Der Weg in Die Schatten
unvorbereitet.«
Das machte Sinn. »Nun gut, Fuhito‐san, ich genehmige Ihr Ansinnen, aber ich will, daß Sie auf der Anlage bleiben. Captain Murrough sollte durchaus in der Lage sein, den Angriff zu führen.« Der kleine Mann sah angesichts der Zerschlagung seiner Träume vom Samurai‐Ruhm so niedergeschlagen aus, daß der Drache hinzufügte: »Schließlich brauche ich in Zeiten der Gefahr für den Konzern meine besten Leute dort, wo sie im großen Rahmen koordinieren können.«
Fuhito straffte sich. »Wir werden sie vollständig vernichten, Häßlich‐ sama .«
Als Fuhito gegangen war, entrang Häßlich sich einen tiefen Seufzer. Die traditionelle Loyalität zu einem Konzern, den Japan seinem Volk einimpfte, produzierte kompetente und hingebungsvolle Untergebene, aber sie konnten so ermüdend sein.
Nun, der Angriff würde eine gute Übung für die Truppen sein. Er fühlte sich ein wenig schuldig, daß er nicht selbst daran teilnehmen würde, aber er hatte andere Verpflichtungen, die ebenso aufregend und unendlich viel angenehmer zu werden versprachen. Er öffnete das Schmuckkästchen, das nach menschlichen Maßstäben klein, aber verglichen mit Häßlichs Körperfülle geradezu winzig und nur ganz selten nicht in seiner unmittelbaren Nähe war.
Eine Klaue fuhr zärtlich über die goldene Gestalt aus Metall darin, während er murmelte: »Aber ich muß Versprechen einlösen und Meilen gehen, bevor ich mich kann schlafen legen.«
Iris steckte den Kopf durch den Vorhang, der die Vordersitze des Lieferwagens vom Laderaum trennte. »UniOil‐Truppentransporter haben die Anlage soeben in nördlicher Richtung verlassen. Jede Wette, daß sie zu Hampton unterwegs sind. Ich hab ihm Bescheid gesagt. He, wer hat eigentlich die verrückten Codenamen aufgebracht?«
Thorn legte ein Magazin in seine Browning ein. »Hamptons Idee, Iris. Er hat sie wohl für ziemlich lustig gehalten. Okay, meine Dame, meine Herren, es ist soweit. Hampton und seine Jungs spielen mit dem Tod Fangen, um uns die Möglichkeit zum Schuß zu geben, also sollten wir dafür sorgen, daß er trifft.« Er öffnete die Türen des Lieferwagens und warf einen beifälligen Blick auf den bewölkten Nachthimmel. Prächtiges Wetter für einen Einbruch.
Thorn und die anderen luden rasch den Lieferwagen aus. Sie parkten auf einem großen freien Platz, der für zukünftige Bebauung vorgesehen und dank Mr. Johnson heute nacht leer war. Sie alle trugen schwarzen, mit kugelsicherer Panzerung verstärkten Drillich. Jeder trug persönliche Waffen und sorgfältig in Päckchen und Taschen verpackte Ausrüstungsgegenstände bei sich.
»Denkt dran, die Hauptsache bei dieser ganzen Hardware ist, daß wir sie nicht benutzen wollen, Leute«, flüsterte der Elf.
»Schnell rein, schnell raus, wie ‘ne Nummer mit …«
»Schon gut, Thorn, wir haben’s begriffen«, unterbrach Namenlos. »Fangen wir an, Chummer!«
Sie begannen die Bündel aus schwarzem Plastik zu öffnen, die sie aus dem Lieferwagen geholt hatten. Da sie ein paar Tage lang geübt hatten, bewegten sie sich mit lautloser Sicherheit. Keine überflüssige Bewegung, kein Bedarf für Worte.
»Irgendwas von den Jungs auf dem Dach, Sarge?« fragte Hampton.
Johnny Roman Nose musterte seinen Kommandanten über die Schulter. »Noch nicht, Colonel. Ich hab Sandra und Bull Pup rauf geschickt. Mit ihren Augen und seinen Ohren müßten wir sie eigentlich selbst dann ausmachen, wenn sie den Detektor von Geyser schaffen. Soykaff?«
»Bitte.«
Die beiden Männer warteten eine Zeitlang schweigend, wobei sie hin und wieder einen Schluck aus ihren dampfenden Tassen nahmen. »Vor fünfzehn Minuten haben wir von Thorns Leuten das Signal erhalten. Langsam müßte es losgehen …«
»Wir haben Chopper auf dem Schirm, Sir. Bull Pup sagt, er kann die Geräusche schwerer Motoren ausmachen. Nähern sich zu Lande aus Richtung Südsüdost.« Die Stimme kam deutlich über den Empfänger in Hamptons Brustbein herein.
Roman Nose gab bereits Befehle über die Kommandofrequenz der Einheit. Hampton stürzte den Rest Kaf hinunter und nahm das neue Fabrique National‐Sturmgewehr auf, das seit dem Vortag zur Standardausrüstung der Einheit gehörte.
Nachdenklich wog er die Waffe in der Hand. Seine Söldner hatten reagiert wie kleine Kinder am Weihnachtsabend, als er sie in Geysers Warenlager von der Leine gelassen hatte. Er hoffte nur, die Rechnung für diese Ladung Hardware würde
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