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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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wirklich leid um deinen Vater. Er war ein guter Polizist.«
    » Er war ein großartiger Polizist. Er war auch ein großartiger Vater. Wusstest du, dass er bald in Rente gegangen wäre?«
    » Er hat es erwähnt.« Er hatte davon gesprochen, seine jüngste Tochter aufs College zu schicken und dann mit seiner Frau nach Florida zu ziehen und im Golf von Mexiko zu angeln. Kein Fischzug mehr für Kowalski. Er würde nicht zusehen, wie Jenny über die Bühne schritt, um ihr Abschlusszeugnis entgegenzunehmen. Er würde nichts von alledem mehr tun.
    Denn Joseph Kowalski war bei dem Versuch gestorben, mich zu retten.
    Und niemand wusste das.
    Die offizielle Geschichte lautete, dass er zum Chicagoer Wasserturm gekommen war, um dort ein Gasleck zu überprüfen. Niemand erwähnte, dass der Wasserturm nicht in seinem Bezirk lag und dass Kowalski an dem Abend gar nicht im Dienst gewesen war. Er war zufällig in der Nähe gewesen, als die Meldung per Funk durchgegeben worden war, und hatte nachgesehen. Und so war er im Wasserturm gewesen, als dieser explodierte.
    In Wirklichkeit war er mir dorthin gefolgt und hatte versucht, die Wahrheit über Veritys Tod herauszufinden. Evangeline hatte mich überlistet, so dass ich die rohe Magie losgelassen und damit die Sturzflut ausgelöst hatte. Als Kowalski gesehen hatte, dass ich in Gefahr war, hatte er sich dennoch tapfer der Magie und den Düsterlingen gestellt und versucht, mich unbeschadet herauszuholen. Die Magie hatte ihn erfasst. Er hatte nicht die geringste Chance gehabt.
    » Es tut mir leid«, sagte ich noch einmal. » Wie geht es dir? Und deiner Familie?«
    Ich hatte sie auf der Beerdigung dicht gedrängt beieinanderstehen sehen, Kowalskis Frau und seine vier Töchter, umgeben von einem Meer marineblauer Ausgehuniformen. Die Geschichte war in allen Zeitungen breit ausgewalzt worden, aber ich hatte es vermieden, die Artikel zu lesen. Es gab nichts, was ich über diese Nacht noch erfahren musste.
    » Ziemlich beschissen. Wie geht es deiner?«
    » Meiner was?«
    » Deiner Familie. Mein Vater war sehr an deiner Familie interessiert, wusstest du das? Er hat die ganze Zeit über euch geredet.«
    » Meine Familie hatte nichts mit dem zu tun, was Verity zugestoßen ist.«
    Elsa hatte mir einmal erzählt, dass Kowalski gezielt darum gebeten hatte, Veritys Fall übernehmen zu dürfen, der ihm wie eine großartige Gelegenheit erschienen sein musste, Beweismaterial gegen die Mafia von Chicago zu sammeln. Alle gingen davon aus, dass Verity von der Konkurrenz im organisierten Verbrechen ermordet worden war, wahrscheinlich von den Russen. Man nahm an, dass sie entweder versehentlich getötet worden war – dass es eigentlich mich hatte treffen sollen – oder zur Warnung, nach dem Motto: » Tritt dein Revier ab, sonst ist deine Nichte als Nächste an der Reihe.« Also war Kowalski mir gefolgt, hatte in Colins Vergangenheit herumgestochert und meinen Onkel belästigt – und das alles für nichts und wieder nichts. Die Mafia war nicht für Veritys Tod verantwortlich. Es war die Magie gewesen, und am Ende hatte sie auch Kowalski umgebracht.
    » Glaubst du, dass es ein Zufall war? Ein beliebiger Schicksalsschlag?«
    Ich starrte sie an. Ihre Hände zitterten immer noch, und sie presste sie auf die Theke. Ich kannte den Ausdruck in ihren Augen, die verstörende Trauer und Wut, das ohrenbetäubende Bedürfnis, in dem, was geschehen war, irgendeinen Sinn zu erkennen. Sie hatte sich auf mich als den Schlüssel zu allem eingeschossen.
    » Kein Schicksal. Nur fürchterlich«, sagte ich. » Und unfair. Wie das, was deinem Vater zugestoßen ist. Falscher Ort, falsche Zeit.«
    » Nein!« Köpfe wandten sich nach uns um, und sie senkte die Stimme. » Mein Vater war deinetwegen da. Weil du zu der Gegenüberstellung gegangen bist und behauptet hast, die Täter nicht erkannt zu haben.«
    » Ich habe sie auch nicht erkannt.«
    » Eine Woche später sind sie tot aufgefunden worden.« Ich musste aufrichtig überrascht dreingeblickt haben, denn sie fuhr mit bitter verzogenem Mund fort: » Hat dein Onkel dir das nicht erzählt? Gleich beide, wie bei einer Hinrichtung. Sind in einem Müllcontainer drüben in Back of the Yards gefunden worden. Ich habe die Bilder gesehen.«
    Ich hatte einen säuerlichen Geschmack im Mund. » Bilder?«
    Sie zuckte die Achseln. » Die Ermittler, die den Fall übernommen haben, haben früher immer Poker mit meinem Vater gespielt. Sie geben solche Sachen zwar nicht gern weiter, aber sie

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