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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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dauern?«, fragte ich und versuchte, das hohle Gefühl in meiner Brust zu ignorieren.
    Evangeline lächelte, und ihre Augen funkelten wie die einer Katze. » Nicht so lange, wie du wohl erwartest.« Sie deutete auf eine Öffnung, die in die Wand geschnitten war. » Dahinter liegt ein kleines Wasserbecken; bade, zieh dir die Kleidung an, die für dich bereitliegt. Ich rufe Lucien. Wenn du fertig bist, fangen wir an.«
    Ich ging langsam durch den engen Gang und strich mit den Fingern über raue Steinwände. Der Gang erweiterte sich plötzlich zu einem Zimmer, in dessen Mitte sich ein kreisförmiges Becken befand. Steinstufen führten ins Wasser hinab, und Licht von einem Dutzend kleiner Fackeln ließ die Oberfläche flackern und funkeln.
    Ich ging um den Rand des Beckens herum zu einer hölzernen Bank und streifte mir die Schuhe von den Füßen, während ich mich unbehaglich umschaute. Jeder hätte hereinkommen und mich sehen können. Bevor ich die Nerven verlor, schlüpfte ich aus meinen Kleidern und glitt ins Wasser.
    Es war so warm wie ein Whirlpool, und das Wasser reichte mir bis an die Schultern. Ich ließ mich für ein paar Minuten treiben und mir die Hitze bis in die Knochen dringen, in der Hoffnung, dass das meine flatternden Nerven beruhigen würde. Mein Haar wurde schwer, als es das Wasser aufsog, und ich ließ mich unter die Oberfläche sinken. Es war verlockend, einfach von der Wärme umfangen hierzubleiben und nur meinen eigenen Herzschlag zu hören, während mein ganzer Körper schwerelos war. Aber am Ende musste ich auftauchen, um Luft zu holen.
    Ich konnte es schaffen. Wir konnten die Sturzflut aufhalten, und dann würde ich meiner Wege gehen. Was auch immer mich mit Luc verband, würde sich entbinden müssen. Veritys Welt war nicht meine. Wenn ich in den letzten paar Wochen eines gelernt hatte, dann das– und es gab keinen Grund für mich, länger zu bleiben, als ich musste. Mein eigenes Leben mochte ja eine Katastrophe sein, aber ich verstand die Regeln, oder zumindest die meisten von ihnen. Die Funktionsweise der magischen Welt würde ich nie verstehen– und auch die Menschen in ihr nicht. Warum sollte ich mir die Mühe machen, es zu versuchen?
    Ich würde das hier als bloßen Job betrachten, so, wie Colin mich sah. Etwas, in das man sich besser nicht verstrickte. Vor meinem geistigen Auge blitzte das Bild meiner Hand auf seinem Ärmel auf, seiner Finger, die sich um meine schlossen. Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm morgen erzählen sollte, aber es würde nicht die Wahrheit sein, und deswegen hatte ich ein schlechtes Gewissen.
    Ich tauchte den Kopf ein letztes Mal unter Wasser und stieg dann aus dem Becken. Auf der Bank lag zusammengefaltet ein dickes weißes Handtuch, und ich schlang es um mich. Nach der Wärme des Wasserbeckens bescherte die kühle Luft im Raum mir eine Gänsehaut, und ich kuschelte mich in den flauschigen Baumwollstoff und drückte mir die Haare so gut aus, wie ich konnte. Die Kleidung, die Evangeline erwähnt hatte, hing von einem Eisenhaken an der Wand.
    Es war ein Kleid aus dunkelblauer Seide, die mit sternengleichen silbernen Fäden durchwirkt war. Ich ließ es mir über den Kopf gleiten und umfasste meine nackten Arme, als der Saum sich um meine Knöchel legte. Mir zitterten die Hände, als ich mir mit den Fingern durchs Haar fuhr.
    Mir blieb nichts zu tun, als zurückzukehren. Als ich durch den Flur tappte, fragte ich mich, ob Verity sich über die Prophezeiung geärgert hatte. Hatte sie das Gefühl gehabt, dass sie ihr die Freiheit raubte? Oder hatte sie so sehr daran geglaubt, dass kein Platz für Ärger geblieben war, wie es auch bei Luc zu sein schien?
    Der Weg zurück in den Hauptraum kam mir kürzer vor, ganz gleich, wie langsam ich mich bewegte. Luc war eingetroffen, und er sprach mit Evangeline, zu leise, als dass ich es hätte hören können. Er trug weite Hosen aus dem gleichen Stoff wie mein Kleid, aber kein Hemd. Ich presste die Lippen aufeinander.
    » Ich dachte, du würdest vielleicht versuchen, eine Hintertür zu finden«, sagte er, als er mich sah. Sein Tonfall war heiter, aber sein Gesichtsausdruck war umwölkt, als sein Blick über mein Gesicht huschte.
    » Pech gehabt«, sagte ich.
    » Bist du bereit?« Er streckte eine Hand aus und winkte mich heran.
    Ich konnte nicht sprechen. Mein Mund fühlte sich an, als wäre er voll Watte, meine Haut fiebrig, und ich starrte ihn an, die Form seines Mundes, so weich gegen seine Gesichtszüge, während der

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