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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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die Erlaubnis, die Tüte fallen zu lassen.«
    Er schnaubte. » Sind wir schon fertig?«
    Ich nickte.
    » Zurück zum Truck.« Er machte eine Kopfbewegung in Richtung Diner, und ich reichte ihm noch zwei Tüten.
    Ich bin ziemlich sicher, dass es mir gelang, das selbstgefällige Grinsen aus meinem Gesicht fernzuhalten, zumindest, bis er mich nicht mehr sehen konnte. Einen Moment lang fühlte es sich an, als wäre Licht durch die klebrigen Lagen von Trauer und Zorn gebrochen, die mich erstickten, als wäre ich ein normales Mädchen, das an einem Sommernachmittag mit einem süßen Jungen herumalberte. Und dann verschwand das Licht, denn wie konnte ich mich so fühlen, wenn Verity nicht mehr da war?
    Colin ging den ganzen Weg zurück zum Diner neben mir her, stumm und wachsam. Er war ein Problem. Wie sollte ich Veritys Mörder zur Strecke bringen, wenn er immer nur einen halben Meter entfernt war? Er würde meinem Onkel davon erzählen, und dann würde ich keinen Leibwächter mehr brauchen, weil ich in meinem Zimmer eingesperrt sein würde. Ja, eindeutig ein Problem.
    Wir erreichten den Truck, einen verbeulten und rostigen roten Ford, und Colin warf die Lebensmittel auf die Ladefläche neben einen glänzenden, stählernen Werkzeugkasten, dessen Schloss so groß wie meine Faust war. Was auch immer Onkel Billy ihm bezahlte, es bewegte sich nicht auf demselben Niveau wie Elsas Honorar. Anscheinend war es wichtiger, mich aus dem Knast herauszuhalten, als zu verhindern, dass ich ums Leben kam. Es war zickig, das zu denken oder gar auszusprechen, und so presste ich die Lippen zusammen und kletterte ins Fahrerhäuschen. Es war kleiner, als ich erwartet hatte, und die Sitzbank war mit grauem Stoff bezogen. Es roch nach Kaffee und Sägespänen, und auf dem Sitz lag ein zerlesenes Exemplar eines Steinbeck-Romans.
    Colin stieg einen Augenblick später ein und beugte sich vor, um sich unter seinem Hemd hervor eine Pistole aus dem Kreuz zu ziehen.
    Zum zweiten Mal, seit ich ihn kennengelernt hatte, sackte mir der Unterkiefer herunter. Er stellte irgendetwas mit dem Griff der Pistole an und schob sie ins Handschuhfach. Dann lehnte er sich auf dem Sitz zurück, steckte den Schlüssel in die Zündung und nagelte mich mit einem Blick aus Augen fest, die so dunkel waren, dass sie wie Obsidian wirkten.
    » Nicht anfassen«, knurrte er. » Kapiert?«
    Ich achtete sehr darauf, mich kein bisschen zu bewegen.
    » Das nehme ich als ja.« Er machte Anstalten, den Truck zu starten.
    » Du hast eine Pistole?« Dumme Frage. Sie lag zwölf Zentimeter von mir entfernt hinter einem dünnen Plastikstück. Ich schmiegte mich tiefer in den Sitz. Colin antwortete nicht.
    » Weiß mein Onkel davon?«
    Colins Blick implizierte eindeutig, dass es, wenn ich so dämlich war, vielleicht besser sein würde zuzulassen, dass die Bösen mich schnappten.
    » Natürlich weiß er es«, sagte ich und beantwortete so meine eigene Frage. » Pistolen sind in der Stadt verboten, weißt du?«
    Colin holte tief Luft und umklammerte das Lenkrad, ohne Zweifel, um sich davon abzuhalten, mich zu erwürgen.
    Ich versuchte es noch einmal. » Schusswaffen sind gefährlich.«
    » Das ist ihr Sinn und Zweck. Es ist besser, wenn du deiner Mutter nichts davon erzählst.«
    » Meinst du?«, fragte ich sarkastisch. » Du weißt, wie man damit umgeht, nicht wahr?«
    » Ich habe eine ganz brauchbare Vorstellung.« Er drehte den Schlüssel etwas kräftiger als nötig in der Zündung.
    » Hast du schon mal jemanden erschossen?«
    Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer. Er antwortete nicht, was nicht gerade tröstlich war. Allerdings würde eine Pistole vielleicht ganz nützlich sein, wenn ich Veritys Mörder aufspürte. Zum Schutz.
    Ich beäugte das Handschuhfach. » Bringst du mir bei, damit zu schießen?«
    » Nein.«
    » Wenn Leute hinter mir her sind, sollte ich in der Lage sein, mich selbst zu verteidigen.«
    » Nein.«
    » Aber ich…«
    » Mo.« Wir hielten an einer Ampel, und er warf mir einen Blick zu. » Wenn jemand so nahe an dich herankommt, dass du eine Pistole brauchst, um dich zu verteidigen, dann ist er an mir vorbeigekommen. Und wenn er an mir vorbeigekommen ist, wird eine Pistole dir auch nicht mehr helfen.« Sein Gesichtsausdruck war ernst, aber nicht besorgt, als sei es ein Ding der Unmöglichkeit, dass so etwas geschehen könnte.
    Allerdings hatte ich zuletzt zu viele Dinge der Unmöglichkeit erlebt, um mich davon getröstet zu fühlen. Die Ampel sprang um, und er bog ab,

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