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Der Weg des Unsterblichen

Der Weg des Unsterblichen

Titel: Der Weg des Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Lueck
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du das dämonische Gesindel also.« Die Stimme meines Vaters war nicht mehr, als ein grollendes Flüstern. »Du bist vom rechten Weg abgekommen, Nero. Denkst du ich kann wirklich zulassen, dass du hier herumstolzierst und deinem eigenen Sinn nach Gerechtigkeit nachgehst?«
    »Dieses ‚dämonische Gesindel‘, wie du ihn nennst, hat sein Leben geopfert, um meines zu retten! Du hingegen hast versucht mich umbringen zu lassen!«
    Mein Vater grinste bösartig. »Ich tat es nur, um dich zu schützen. Vor dem falschen Umgang, dem falschen Pfad. Du machst dich doch nur unglücklich mit diesem rebellischen Auftreten und mit dem, was du tust. Sieh dir doch nur einmal an, was in so kurzer Zeit aus dir geworden ist!«
    Ich biss krampfhaft die Zähne zusammen und merkte, dass sich Noés Hände noch fester in mein T-Shirt krallten. Mit leiser Stimme antwortete ich ihm: »Du hast nicht mehr zu entscheiden, was für mich der richtige oder falsche Umgang ist. Ab jetzt tue ich das selbst.«
    »Und um das zu untermauern, bist du hier hergekommen um mich zu töten?«
    Seine Worte erschreckten mich und kühlten meinen erhitzten Kopf wieder so weit runter, dass ich klar denken konnte. Ich war wütend, aber darüber durfte ich nicht den Verstand verlieren. Das war nicht mein Ziel gewesen, nicht für eine Sekunde.
    »Nein, Vater, wie bereits gesagt, bin ich gekommen um mit dir zu reden. Nicht mein Weg ist der falsche, sondern der, den du und der Magistrat eingeschlagen haben! Ihr müsst diesen Wahnsinn stoppen und aufhören, die halbe Menschheit in Kerker zu werfen. Und ihr müsst aufhören, die Dämonen abzuschlachten als wären sie wertloser Müll. Denn das sind sie nicht.«, sagte ich, bemüht darum, ruhig und vernünftig zu klingen.
    Nicht für eine Sekunde verschwand das siegessichere Lächeln aus seinem Gesicht, das mir Ströme von Gänsehaut über den Körper jagte. Sanft und vollkommen ungerührt schüttelte er sofort den Kopf. »Ich habe noch nie gehört, dass man ein friedliches Gespräch mit einer gezückten Waffe führt.«
    Ich stockte. Da hatte er wohl recht, auch wenn es mir nicht passte. Wenn ich jetzt nicht meinen Stolz und die grenzenlose Wut in mir vergaß, zumindest verdrängte, würde sich nie etwas ändern. Ich biss die Zähne zusammen, sicherte meine Waffe und warf sie vor meine Füße auf den Boden.
    »Nero, mach das nicht!«, quietschte Noé erschrocken hinter mir.
    Ich löste ihre Hand von meinem Shirt. »Bleib stehen und rühr dich nicht. Vertrau mir.«, flüsterte ich ihr zu und trat dann direkt vor meinen Vater, verbeugte mich leicht, wie ich es schon immer getan hatte.
    Er lächelte zufrieden. »So ist es schon besser. Du kannst frei sprechen.«
    »Vater, es gibt nicht den geringsten Grund, warum wir die Dämonen jagen müssen, du schätzt sie und ihr Wesen vollkommen falsch ein! Sie haben damals mit ihrem Aufstand einen Fehler gemacht, aber die Dämonen, die gegen euch standen, habt ihr doch längst wieder in ihre Welt zurückgedrängt. Ich habe einen Dämon kennengelernt und er opferte sein Leben, um meines zu retten. Das hätten die grausamen Wesen, von denen du mir erzählt hast, niemals getan.« Ich drehte mich etwas zur Seite, um auch Noé ansehen zu können, die mit zitternden Armen hinter mir stand. »Und auch in den Menschen irrst du dich. Sie sind keine Kleinkinder, die man herumschubsen kann. Aber sie verdienen unseren Schutz. Dafür haben wir doch unseren Platz an der Sonne aufgegeben, nicht wahr? Um sie zu beschützen. Nicht um sie in ein Gefängnis zu stecken, weil sie etwas tun, das uns nicht passt!«
    Das Lächeln meines Vaters wurde breiter, bösartiger. »Deine rührenden Worte mögen sicher wahr sein, das mag ich gar nicht abstreiten. Aber doch ändern sie an einerTatsache gar nichts: Dass Macht das Allerwichtigste ist.«
    Ich spürte, wie meine Augenbrauen zusammen wanderten. »Macht? Was hat das mit Macht zu tun?«
    »Manchmal zweifle ich daran, dass du wirklich mein Sohn bist.« Er seufzte, aber nicht ohne das seltsame Lächeln auf seinen Lippen zu verlieren. »Glaubst du diese ganzen Geschichten wirklich? Glaubst du, wir haben unseren Platz in Asytrum aus reiner Menschenliebe aufgegeben, nur um ihnen zu helfen?«
    Ich starrte ihn verständnislos an und hatte auf einmal das Gefühl, dass aus seiner Richtung eine unglaubliche Kältewelle über meine Haut strömte. Noch bevor ich irgendetwas sagen konnte, machte mein Vater eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. “Vielleicht ist es an der

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