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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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zurück«, murmelte ich an Luc gewandt und bewegte dabei kaum die Lippen.
    Er runzelte die Stirn und streifte mit den Fingern meinen Ärmel. » Ich meine es ernst, Mouse. Lass uns irgendwo hingehen, wo wir reden können.«
    Ich winkte ab, doch als ich mich anschickte, den Gemeindesaal zu durchqueren, entdeckte ich Schwester Donna, die wie ein Schiff mit schwarzen Segeln auf meine Mutter zuglitt. Die Menge rückte ab, sobald offensichtlich war, wohin die Ordensschwester wollte, aber ich schlich mich näher heran.
    Eine knappe Begrüßung, dann kam Schwester Donna gleich zur Sache. » Ich mache mir Sorgen«, sagte sie. Vergessen war die mütterliche Nonne, die in ihrem Büro Tassen mit Earl Grey verteilte – das tat sie nur, um vor Collegevertretern eine Schau abzuziehen. Die echte Schwester Donna war so skrupellos wie die Geschäftsleute in der Handelskammer. » Große Sorgen.«
    » Ist Mo nicht brav?«, fragte meine Mutter, und Besorgnis senkte sich über sie wie eine nasse Wolldecke. Das war ihre größte Angst – dass ich Schwierigkeiten machen und Schande über die Familie bringen könnte. Davon hatten wir ja auch noch nicht genug.
    » Sie ist abgelenkt. Ihre Arbeitsleistungen sind lediglich ausreichend und entsprechen ganz und gar nicht dem, was wir sonst von ihr gewohnt sind. Ihre Teilnahme an den Kursen ist unregelmäßiger geworden. Mehrere ihrer Lehrer sind sich nicht mehr sicher, ob sie Empfehlungsschreiben für sie aufsetzen sollen.«
    Meine Beine wurden taub. Das hatte ich nicht gewusst.
    Schwester Donna faltete die Hände und fuhr fort: » Natürlich haben wir Mitgefühl, und ich habe versucht, ihr zu helfen, aber sie macht es einem ziemlich schwer. Sie weigert sich seit dem Vorfall, mit ihrer Beratungslehrerin zu sprechen.« Anscheinend wurde der Mord an Verity mittlerweile als » der Vorfall« bezeichnet.
    Meine Mutter runzelte die Stirn und rang die Hände. » Sie hat gesagt, es wäre alles in Ordnung.«
    Schwester Donna schüttelte den Kopf. » Dann hat sie gelogen, Mrs. Fitzgerald.«
    » Das würde sie nicht tun. Nicht meine Mo.«
    » Sie hat heute einige Stunden geschwänzt.«
    Verdammt. Ich duckte mich hinter eine Gruppe junger Mütter und rangelnder Vorschulkinder, während meine Mutter sagte: » Das muss ein Irrtum sein. Mo schwänzt nicht. Sie hat noch nie geschwänzt.«
    » Doch, in diesem Herbst ist das schon einmal vorgekommen«, rief die Schwester ihr ins Gedächtnis. » Bei ihrem Treffen mit der Vertreterin von der NYU .«
    » Das war Stress«, protestierte meine Mutter und drehte den Kopf hin und her, um den Raum nach mir abzusuchen. » Wissen Sie, es ist ihr gar nicht ernst damit, nach New York zu gehen. Das ist nur eine Laune. Sie hat sich eigentlich gar nicht damit geschadet, dass sie damals gegangen ist.«
    Schwester Donna runzelte ungläubig die Stirn. » Vielleicht liegt irgendetwas anderes im Argen?«, sagte sie und senkte die Stimme fast zu einem Flüstern. » Etwas zu Hause, das diese Art von Verhalten auslösen könnte?«
    Das war also der wahre Grund dafür, dass Schwester Donna meine Mutter angesprochen hatte. Sie war so neugierig wie alle anderen auf den Klatsch – sie ging die Sache nur direkter an. Ich schob mich Stück für Stück näher an sie heran und hoffte, die Antwort meiner Mutter aufzuschnappen, als Lucs Hand sich um meinen Ellbogen legte.
    » Wann lernst du endlich dazu, Mouse? Du bist nicht mehr unsichtbar.«
    » Ich bin gerade sehr beschäftigt«, sagte ich. » Hat das nicht Zeit bis später?«
    Er seufzte theatralisch und ließ den Blick dorthin huschen, wo seine Finger mir in die Ellenbeuge drückten. Das schwache Summen der Magie, das ich vorhin gespürt hatte, umgab nun auch mich.
    » Komm schon«, sagte er. » Wir haben Termine.«
    » … wegen ihres Vaters«, sagte meine Mutter gerade, als wir uns näherten. » Aber sie hat die gute Nachricht noch nicht einmal gehört.«
    » Ach so?«, fragte Schwester Donna.
    » Er kommt bald nach Hause. Wir dachten, es würde erst im späten Frühling oder im Sommer so weit sein, aber er war ein vorbildlicher … Bürger. Sie entlassen ihn vorzeitig. Im Februar.«
    Ich bekam Ohrensausen. Diesmal ging das Rauschen eher auf meine Bestürzung als auf die Magie zurück, und mein Gesichtsfeld verengte sich, so dass der Rest des Raums sich auflöste. Alles, was ich noch sehen konnte, war meine Mutter, die so entzückt über die Neuigkeit war, dass sie geradezu strahlte. Mein Vater kam nach Hause.
    Vorzeitig. Monate

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