Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)
zog mich etwas zurück, um seine Augen zu sehen, die, dunkel und glitzernd wie der See bei Nacht, mein Gesicht nach etwas Unbekanntem absuchten.
» Sag mir, dass ich aufhören soll«, verlangte ich noch einmal, und als ich mich diesmal vorbeugte, tat er es auch. Seine Hand glitt auf meinen Rücken.
Es war anders, als Luc zu küssen. Irgendwie beständiger und leichter. Colin schmeckte sauber und scharf, und ich spürte, wie ich mich in das Begehren sinken ließ, das mich durchlief. Er trat zwischen meine Beine und zog mich enger an seine feste, breite Brust; die Hitze seiner Haut versengte mich beinahe durch den Stoff hindurch. Ich zupfte am Saum seines T-Shirts, und er hörte lange genug auf, mich zu küssen, um es abzustreifen und zum Couchtisch hinüberzuwerfen. Er hielt inne, sah auf mich herunter, streifte mir den Träger meines Unterhemds ab, sodass eine Schulter nackt war, und strich mit den Fingerspitzen langsam an meinem Hals hinab. Ich beugte mich vor, um ihn noch einmal zu küssen, und bekam angesichts des Verlangens, das sich in meinem Blut aufbaute, kaum noch Luft.
Sein Haar war flaumiger, als es aussah– er trug es so kurz, dass ich damit gerechnet hatte, dass es sich rau und stoppelig anfühlen würde, aber es war daunenweich, und ich fuhr mit den Fingern hindurch, dann die breite Fläche seines Rückens hinab, erschrocken, dort auf Narben zu stoßen.
Seine Zähne streiften mein Schlüsselbein, und ich wimmerte, zog seinen Mund wieder auf meinen, trank seinen Geschmack wie das Ende des Sommers, ganz Licht und Hitze und langsames Brennen. Meine Fingerspitzen schlangen sich um seine Gürtelschlaufen, und er stieß sich plötzlich hoch; seine Hände umgaben mich wie ein Käfig, während sein Atem schnell und schwer ging.
» Was ist?«
Er lehnte die Stirn gegen meine und schloss die Augen. » Wir müssen aufhören.«
» Was? Warum? Das habe ich doch vorhin nicht ernst gemeint.«
» Ich weiß. Aber wir müssen.« Er zog die Träger meines Unterhemds hoch und strich mir das Haar glatt.
» Warum?« Ich wünschte, ich hätte die Decke zurückgehabt, um mich vor dem, was er sagen würde, verstecken zu können.
» Schau, es wäre nett, zusammen ins Bett zu fallen, aber das wird alles andere nicht verschwinden lassen.«
Alles andere wie Luc, meinte er. Unglaublich, wie der Kerl einem alles ruinieren konnte, ohne auch nur im Zimmer zu sein. » Du sagst nein.«
» Es ist zu kompliziert. Alles an dir ist kompliziert. Dein Alter und dein Onkel, du und Verity und Luc und die Magie. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine Möglichkeit gibt, sich all dem zu entziehen.«
Ich würde nicht weinen. Ich würde nicht weinen. Stattdessen biss ich mir so kräftig auf die Zunge, dass das Blut nach Kupfermünzen schmeckte. » Toll, wie du da den leichtesten Ausweg wählst, Colin. Das sind alles lausige Gründe.«
Er nickte müde. » Vielleicht. Aber auch wenn sie nicht da wären, würde ich immer noch nein sagen.«
Ich drehte mich weg. » Wow. Danke dafür, dass du es mir so schonend beibringst.«
Er trat wieder auf mich zu, packte meine Handgelenke und hielt mich fest. Ich starrte den Granit unter mir an und versuchte wie verrückt, verärgert statt gedemütigt zu sein. Er beugte sich zu mir, und seine Stimme kratzte über meine Haut. » Ich habe es dir doch gesagt. Du bist kompliziert. Ich mag nichts Kompliziertes, Mo. Ich mag keine Beziehungen. Ich mag es einfach und ohne Verpflichtungen, und mit dir gehen mehr Verpflichtungen einher als mit einem verdammten Ordensgelübde. Und das Schlimmste daran ist, dass es mir nichts ausmacht.«
» Was ist also das Problem?«
» Sieh mich an.«
Es dauerte ewig. Es fühlte sich an, als ob Sterne ausbrannten und neu geboren wurden, bevor ich die Kraft dazu aufbringen konnte. Als es mir endlich gelang, den Kopf zu wenden, verzog sich sein Mund nur Zentimeter von meinem entfernt, seine Augen waren obsidianschwarz, und unser Atem vermischte sich, als er, jedes Wort langsam und deutlich wie ein Versprechen, sagte: » Ich werde nicht dein Prellbock.« Ich setzte zu einem Protest an, aber er schnitt mir das Wort ab. » Das solltest du besser als irgendjemand sonst verstehen. Regle, was zwischen dir und Luc steht. Entscheide dich, was du willst, nicht nur von mir, sondern von deinem Leben. Wenn du das getan hast– nicht eher–, können wir den Rest ordnen.« Er ließ meine Hände los und trat zurück. » Kapiert?«
Ich nickte; ich traute mir selbst nicht genug, um zu
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