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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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die Erfahrung gemacht, daß Neddy sich lieber einen Fingernagel herausreißen ließ, als sich von einem einzigen zusätzlichen Nuyen zu trennen. »Und der zweite Punkt, Thorn?«
    »Ich hoffe nur, der Bursche, mit dem ich mich heute treffe, ist verrückt genug, den Job anzunehmen, den ich ihm anbieten werde.«

    Thorn musterte den Mann auf der anderen Seite des Tisches. Vor zwei Jahren hatte er zu den Millionen von Zuschauern gehört, die ihn im Trid sahen, als er seine Truppen im Häuserkampf durch die verfallenen Straßen von Tripolis führte. Colonel Steely Sam Hampton hatte in diesem Konzernkrieg den Gipfel des Söldnerruhms erklettert, indem er seine Truppen zum Sieg führte und EBMM eine Entschädigung von 250 Millionen Nuyen, zahlbar von Mitsuhama, bescherte. Außerdem hatte er die höchsten Einschaltquoten in der Geschichte der Schlachtensender erreicht.
    Jetzt saß er in einer schmierigen Spelunke und verhandelte über einen Deal, bei dem er für ein paar tausend Nuyen den Tod finden konnte.
    Thorns Gefühle mußten sich zumindest teilweise auf seinem Gesicht widergespiegelt haben, weil Hampton ihm einen vielsagenden Bück zuwarf und sagte: »Wie tief man doch sinken kann, was, mein Junge?« Die Stimme hatte einen weichen Südstaatenakzent und war mit der kratzigen Heiserkeit unterlegt, die für die breiten orkischen Vokale typisch ist.
    »Etwas in der Art, Colonel.«
    »Teufel, manchmal überrascht es mich auch, und ich war ganz oben.« Der Söldner nahm die Tasse  Mate  mit Rum und schob sich den traditionellen silbernen Trinkhalm direkt neben einen seiner beiden Hauer in den Mund. »Dachte schon, ich hätte es geschafft. Der erste Ork, der es in einem großen Konzernkrieg zum Oberbefehlshaber im Felde gebracht hat.
    Die erste Einheit, die 100K pro Werbeminute bekommen hat.
    Ich hab nur vergessen, daß man den Berg viel schneller wieder runtersausen als raufklettern kann. Dachte, ich müßte mir die dreckigen kleinen Jobs nicht mehr ziehen. Als mir also so’n mittelrangiger Pinkel erzählt, ich soll ‘n paar Hausbesetzer vertreiben, die sich auf irgendeinem Konzerngrundstück breit gemacht haben, sag ich ihm, er kann mich mal. Sind Frauen und Kinder bei, wissen Sie? Ohne SIN, klar, aber, Mann, die taten keinem weh. Ein Wort gibt das andere, und eh’ ich mich verseh, liegt er schon im Krankenhaus, und ich bin auf der Flucht vor den Konzernbullen. Ende der Geschichte.«
    Hampton schlürfte den Rest des Kräutertees und starrte sinnend auf den Bodensatz in der Tasse. »Ist trotzdem komisch, wie viele von meinen Jungs ihren Kontrakt geschmissen haben, um bei mir zu bleiben. Ist mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen, als ich dem Pinkel die Lichter ausgeblasen hab. Hab es erst erfahren, als sie das halbe Dutzend Konzernbullen abgekühlt haben, das mich einlochen wollten. Danach war es irgendwie zu spät, um ihnen noch zu verklickern, nicht blöd zu sein.« Er schüttelte sich ins Hier und Jetzt zurück. »Gut, Thorn, jetzt kennen Sie meine Lebensgeschichte.
    Worum geht’s?«
    Thorn warf die Vorsicht zum Fenster hinaus. »Um einen Köder, Colonel. Soviel man hören wird, sind Sie und Ihre Einheit für einen Angriff auf eine Forschungsanlage von United Oil angeheuert worden. Wir rüsten Sie aus. Das ist übrigens kein Schwindel. Sie haben bei Geyser ein Guthaben von 50.000 Nuyen. Nur wollen wir, daß was durchsickert. Wir veranstalten einen großen Wirbel von wegen Geheimhaltung und versauen es dann, so daß man auf der Straße davon erfährt.«
    Der Ork grunzte etwas, das Zustimmung andeuten mochte.
    »Für einen Einkaufsbummel durch Geysers Spielzeugparadies würden meine Jungs und ich diesen UniOil‐Job wahrscheinlich wirklich ausführen. Dieser Zwerg hat das hübscheste Waffenlager, das ich je gesehen hab. Aber wenn ich richtig zugehört hab, machen wir den Angriff gar nicht.
    Was sind wir, mein Junge, ‘ne Attrappe?«
    »Volltreffer, Colonel. Wir wollen, daß alle Augen auf Sie und Ihr Team gerichtet sind. Wir rechnen damit, daß UniOil sich auf Sie konzentriert, und dann kommen wir ins Spiel.«
    »Also machen Sie Ihren Zug, während ihre Sicherheit woanders ist und uns fertigzumachen versucht?«
    Thorn fühlte sich ein wenig unwohl in seiner Haut. Er hätte Wut, Verachtung, alles andere der ruhigen analytischen Art vorgezogen, mit der Hampton seine Strategie zusammengefaßt hatte. »Ja, Sir, so ungefähr.«
    »Tja«, kicherte Hampton, »dazu habe ich folgendes zu sagen: Kein Mensch

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