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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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und den Düsterlingen die Stirn geboten. Ich hatte die Hände in Magie getaucht und es überlebt. Ich hatte mich Colin an den Hals geworfen und auch das überlebt. Ich hatte Luc und der Sturzflut den Rücken gekehrt. Da konnte ich doch bestimmt mit einer Vertreterin der College-Zulassungsstelle zurechtkommen.
    Schwester Donna verteilte zierliche Porzellantassen, die mit dampfendem Earl Grey gefüllt waren. Jill saß bereits auf einem Stuhl und sah so munter und vorbildlich aus, wie Lena vorhergesagt hatte – sie strahlte vor guter Gesundheit, Arbeitseifer und wertvollem sozialen Engagement, während ich wie eine Kreuzung zwischen Morticia Addams und Lucille Ball aussah, nur weniger bei Sinnen.
    » Erzähl mir von deinem Sommer, Mo«, sagte die NYU -Vertreterin.
    Schwester Donna ließ beinahe die Teekanne fallen, und Jill lächelte hinter ihrer Tasse.
    » Wir haben alle ein paar schwierige Monate hinter uns«, mischte sich Schwester Donna ein. » Wir haben ein Mitglied unserer St.-Brigid-Familie verloren, eine gute Freundin von Mo…«
    Zu erschöpft, um den heißen Brei herumzureden, sagte ich: » Sie ist ermordet worden.«
    Die Vertreterin wedelte hilflos mit der Hand. » Mein herzliches Beileid! Was für ein fürchterlicher Verlust.«
    Jill schüttelte den Kopf, ein Musterbild gefasster Trauer. » Verity war ein wunderbarer Mensch. Diese Tragödie hat uns allen sehr zu schaffen gemacht, aber ich glaube, sie hat uns zugleich motiviert. Dass wir sie verloren haben, hat uns gelehrt, keinen einzigen Tag als selbstverständlich hinzunehmen, über kleinliche Sorgen erhaben zu sein und uns zu bemühen, unser Potential auszuschöpfen. Findest du nicht auch, Mo?«
    Was für eine Schande, dass es unter Jill keine magischen Risse gab, die sie hätten verschlingen können. » Absolut«, murmelte ich und nippte noch einmal an meinem Tee.
    Zur Ehre der Vertreterin sei gesagt, dass sie noch einen Versuch machte. » Wir ihr beide wisst, ist eure Entscheidung, euch früh zu bewerben, ein Hinweis darauf, dass die NYU eure erste Wahl ist. Was an unserer Institution spricht euch denn an?«
    Jill ließ sich die Chance nicht entgehen. » Nun, natürlich Ihr exzellenter akademischer Ruf, und auch dass Ihnen Vielfalt so wichtig ist. Da ich in einem Innenstadtviertel aufgewachsen bin, bedeutet mir das sehr viel. Außerdem glaube ich, dass bei Ihnen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Ressourcen, die eine große Universität zu bieten hat, und der persönlichen, intimen Erfahrung kleiner Seminare besteht.«
    Hatte sie eine Broschüre im Ärmel versteckt? Hatte sie die Fragenliste im Voraus gesehen? Ich hatte keine Chance, mit Jill und ihrem Koedukations-Komplettpaket mitzuhalten. Was konnte ich schon sagen? Dass ich so weit weg von meiner Familie wollte wie möglich? Und dass ich, wenn ich dort ankam, verschwinden können wollte?
    » Mensch, Jill«, sagte ich und ließ so viel falsche Fröhlichkeit in meine Stimme einfließen, wie ich nur konnte, » da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Eine hochwertige Ausbildung, die tolle Lage… Was könnte man sich mehr wünschen?«
    » Jill hat erwähnt, dass sie vorhat, Medizin zu studieren. Wenn ich recht verstehe, interessierst du dich ebenfalls für Naturwissenschaften, Mo?«
    Endlich eine Frage, die ich beantworten konnte, ohne in ein Minenfeld zu treten. » Wahrscheinlich Biochemie. Ich arbeite gern im Labor und weiß, dass Sie gerade ein neues Institut eröffnet haben. Es wäre wirklich ein Privileg, dort zu studieren«, sagte ich und versuchte, wie das Laborpendant zu Lassie zu klingen– verlässlich, fleißig und in der Lage, alle Doktoranden wieder herauszufischen, die vielleicht in den Brunnen gefallen waren.
    » Na, wir wissen deine Begeisterung zu schätzen. Stammst du aus einer Familie von Wissenschaftlern?«
    » Nein, ich wäre die erste.« Ich hoffte, dass ihr meine zusammengebissenen Zähne und Jills hämisches Lächeln nicht auffielen.
    » Ich fand die Diskussion darüber, was angeboren und was erlernt ist, schon immer interessant«, sagte sie. » Wie steht ihr zu dieser Debatte? Gibt es etwas, das ihr von euren Familien geerbt habt, das euch wirklich… nun, ihr wisst schon… zu der Person macht, die ihr seid?«
    Schwester Donna war ein bisschen grün im Gesicht.
    » Oh, da lasse ich dir den Vortritt, Mo«, sagte Jill. » Ich will ja nicht das ganze Gespräch an mich reißen.«
    » Wow, Jill, danke. Du bist so rücksichtsvoll.« Ich stellte meine Teetasse ab. » Ich

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