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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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Nuclear Decimation. Tikki bleibt stehen, um sich eine dünne Jamaika-Zigarre anzuzünden. Ein Stück von der Menge am Haupteingang entfernt lehnt sie sich gegen die rote gummierte Fassade. Während sie dem irrsinnigen Tempo der Musik lauscht, läßt sie den Kopf in ihrem Rhythmus hin und her schwingen.
    Der große, viertürige blaue Mitsubishi, den sie im Verlauf des Abends schon öfter gesehen hat, biegt um die Straßenecke.
    Er scheint an ihr vorbeifahren zu wollen, steuert dann aber auf den Bürgersteig zu und kommt mit quietschenden Reifen zum Stehen.
    Die Wagentüren springen auf, und drei Männer heraus.
    Schließlich hat man sie also doch aufgespürt.
    Tikki ist nicht völlig sicher, vermutet aber, daß dies dieselben drei Männer sind, die nach Remos Anruf in der vergangenen Nacht in ihrem Apartment aufgetaucht sind. Sie haben das Aussehen von Stadtsöldnern der Vollstreckerklasse: kurzgeschnittenes Haar, Fliegerbrillen, adrett geschneiderte Anzüge. Sie bewegen sich wie Kommandotruppen, elegante Soldaten, die in den Kampf ziehen. Einer hebt ein tragbares Kom und ruft: »Alarm! Alarm!« Ein anderer zieht eine schwere Automatik unter der Jacke hervor. Der dritte wirft sich den Haltegurt einer Maschinenpistole über die Schulter. Wenn sie sich über die herumstehenden Leute auf der Straße Gedanken machen, zeigen sie es nicht. Sie kommen direkt auf sie zu, wobei sie im Weg stehende Leute einfach beiseite schieben und pausenlos rufen und schreien. Das alles paßt Tikki ganz gut. Sie wartet bereits die halbe Nacht darauf, daß jemand etwas unternimmt.

    Als bemerke sie den Ansturm der Söldner gar nicht, dreht sie sich um und marschiert in die Gasse neben Dirty Rikki. Sie nimmt einen letzten tiefen Zug von ihrer Zigarre und läßt den schlanken Stummel auf den Bürgersteig fallen. Sollte es eine Rolle spielen, wird der aromatische Rauch der Zigarre dazu beitragen, ihren Geruch in den nächsten Augenblicken zu tarnen. Die Gasse ist dunkel und gibt ihr ausgezeichnete Deckung.
    Jetzt wird sie entweder herausfinden, wer so stark an ihr interessiert ist, oder sie wird diesbezüglich eine Erklärung abgeben ‐ wahrscheinlich sogar beides.
    Die Söldner bewegen sich sehr schnell, als sie die Straßenecke umrunden und in die Gasse biegen, als rechneten sie damit, daß sie sich schon ein ganzes Stück entfernt habe.
    Ihr kleiner Trick hat sie in die Irre geführt. Der Führende hat gerade noch die Zeit, zu grunzen und überrascht auszusehen, als sie hinter einer Mauer hervortritt und ihm die Mündung einer Kang 11 mm in die Magengrube rammt. Eins, zwei, drei.
    In rascher Folge zieht sie dreimal den Abzug durch. Die Kang bellt in ihrer Hand. Der erste Mann bricht neben ihr zusammen, durch das Loch in seinem Rücken spritzen Blut und Eingeweide. Praktisch in demselben Augenblick taumeln die beiden anderen und gehen zu Boden ‐ ein Schuß durch die Brust, dem anderen ins Gesicht. Ein Treffer reicht normalerweise.
    Tikki hört Gebrüll, Rufe und schrille Schreie von der Straße, aber sie hat noch Zeit, die Kang und die Blutspritzer auf Hand und Unterarm abzuwischen. Sie kniet sich neben die Leichen nieder, um ihre Identität festzustellen. Die Toten sind ehemalige Angestellte von einer Firma namens ›Global Security Limited‹. Sie ist angenehm überrascht, da sie den Namen kennt. Ein Mann, den sie kürzlich auslöschte, hatte einen Leibwächter von eben jener Organisation.
    Vielleicht will sich die Global Security dafür rächen.
    Wenn das der Fall ist, woher hat man dann erfahren, daß sie für den Tod verantwortlich war?
    Es ist irgendwie beunruhigend, sich klarzumachen, daß jemand hinter ihr her ist. Tikki ist es nicht gewöhnt, die Gejagte zu sein. Auseinandersetzungen und Konflikte sind ein natürlicher Bestandteil des Lebens in der Stadt, aber diese Geschichte mit Söldnern und einem Preis auf ihren Kopf ist unnatürlich.
    Tikki ist hier das Raubtier.
    Die Menschen scheinen das nicht zu begreifen.

    Der als ›Fenris Nacht‹ bekannte Club ist ein Versammlungsort für Raubtiere. Er befindet sich am Ende eines kleinen Platzes in einem einigermaßen ruhigen Abschnitt von Tacoma. Es gibt keine Außenlampen. Die Fassade ist düster und schwarz. In die beiden Türen ist das Gesicht eines riesigen Wolfs geschnitzt. Die Türsteher tragen Pistolen, um ihre Entscheidungen durchzusetzen, wer den Club betreten darf und wer nicht. Die Empfangsdame ist normalerweise ebenfalls mit einem Betäubungsstab bewaffnet und eine

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