter Laut, bevor er leicht den Kopf drehte und auf den Korb schaute, den ich vor Schreck fallen gelassen hatte. Äpfel und Brote lagen auf dem modrigen Boden kreuz und quer mit allerlei teuer aussehenden Make-up-Produkten. Monja würde mich definitiv ermorden.
»Picknick geplant?«
»Ich ganz sicher nicht. Diese Verrückte hat mich mitgeschleppt, weil sie unbedingt einen Unsterblichen kennen lernen will.« Jetzt war es nicht mehr zu unterdrücken und ich verdrehte genervt die Augen. Sie machte mich schlichtweg wahnsinnig.
»Da wird sie aber enttäuscht sein. In letzter Zeit kommen ständig Menschen hier hoch, um die Unsterblichen zu treffen. Wenn ich nur wüsste, wie sie darauf kommen, dass die hier herumspringen. Als hätten sie nichts Besseres zu tun, als ihre Himmelsfestung zu verlassen, um in der Menschenwelt in einem kleinen Wald einen Spaziergang zu machen.« Er brummte, und ich sah ihn überrascht an. »Wohnen sie echt im Himmel?«
Ich bereute meine Frage sofort, als Azriel mir einen sarkastisch-mitleidigen Blick zuwarf. »Armes, kleines Naivchen. Sie sind keine Engel, ihr Menschen habt ihnen diesen Namen gegeben, weil ihr gehofft habt, dass Gott sie geschickt hat. Weil ihr gehofft habt, dass sie euch Frieden bringen würden und Sicherheit. Echte Engel würden sich niemals dazu herablassen, auf die Erde zu kommen und Gott zu spielen.«
Ich spürte, dass meine Wangen zu glühen begannen. Warum wurde ich jetzt auch noch rot? »Mir ist vollkommen klar, dass sie keine Engel sind! Aber mir fällt auf, dass du ziemlich viel über die Unsterblichen weißt. Wo haben sie denn ihren Sitz, wenn nicht im Himmel?« Ich hob eine Augenbraue und versuchte, beiläufig zu klingen.
Azriel grinste. »Wieso, willst du ihnen Eier an die Tür werfen?«
»So ein Quatsch.« Innerlich schäumte ich, auch wenn ich es zu verstecken versuchte. Mal wieder musste ich mich über seinen ständigen Sarkasmus ärgern. Eigentlich konnte ich mich kaum an Gelegenheiten erinnern, in denen er mich ernst genommen hatte. Um weitereDiskussionen zu vermeiden, wechselte ich das Thema: »Die Unsterblichen haben heute auf ihre unvergleichlich charmante Art und Weise in unserer Schule Flyer verteilt. Es ging um eine Versammlung für morgen, Aniguel wird eine Rede halten. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass das etwas Schlechtes bedeutet.«
»Das wundert mich überhaupt nicht. Was die in letzter Zeit alles verhaftet haben… Wahrscheinlich hört ihr morgen ein paar hübsche, positive Disziplinen, die sie sich für ihre unartigen Kinder ausgedacht haben!«
Mich ärgerte, dass er das offensichtlich lustig fand, denn ich machte mir wirklich große Sorgen. Seit Neustem opferten die Unsterblichen immerhin sogar Menschenleben für ihre Zwecke. »Das betrifft dich genauso, Azriel. Die Unsterblichen geben sich die größte Mühe, deine Rasse in der ganzen Gegend auszulöschen.«
»Du weißt doch, wie es läuft, Noé. Sobald es mir hier zu heiß wird, bin ich weg. Ich bin nicht an diesen Ort gebunden.«
Wütend funkelte ich ihn an. »Dann verschwinde doch. Ich frage mich sowieso, was du noch hier machst!«
»Vielleicht tu ich das auch.«
»Schön!«
Azriel lachte, und diesmal klang es nicht sarkastisch. Dann lächelte er mich an. »Bist du sauer?«
Erst jetzt merkte ich, dass
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