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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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gewissen Schutz– man gilt als Schutzbefohlener des Hauses, an das man gebunden wird. Wenn du und Luc vor eurem Abenteuer im Dauphine aneinander gebunden worden wärt, hätte der Angreifer keine Magie gegen dich einsetzen können. Du wirst danach viel sicherer sein.«
    An Luc gebunden? Mein Herz begann zu rasen. Luc konnte mich vor Düsterlingen und verrückten Bögen beschützen, gewiss, aber der Gedanke, dass ich an ihn gebunden sein würde– durch Magie oder irgendetwas anderes–, klang nicht nach mehr Sicherheit. Beileibe nicht.
    Wir fuhren zum Michigansee und tasteten uns dann über die Felsen zum Ufer. Wir sahen zu, wie der feurige Bogen der Sonne am wässrigen Horizont versank, dann wandte Evangeline sich mir zu und bot mir den Arm. » Wollen wir?«
    Sie brachte mich ins Dazwischen, und ich öffnete die Augen in einem steinernen Raum mit hoher Decke. An einem Ende flackerte ein Feuer.
    » Brauchst du einen Augenblick, um dich zu erholen?«
    Der Raum drehte sich nicht, und im Mund schmeckte ich nicht die übliche Bitterkeit, als ob ich mich gleich übergeben müsste. Ich schüttelte den Kopf. » Diesmal war es einfacher.«
    » Ich habe weitaus mehr Übung als Lucien«, sagte sie. » Er wird hier bald zu uns stoßen.«
    Ich spielte am Schnürband meiner Kapuze herum und sagte nichts. Wie sollte ich mich ihm gegenüber verhalten? Was hätte Verity getan? Bei jedem anderen Mann wäre sie gerade eisig genug gewesen, um ihn auf Distanz zu halten, aber Luc war nicht jeder andere Mann– er war Luc, und zwischen ihnen war irgendetwas gewesen. Zum achtmilliardsten Mal fragte ich mich, ob sie ihn geliebt hatte, ob er sie liebte, ob er mich nur geküsst hatte, weil er durch mich Verity noch am nächsten kommen konnte. Ich hatte gehofft, dass der Gedanke mittlerweile nicht mehr so wehtun würde.
    Ich hatte mich geirrt.
    Ich spazierte zum Kamin hinüber. Die niedrigen Flammen leckten an den ordentlich aufgeschichteten Holzscheiten und erfüllten den Raum mit mildem Glanz und einem tröstlichen Prasseln. » Jede Nacht wird ein Stück Kohle aus dem Feuer genommen. Der Priester oder die Priesterin hütet es bis zur Morgendämmerung durch stetiges Anblasen und nutzt es, um am nächsten Morgen das Feuer neu zu entfachen. Feuer und Luft, wie du siehst«, sagte Evangeline.
    Sie wies auf den Boden unter uns. Polierte Steine, keiner größer als ein Ei, waren zu einem unruhigen, wirbelnden Muster zusammengesetzt. » Flusskiesel. Erde, die vom Wasser geformt ist. Alles hier steht für die Verbindungen zwischen einer Art von Magie mit einer anderen.«
    » Wie alt ist dieser Ort?« Alles hier hatte eine Patina gut gepflegten Alters; raue Kanten waren von Jahren der Abnutzung geglättet worden.
    » So alt wie die Erinnerung. Hier kommt meinesgleichen zusammen, um aneinander gebunden zu werden– im Bindungstempel.«
    In der Mitte des ovalen Raums standen vier Steinsäulen, wie die Himmelsrichtungen auf einer Kompassrose ausgerichtet, eine in jeder Richtung. Jede einzelne war mit einer Reihe kunstvoller Zeichnungen geschmückt. Aus der Nähe bemerkte ich, dass es keine Zeichnungen, sondern äußerst sorgfältige Steinmetzarbeiten waren, und ich hob die Hand, um sie zu berühren.
    » Fass sie nicht an«, sagte Evangeline scharf. » Wenige von unserer Art können ihnen widerstehen; du würdest schon tot umfallen, bevor du auch nur erkannt hättest, wie dir geschieht.«
    Ich wich hastig einen Schritt zurück. » Was sind sie?«
    » Direkte Portale zur rohen Magie.«
    » Wer hat sie gemeißelt? Ich meine, wenn man sie nicht berühren kann…«
    » Die ursprünglichen Matriarchinnen und Patriarchen. Die, die unsere Häuser zu Anbeginn unserer Welt angeführt haben. Seitdem hat sich vieles verändert, und unsere Kräfte sind nicht mehr das, was sie einmal waren.«
    » Aber war Verity nicht schon übermächtig? Warum hätte sie es nötig gehabt, an jemanden gebunden zu werden?«
    » Um die Magie zu reparieren, brauchte Verity Zugriff auf alle vier Elemente. Und Lucien ist ein DeFoudre, der Erbe seines Hauses. Ihre Bindung hätte sichergestellt, dass die Magie aller vier Häuser im Gleichgewicht gewesen wäre.«
    » Also ist das eine Art arrangierte Ehe? Denn ich bin nicht… mit Luc zusammen…« Ich errötete am ganzen Körper. » Vielleicht ist das hier doch keine so gute Idee.«
    » Es ist keine Ehe, aber eine Bindung stellt in der Tat eine unauflösliche Verbindung her. Man sollte nie leichtfertig eine eingehen.«
    Panik begann in mir

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