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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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der Ausführung zu wünschen übrig ließ. Cortez wäre fast vorgetreten, schien sich dann aber eines Besseren zu besinnen. Mirins überwältigende Präsenz wirkte sich lähmend auf seine Füße aus. »Mr. Yoshimura ist noch nicht begraben, und sein Büro gehört Ihnen noch nicht. Vielleicht wird es Ihnen nie gehören. Ich schlage vor, Sie kehren an Ihren Schreibtisch zurück und sehen zu, daß Sie heute noch ein wenig sinnvolle Arbeit erledigen.«
    Cortez vollführte eine förmliche und korrekte Konzernverbeugung und drückte sich dann an Nadia Mirins steifer Schulter vorbei. Will war unfähig, ein Kichern zu unterdrücken, und hörte, wie es von Porky hinter ihm aufgenommen wurde.
    »  Was , wenn Sie die Frage gestatten, ist so komisch?« Mirin wölbte die rechte Augenbraue, und Will beherrschte sein Verlangen, sich auf sie zu stürzen und sie zu küssen.
    »Ich fürchte, daß Mr. Cortez …« Er hustete leicht, um seine Heiterkeit zu bezähmen. »Die Farbe an der Wand …« Nadias Verblüffung brachte seine Gefühle noch einmal in Unordnung.
    Mit einer Kopfbewegung deutete er auf Cortez, der mit dem Rücken zu ihnen stand und einen Stapel Chipdisketten von einer Diskettenbox in eine andere lud. Ein verschmiertes pinkfarbenes NatVat‐Logo glänzte feucht auf der Schulter von Cortez’ ordentlichem schwarzen Anzug.
    Nadia Mirin hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken, und Will war völlig verzaubert von dem Grübchen, das sich auf ihrer rechten Wange bildete. Er wollte einen unbedeutenden Liebeszauber wirken ‐ gewiß hatte Old Man Coyote nichts dagegen! und wäre buchstäblich fast aus der Haut gefahren, als das Medizinrad auf seine Hände knallte und ihn von innen zur Handlungsunfähigkeit verurteilte. Er brach den Versuch sofort ab und schluckte niedergeschlagen.
    Nadia hob erneut eine Augenbraue, als ihr Blick über die verschmierte Farbe strich. »Das ist das häßlichste Pink, das ich je gesehen habe«, sagte sie, drehte sich auf dem Absatz um und ging.
    Will wischte sich die letzten Spuren Traumweiß von den Händen. Mit dem Ausrüstungskarren neben sich, stellte er sich ein wenig breitbeiniger hin, als Porky nach ihm den Lastenaufzug betrat. Über ihm quietschten die Kabel, und die Kabine senkte sich drei Zentimeter. Die Türen schlossen sich und entzogen sie dem gelangweilten Blick des Wachmanns.
    Der Fahrstuhl setzte sich knirschend in Bewegung.
    Will Grey seufzte, als Erleichterung die letzten Spuren der Enttäuschung angesichts Mirins Unnahbarkeit hinwegschwemmte. Noch nie hatte er eine derartig starke Reaktion des Medizinrades erfahren, und wenn er an seine immer noch schmerzenden Hände dachte, hoffte er, so etwas nicht noch einmal erleben zu müssen. Er würde sich an seine Phantasien halten und es dabei bewenden lassen.
    »War ich nicht phantastisch?«
    Will richtete den Blick auf das Gebirge von Mensch neben sich. »Du warst Klasse.«
    Porky nickte heftig. »Vielleicht bin ich ja ein verdammt guter Ice‐Runner! Megs Deck hat geholfen, klar, aber den Run habe ich selbst gemacht. Ich bin ‘ne ganz heiße Nummer!«
    Will rieb sich die Augen. Seine Hände stanken immer noch nach Farbe. »Porky«, sagte er behutsam, »du hast deine Sache wirklich gut gemacht. Hab ich das nicht von Anfang an gesagt? Wenn wir hier raus sind, ist es vorbei. Meg und ich gehen dann wieder unter die Grabräuber, und wenn irgend jemand anderer hilft, haben wir alle was davon. Aber du wirst so etwas nie wieder machen müssen.«
    Der Fette wuchtete seine Körperfülle zu ihm herum.
    Ein breites Grinsen verbarg seine Augen hinter Polstern melonenfarbenen Fleisches. »Aber es hat Spaß gemacht, Will!«
    Will runzelte die Stirn. »Porky, als der Run anfing, hast du dich aufgeführt wie eine verängstigte Maus, und jetzt strotzt du vor Selbstbewußtsein. Könntest du mir das vielleicht mal erklären?«
    »Ich war einfach gut! Es war leicht und hat Spaß gemacht!«
    In einer Imitation des stolzen, wiegenden Schrittes des typischen Sararimanns bewegte er die Schultern auf und ab.
    »Ich, das dumme Stachelschwein der Matrix. Mann, ich decke mit den Stahlwalküren! Mach Platz, Mycroft! Ich lauf der Glastarantel den Rang ab! Und du wirst auch nicht mehr so unverschämt sein, Jack!« Er ballte die rechte Hand zu einer winzigen Faust und hob sie triumphierend zur Stahlrohrdecke des Aufzugs.
    Will lächelte im kalten Licht des Fahrstuhls, als er Porky Fryne den Arm um die breiten Schultern legte. »Freut mich wirklich

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