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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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haselnussbraun und weit auseinanderstehend. Die Ähnlichkeit war mir bisher noch nie aufgefallen.
    Unser Sofa hatte schon bessere Tage gesehen: Die abgenutzten Stellen des ausgeblichenen blauen Brokats waren hinter den Gobelinkissen meiner Urgroßmutter und der ordentlich gefalteten gelben Wolldecke versteckt, die meine Mutter gestrickt hatte, als ich ein Baby gewesen war.
    An einer Wand standen Bücherregale mit alten Lexika, Büchern über Irland, alten Ausgaben von National Geographic und Massen von Kochbüchern, die sich um den Fernseher drängten. Usambaraveilchen und andere Topfpflanzen standen in regelmäßigen Abständen dazwischen.
    Es war alles erbarmungslos ordentlich und gerade noch diesseits von schäbig, und ich fragte mich, was Colin davon hielt. Seine sorgfältige Bestandsaufnahme des Hauses schien jede Einzelheit zu erfassen– nichts entging seiner Aufmerksamkeit–, aber abgesehen von seiner Bemerkung über das Foto zeigte er keine äußere Reaktion.
    Er ging zurück in die Küche, sah sich die Resopalplatten an, die so gründlich geschrubbt waren, dass sie ihren Glanz verloren hatten, das Mustertuch in Kreuzstickerei, das über dem Küchentisch hing, und das kleine Weihwasserbecken neben der Hintertür.
    » Möchtest du etwas trinken?«, fragte ich und ging zum Kühlschrank. » Wir haben Wasser, Limonade… Eistee… Milch? Cola light?«
    Er schüttelte ablehnend den Kopf und ging weiter durch den Raum. Er trat durch die Hintertür auf die abgeschirmte Veranda mit ihren uralten Korbmöbeln und der Verandaschaukel. Sie war mein Lieblingsplatz im ganzen Haus. Die Decke war himmelblau, der Boden glänzend grün. Verity und ich hatten sie im Sommer, bevor wir auf die Highschool gekommen waren, selbst gestrichen. Obwohl es dort nur einen einzigen Ventilator statt einer Klimaanlage gab, war es auf der Veranda kühl und behaglich. Ich konnte Verity immer noch dort sehen, auf der Schaukel ausgestreckt, ein Bein über die Rückenlehne geschlungen, während sie mit dem anderen sanft schaukelte. Sie hatte in der neuesten People -Ausgabe gelesen, über Promifrisuren gelästert und darüber, welcher ehemalige Kinderstar diese Woche öffentlich die Fassung verloren hatte. Der Schmerz traf mich so plötzlich und heftig, dass ich den Türrahmen packen musste, um mich abzustützen, und darum rang, meine Tränen unter Kontrolle zu halten.
    Nach zwei Minuten kam Colin zurück.
    » Ist dein Zimmer oben?« Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er auf die Treppe zu.
    Ich ließ die Tür los. » Ja, aber… Warte. Kannst du eine Minute warten?«
    » Eine Minute«, sagte er, aber ich sauste schon an ihm vorbei, und meine Sandalen klapperten auf dem Holz.
    Ich riss die Tür auf. Seit siebzehn Jahren erzählte meine Mutter mir warnend, dass ich auch ja mein Zimmer ordentlich halten sollte, falls jemand überraschend vorbeikam, und ich hatte sie ignoriert. Jetzt sah es, ganz wie sie vorhergesagt hatte, so aus, als sei ein Tornado durchgezogen.
    Ich raffte einen Armvoll Kleider hoch und stopfte sie in den Einbauschrank, ohne darauf zu achten, ob sie schmutzig oder sauber waren; dann lehnte ich mich gegen die Schranktür, bis sie endlich einrastete. Ich schob den verfänglichen Stapel aus Cosmo- und Teen-Vogue- Heften mit dem Fuß unters Bett, fegte mit dem gesunden Arm alles Make-up, den Haarkram und die Anti-Pickel-Creme in eine offene Schublade und zog schnell die rosa-grüne Steppdecke zurecht.
    » Mo!«, rief Colin. » Herrgott noch mal, renovierst du da oben, Kid?« Seine schweren Schritte ertönten auf der Treppe.
    » Nur eine Sekunde!« Auf meinem Nachttisch saß Bogart, der Teddy aus meiner Kindheit; das Fell war abgenutzt, und ein Auge fehlte. Kein Wunder, dass Colin glaubte, dass ich noch ein Kind war. Mit einer stummen Entschuldigung stopfte ich den armen Bogart hinter mein Kopfkissen, ließ mich dann wieder auf dem Bett nieder und versuchte, gleichgültig dreinzublicken.
    Colin füllte die Tür aus, und als er ins Zimmer trat, wirkte alles darin klein und wie Spielzeug. Die weißgoldenen Möbel, die schon meiner Mutter gehört hatten, wirkten in seiner massigen, männlichen Gegenwart winzig und klapprig.
    Er überprüfte den Fensterriegel und sah sich die Aussicht an. » Schleichst du dich oft hinaus?«
    » Was? Nein!« Dieses eine Mal sagte ich die Wahrheit.
    » Das bleibt auch weiter so. Gib mir dein Handy.« Er streckte mir erwartungsvoll die Hand hin.
    So viel zum Thema Kennenlerngespräch. Ich seufzte. Da

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