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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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ist! Und jetzt gehen Sie zu Ihrer gottverdammten Party. Nur gehen Sie mir aus den Augen!«
    Neddy wollte etwas sagen, aber ein Schulterklopfen von Namenlos und ein Kopfschütteln von Iris brachten ihn sofort wieder zum Verstummen. Flankiert von seinen zwei Kämpfern, drehte er sich um und ging zum Lieferwagen. Iris stand noch einen Augenblick da, bis Thorn ihr den Rücken zudrehte. Er schauderte in der milden Nachtluft.
    »Heronasta od daronasta, pechet imiriso ozidanastet.«
    Er spuckte aus. »Noch mehr Poesie? Versuchst du die Welt in etwas anderes zu verwandeln als einen stinkenden Haifischtank? Vergebliche Mühe, Baby.«
    »Wir existieren und verschwinden dann außer in den Erinnerungen derjenigen, die wir zurücklassen.«
    Nur Elfenohren konnten ihre Schritte hören, als sie ging. Die Lieferwagentür schlug knallend zu, der Motor heulte auf, und weg waren sie.
    Thorn ballte die Faust um den Chip und hob die Hand, um ihn dem stinkenden Blindgänger hinterher zu werfen. Dann hielt er inne und rammte Faust und Chip in die Tasche. Mit ausdrucksloser Miene drehte er sich um und ging schnell fort.
    Glänzende Lichter spielten auf der regennassen Straße, als sich das Straßenreinigungsfahrzeug langsam der Stelle näherte, an der noch vor kurzer Zeit Menschen gestanden hatten. Es rollte langsam über den weggeworfenen Chip. Die Kristallmatrix, die den Blindgänger, einen weiteren Bauern im großen Spiel von irgend jemandem, enthielt, widerstand dem mahlenden Druck der Metallborsten und Reinigungsdüsen einen Augenblick, dann zerbrach sie. Als die Maschine weiterrollte, war selbst der Staub verschwunden, und nichts, aber auch gar nichts deutete noch darauf hin, daß er jemals existiert hatte.



NYX SMITH
Striper
    Übersetzt von Christian Jentzsch
    Tikki wacht jäh aus ihrem Nickerchen auf.
    Sie spitzt die Ohren.
    Hinter ihrem Rücken nimmt sie Geräusche wahr ‐ sanfte, leise Geräusche: das Rascheln eines Bettlakens, ein leises Quietschen auf dem Fußboden, ein schwaches Flüstern, das auf Bewegung hindeutet, das Reiben von Haut an Haut. Sie wartet einen Augenblick, dann atmet jemand leise aus, als sei er erleichtert. Tikki weiß, wer es ist, denn sie erkennt seine Witterung augenblicklich. Es ist der Geruch des Loverboys, dessen Dienste sie manchmal für eine Nacht kauft. Jetzt streichen seine nackten Füße über den Teppich. Tikki folgt seinen Schritten mit den Ohren: ihren Rücken entlang, an ihrem Schwanz vorbei, läßt er die Matratze hinter sich, die ihr als Bett dient. Der Loverboy riecht nach Aufregung, innerer Unruhe vermischt mit Besorgnis. Das erweckt ihre Neugier.
    Verstohlen hebt sie den Kopf und sieht sich um.
    Für ihre Augen ist die Dunkelheit im Zimmer eine Mixtur aus kühlen Grautönen und dunklen Schwarzschattierungen, den gedämpften Farben der Nacht. Der nackte Loverboy bleibt an der Tür zum nächsten Raum kurz stehen, bevor er hindurchschlüpft. Tikki fragt sich, wohin er geht, was er vorhat.
    Die Tür zum Bad ist hier in diesem Raum, im Schlafzimmer.
    Aus welchem Grund sollte der Mann nachts aufstehen, außer zum Pinkeln? Zum Gehen ist es für ihn noch zu früh. Ihr Argwohn erwacht.

    Angestrengt lauschend, wartet sie.
    Aus dem anderen Raum dringt das leise Klappern harten Plastiks an ihre Ohren ‐ eine leise gemurmelte Verwünschung ‐ dann ein kurzes Tippen, das Klicken der Telekom‐Tasten, gefolgt vom eiligen Flüstern des Loverboys. »Yeah, paß auf, hier ist Remo. Ich hab sie, weißt du, diese Puppe, die in aller Munde ist … ja. Striper …«
    Ärger.
    »Sie ist hier bei mir, Mann.«
    Tikki unterdrückt ein Knurren. Der Mann müßte es besser wissen, als so etwas zu versuchen. Sie sind sich nicht unbedingt fremd. Manchmal hat sie sich bei ihm so frei gefühlt, daß sie ein wenig unvorsichtig war und kleine Spielchen zu ihrem Vergnügen inszeniert hat. Vielleicht hat sie sogar unklugerweise Andeutungen über gewisse Dinge in bezug auf ihre eigentliche Natur fallen lassen: was sie ist, was sie immer schon war. Remo hat intelligent genug ausgesehen, um zu wissen, daß Schweigen Gold ist. Offensichtlich ist ihre Einschätzung falsch. Der Dummkopf verhält sich jetzt so, als sei sie irgendeine x‐beliebige Frau von der Straße, nicht anders als all die anderen.
    Remo leiert die Adresse herunter, wo sie sich jetzt befinden.
    »Du schickst jemanden rüber, sagst du?«
    Tikki wartet noch für ein paar Augenblicke, dann geht sie vom Bett zur Tür, durch sie hindurch und baut sich kaum einen

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