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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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den Schultern und kaute auf meinen Lippen herum.
    » Es wird Zeit, dass du redest, Kid.«
    Also tat ich das. Ich erzählte ihm alles, von Anfang an, von der ersten Nacht in dem Durchgang bis hin zu Evangelines Verrat. Ich erzählte ihm von der Prophezeiung und von Luc, obwohl ich in der Hinsicht nicht ins Detail ging. Ich breitete alles vor ihm aus, und es traf mich heftig, wie vollkommen ich schon wieder versagt hatte. Als ich fertig war, waren meine Augen vom Weinen verklebt, und meine gepeinigte Kehle konnte kaum ein Flüstern hervorbringen.
    » Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
    » Größtenteils.« Ich schlang die Arme um mich. Mein Pullover war ruiniert, und jetzt, da ich nur noch ein Top trug, wurde mir einfach nicht warm.
    » Ich weiß nicht, wie ich dich davor beschützen soll«, sagte er. » Können wir dich woandershin bringen? Sodass du irgendwo ganz neu anfangen kannst? Billy hat viele Kontakte in Boston. Vielleicht in Portland? Portland ist gut.«
    » Ich ziehe nicht nach Portland«, sagte ich. » Außerdem bin ich jetzt aus der Sache raus.«
    » Du hättest heute Abend sterben können, Mo. Als ich in den Raum gekommen bin, hast du für mich wie ein verdammtes Römisches Licht ausgesehen, so sehr hast du geleuchtet. Ich konnte deine Knochen sehen. Und all die Lichter, die da herumtanzten, und diese Dinger…«
    » Düsterlinge.«
    » Genau. Sie sind geradewegs auf dich zugekommen, und ich konnte nichts anderes denken, als dass sie dich niedermetzeln würden, bevor ich zu dir gelangen konnte.«
    » Es tut mir leid«, flüsterte ich und begann so heftig zu zittern, dass mir die Zähne klapperten.
    Er stand auf und holte eine dicke, cremefarbene Wolldecke von der Sofalehne. » Hier.«
    Ich schlang sie mir um die Schultern, dankbar für die Wärme, und stützte das Kinn in die Hände. Er setzte sich wieder hin und musterte mich genau, aber ich konnte ihm nicht in die Augen blicken.
    » Kowalski ist tot«, sagte ich, unfähig, meine Stimme am Zittern zu hindern.
    » Ja.«
    Wasser. Ein Glas Wasser würde meine Kehle beruhigen und es mir ersparen, Colins Gesichtsausdruck sehen zu müssen. Ich ging zur Spüle und drehte den Wasserhahn auf, wobei ich die Decke weiter um mich geschlungen hielt. » Er hat eine Tochter in meinem Alter. Wusstest du das?«
    » Das wusste ich nicht.«
    Ich versuchte mich an das zu erinnern, was Kowalski mir über sie erzählt hatte. » Jenny«, sagte ich schließlich. » Sie heißt Jenny.«
    Colin schwieg eine Weile und erklärte dann: » Es ist etwas wert, dass er versucht hat, dich zu beschützen, Mo. Es ist ehrenhaft.«
    Ein schwacher Trost für Jenny. Ich stemmte mich auf die Granitplatte der Theke hoch und ließ den Kopf gegen den Küchenschrank hinter mir sinken. » Vielleicht. Meistens versuchen Leute, die sagen, dass sie mich beschützen wollen, nur mit besserem Gewissen zu lügen. Wie meine Familie. Oder Luc. Oder sogar Verity. Ist dir das schon aufgefallen?«
    Er antwortete vorsichtig: » Schon möglich, dass deine Familie über mehr Belange lügen muss als andere.«
    » Es geschehen schlimme Dinge, wenn jemand versucht, mich zu beschützen. Verity hat es versucht und ist dabei ums Leben gekommen. Kowalski hat es versucht und ist auch ums Leben gekommen. Die Düsterlinge hätten beinahe auch dich erwischt.« Ich dachte an Luc, der mich zurückgerissen hatte, bevor die rohe Magie mich hatte verschlingen können. » Schlimme Dinge«, wiederholte ich und verlagerte meinen Blick von der Zimmerdecke zu seinem Gesicht. » Und es ist dein Job. Du bist gefeuert.«
    Er lächelte zum ersten Mal in dieser Nacht, stand auf und kam durchs Zimmer zu mir herüber. » Das haben wir doch schon besprochen. Du kannst mich nicht feuern.«
    » Ich habe es eben getan.«
    » Billy…«
    » Billy darf keine Entscheidungen mehr für mich treffen. Es gab nie einen Mordauftrag, der mir galt. Ich bin für Evangeline nicht mehr nützlich, also geht auch von ihr keine Bedrohung aus.«
    » Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagte er stirnrunzelnd.
    Ich machte eine abwehrende Handbewegung. » Du solltest nicht in meiner Nähe sein.«
    Er legte die Hände auf die Arbeitsplatte. » Ich bin aber gern in deiner Nähe, also hör auf damit. Ich gehe nirgendwohin.«
    Die Stille senkte sich über uns. Mein Kopf fühlte sich schwebend und losgelöst an. Colin beschwerte sich nicht, als ich mich vorbeugte und den Kopf auf seiner Schulter ruhen ließ; er legte nur einen warmen, starken Arm um mich. Er roch

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