Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg des Unsterblichen

Der Weg des Unsterblichen

Titel: Der Weg des Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Lueck
Vom Netzwerk:
war zu meiner Rechten, ich kannte den Raum noch von früher, als mein Vater mich ab und zu mit hineingenommen hatte. Schwungvoll stieß ich die zweiflüglige Tür auf und trat ein.
    Im nächsten Augenblick sahen Noé und ich in die erschrockenen Gesichter aller drei Magistratsvorsitzenden und außerdem in die Läufe der Pistolen von fünf Soldaten, die sich ebenfalls im Raum befanden. Noé schnappte entsetzt nach Luft und presste sich ängstlich an meinen Rücken, während ich kerzengerade im Raum stehen blieb und die drei ranghöchsten Männer unserer Welt ansah.
    Neben meinem Vater waren das noch zwei andere, die ich ebenfalls seit vielen Jahren kannte. Ezekeel war etwa im selben Alter wie mein Vater, auch wenn er längst nicht so majestätisch wirkte. Und das lag wohl auch an seinem Charakter, denn er war ein großer Verfechter der Ideale meines Vaters und ein ziemlicher Schleimbolzen. Caim hingegen war deutlich jünger als die anderen beiden, seine Haare waren schulterlang und zu einem Zopf gebunden und hatten auch noch keine silberne Farbe, sondern zeigten ein sattes Schwarz. Er war wohl der Einzige im Magistrat, der noch einigermaßen seinen eigenen Kopf hatte, obwohl ich bei ihm schon immer das Gefühl verspürt hatte, dass er nur zu gern der Welt beim Untergehen zusehen würde.
    Nach einer Schrecksekunde hob mein Vater beschwichtigend die Hände. »Was ist das denn für ein Überfall? Was soll das, Nero, hast du den Verstand verloren?«
    »Ich bin gekommen, um mit dir zu reden!« Meine Waffe zielte auf den Soldaten, der mir amnächsten stand und ich knurrte feindselig. »Schick sie raus.«
    »Was sind das denn für respektlose Sitten?« Mein Vater zog verärgert die Augenbrauen zusammen. »Du wirst mir sofort erklären, was zur Hölle in dich gefahren ist!«
    »Schick sie raus!«, brüllte ich noch einmal, meine Stimme triefte vor Wut. Er hatte es gewusst. Er hatte gewusst, dass ich kommen würde, um Noé zu befreien. Dass ich es zumindest versuchen würde. Und er war es gewesen, der den Soldaten aufgetragen hatte, wenn nötig auf mich zu schießen. Dass Azriel tot war, war die Schuld meines Vaters.
    Für eine Sekunde warf er mir den kältesten Blick zu, den er auf Lager hatte. Als mein Vater aber merkte, dass ich nicht darunter zusammen zuckte und keinerlei Angst zeigte, knurrte er leise.
    »Geht.«, herrschte er die Soldaten an. Ezekeel und Caim zuckten zusammen, scheinbar waren sie nicht sonderlich scharf darauf, ohne Schutz mit mir in einem Raum allein zu sein.
    Vater warf den Soldaten den gleichen Blick zu, den er vor wenigen Sekunden auch mir geschenkt hatte und diese senkten sofort die Köpfe und verließen den Raum.
    »So.« Ich entsicherte die Waffe und verengte die Augen zu Schlitzen.
    »Und jetzt reden wir.«

22
    »Was hat das zu bedeuten, Aniguel?«, keuchte Ezekeel entrüstet. Er war genauso in sich zusammengekauert, wie ich es von ihm gewohnt war. »Warum steht dein Sohn mit erhobener Waffe mitten in unserer Besprechung?«
    Caim gab einen belustigten Laut von sich. »Das verspricht, interessant zu werden.«
    »Ich wüsste auch nur zu gern, was das zu bedeuten hat.« Mein Vater lächelte mich von oben herab an, aber sein Gesicht blieb kalt wie ein Eisblock. »Du hast das Mädchen also befreit? Ich konnte die Geschichte erst nicht glauben, alsdieser kleine Mensch sie erzählt hat. Aber anscheinend hat er doch nicht gelogen. Was ist mit den Wachen? Haben sie dich nach einigem Betteln doch hindurchgehen lassen, konntest du sie überlisten? Muss ich sie etwa aus ihrem Posten entlassen?«
    »Das wird nicht nötig sein.«, brummte ich. »Du kannst ihre Reste vom Boden der Eingangshalle kratzen, wenn du das Verlangen danach verspürst.«
    Mein Vater und Caim warfen mir einen überraschten Blick zu, während Ezekeel entsetzt zusammenfuhr und noch ein Stück von mir abrückte.
    »Du willst mir ernsthaft erzählen, dass du den Mut aufgebracht hast, zwei deiner eigenen Leute umzubringen?« Mein Vater lachte höhnisch und donnernd auf. »Als würde ich dir das glauben. Du bist ein emotionaler Schwächling geworden und egal, wie und warum du dich auf einmal auch der falschen Seite verschrieben hast, du hättest niemals im Leben den Mumm, jemanden zu töten.«
    Ich richtete mich kerzengerade auf und atmete tief durch, bevor ich ihm antwortete: »Du hast recht, ich selbst habe sie nicht getötet. Ein Freund hat es getan, um mich vor den Leuten zu retten, die du auf mich angesetzt hast.«
    »Einen Freund nennst

Weitere Kostenlose Bücher