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Der Weg des Unsterblichen

Der Weg des Unsterblichen

Titel: Der Weg des Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Lueck
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gesagt haben, dass sie Engel sind. Außerdem habe ich nie gesagt, dass ich sie nicht mag, ich kritisiere nur wie der neue Magistrat uns regiert, das ist alles.” Ich wandte mich an Lian. “Und wer weiß, vielleicht ändern sie ja jetzt etwas. Ich bin nicht interessiert, ihnen hinterher zu sabbern, sondern an ihrer Rede.” Ich hoffte wirklich, dass sie endlich etwas ändern würden, auch wenn ich es nicht glaubte. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
    Monja biss sich auf die Unterlippe und für einen Moment konnte ich förmlich weiße Rauchwölkchen aus ihrem Kopf aufsteigen sehen, bevor sie sich auf einmal bei mir unterhakte. “Wir müssen noch etwas Wichtiges wegen Bio besprechen, entschuldigst du uns?” Und damit zog sie mich weg und ließ den verdutzt dreinblickenden Lian inmitten der Menschenmenge stehen.
    Sie schleifte mich durch die hohen Glastüren nach draußen auf den Hof. Die Sonne schien hoch über dem grau gepflasterten Pausenhof, aber die Luft war trotzdem seit gestern sehr abgekühlt. Nur ein Grüppchen Raucher stand am Rand, jeweils eine Hand in die Manteltasche gesteckt, die andere zitternd wieder und wieder an den Mund führend.
    “Was ist denn jetzt schon wieder los?” Ich entriss mich dem Griff meiner besten Freundin, als sie langsamer wurde und rieb mir den Arm durch den dünnen, grünen Pullover. Ich hatte meine Jacke im Spind gelassen, denn ich hatte nicht mit einer Entführung nach draußen gerechnet.
    Monja schienen die kühlen Temperaturen nichts auszumachen, denn sie wippte munter auf ihren Absätzen hin und her, die glänzenden Augen auf mich gerichtet. “Die Engel sind morgen zu einer Versammlung hier…”
    Ich zog den Pulli über meine Hände und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor ich ihr einen düsteren Blick zuwarf. “Ich hoffe, dass du mich nicht deswegen hier rausgeschleppt hast,denn das habe ich gerade mit eigenen Augen auf einem Flyer gelesen, du erinnerst dich vielleicht?” Meine Augen wanderten zu ihren nackten Waden, auf denen sich schon Gänsehaut bildete. “Und wenn du dich erkältest und morgen ans Bett gefesselt bist, wirst du sowieso keine Gelegenheit haben, deine heiß geliebten Unsterblichen kennenzulernen. Glaub ja nicht, dass ich mir dann dein Gejammer anhöre.”
    “Noé, überleg doch mal!” Monja sah mich an, als hätte ich gerade etwas unglaublich Dummes gesagt und verdrehte die Augen. “Morgen bei der Versammlung werden tausende Menschen anwesend sein und die stehen doch alle auf die Engel. Da habe ich doch niemals eine Chance, an einen von ihnen heranzukommen!” Trotz der Worte, die sie im Normalfall im höchsten Maße deprimiert hätten, lächelte sie verschwörerisch.
    Meine Laune sank unter den Gefrierpunkt. Ich rieb mir die frierenden Arme und trat von einem Bein aufs andere, um meiner Freundin anzudeuten, dass mir wirklich kalt war. “Also nehme ich an, du hast wieder einen ganz tollenPlan?” Irgendetwas wirklich Dummes, nahm ich an.
    “Carola hat mir gesagt, dass in letzter Zeit immer mehr Engel im Wald gesichtet worden sind. Eigentlich habe ich ihr nicht geglaubt, du weißt ja dass sie öfters Unsinn erzählt, um sich wichtig zu machen.” Sie warf mir einen vielsagenden Blick zwischen ihren stark getuschten Wimpern durch und ich fühlte mich dazu verpflichtet, zustimmend zu nicken, obwohl ich keine Ahnung hatte, wer Carola war. “Naja, aber dann gab es in letzter Zeit öfter Verhaftungen und jetzt die Sache mit den Flyern…”
    “Du willst in den Wald gehen?” Ich hatte mit etwas Dümmeren gerechnet. Der Wald war nicht gefährlich, immerhin war ich oft dort und mir war noch nie etwas passiert. Aber wahrscheinlich gab es in ihrem Kopf noch ein paar kleine Details, von denen sie mir nichts erzählt hatte.
    “Kommst du mit? Ein kleines Picknick machen, wo ein paar Unsterbliche zufällig über uns stolpern könnten?”
    “Von mir aus, irgendjemand muss ja auf dich aufpassen.” Es war vielleicht keine gute Idee, Monja in so einer Situation allein zu lassen. Außerdem würde ich auf diese Weise vielleicht Azriel treffen und ihm berichten können, was ich erfahren hatte.
    “Super.” Monja sprang auf und klatschte begeistert in die Hände. “Dann lerne ich heute vielleicht meinen zukünftigen Mann kennen!”

5
    »Ist das jetzt wirklich dein Ernst?«
    Ich spürte, dass mir beinahe die Augen aus dem Kopf fielen, als Monja durch die olivgrüne Eingangstür ihres Einfamilienhauses schritt. Fast zwanzig Minuten hatte ich

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