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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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leise.
    Sie drehte den Kopf leicht und duldete, daß Janey sie säuberte. Sie lächelte ein bißchen, und ich spürte, wie sich meine Eingeweide verknoteten. »Was ist passiert?« fragte Rafe.
    Allyce schloß die Augen und antwortete. Ihre Stimme klang ein wenig undeutlich. »Wanzensucher. Hab ihn zu spät gesehen«, war alles, was sie hervorbrachte. Aber es reichte.
    Ich fluchte lautstark und schlug mit der Faust heftig gegen den Videoschirm. Wanzensucher waren ein Zufallselement, mit dem sich alle Drohnenrigger auseinandersetzen müssen.
    Aus welchem Grund auch immer, es gab jedenfalls verrückte Leute, die jede Drohne, die sie entdeckten, kaputtmachen wollten ‐ ganz egal, von wem sie eingesetz wurde. Normalerweise benutzen diese Typen reguläre Antifahrzeugraketen, aber die wirklich brutalen Scheißkerle verwenden einen Spezialtyp von AFR, den sie ›Zapper‹ nennen. Der Zapper trägt keinen Explosiv‐Gefechtskopf, sondern funktioniert fast wie ein Taser, pumpt beim Aufschlag ein paar tausend Volt in die Drohne und schaltet sie dadurch kurz. Die Drohne wird dabei zerstört, und manchmal erzeugt der Schockstrom eine Signalfeedback‐Schleife, die das Gehirn des Riggers am andern Ende röstet. In solchen Fällen kommt es vor allem darauf an, den Rigger so schnell wie möglich nach dem Treffer auszustöpseln. Ich hatte das nicht getan, war zu sehr mit der Überlegung beschäftigt gewesen, was hier vorging.
    Es würde nicht wieder vorkommen!

    Kurz vor 1:00 Uhr früh hielt ein langer, schwarzer Mitsubishi Nightsky am Bordstein. Bevor der Chauffeur das Fahrzeug umrundet hatte, ging eine der Türen auf.  Witt Lipton stieg aus. Lässig winkte er dem Chauffeur ab, der einen nervöseren Eindruck machte, als gut für ihn gewesen wäre.
    Witt zog den Credstab aus der Tasche und führte ihn in den kleinen Stecker rechts von dem flachen schwarzen Makroplastschirm ein. Elektronen strömten, Witts Identität wurde bestätigt, und der Schirm fuhr hoch, um einen modernen Bankautomaten freizulegen. Innerhalb weniger Augenblicke erwachte er zu seinem Neonleben. Witt trat ein, und der Schirm senkte sich rings um ihn wieder. Ein Videoscreen hoch über ihm bot einen Weitwinkelblick auf die Umgebung. Betäubende Musik setzte ein.
    Witts Stellung wurde bestätigt, und die Richtlautsprecher schwenkten zu seinen Ohren herab. »Guten Abend, Mr.  Lipton, und vielen Dank dafür, daß Sie auf die Dienste der First Tribal Bank of America zurückgreifen!« ertönte eine fröhliche Frauenstimme.
    »Da liegt schließlich mein Geld, Süße.«
    »Möchten Sie eine Transaktion durchführen, Mr. Lipton?«
    »Yeah, sicher … ich glaube schon.«
    Zwei Videoschirme leuchteten vor ihm auf und badeten ihn in ihrem kränklichen, blauweißen Licht. Er hatte die Auswahl unter 180 zusammenhängenden Transaktionen.
    »Äh, könnte ich bitte meinen aktiven Girosaldo sehen?«
    »Selbstverständlich. Einen Moment, bitte.«
    Ein paar Augenblicke mehr als üblich verstrichen, und er blickte hinauf zu der externen Videoeinspeisung. Der Chauffeur wartete einigermaßen gelassen und lehnte am polierten Kotflügel des Nightsky. Witt befand sich auf dem Heimweg, und wie immer saß niemand neben ihm im Wagen.
    Er seufzte. Das Gerät meldete sich wieder.
    »Es tut mir leid, Mr. Lipton, aber Ihr Konto ist aufgelöst worden.«
    »WAS?« Er schnappte nach Luft und beugte sich vor, um die Zeile aus blinkenden Nullen besser lesen zu können.
    »Der Akte ist eine Notiz angefügt, aus der hervorgeht, daß MegaMedia Ihr Konto übernommen hat, da Sie daran zu denken wagten, die Firma im Stich zu lassen.«
    »Ich verstehe nicht …«

    »Du bist pleite, Chummer. Blank, fertig, ausgeplündert. Die Limousine ist ebenfalls eingezogen worden. Du wirst zu Fuß nach Hause gehen müssen.«
    Witt stolperte an den Schirm zurück, der leicht nachgab. Die Ziffern auf dem Transaktionsbildschirm leuchteten auf und glitten dann aufs Geratewohl im Bild herum. Sie wirbelten durcheinander und bildeten schließlich das Gesicht eines fröhlich grinsenden jungen Mannes. Er lachte, und die Stimme veränderte sich von dem Mädchensyntho zu der, die heute als seine richtige diente.
    »Himmel, Witt, ich kann nicht glauben, daß du darauf reingefallen bist!«
    Lipton stand eine Weile wie gebannt da, während ihm langsam die Wahrheit dämmerte. Er wurde rot, schlug mit den Fäusten auf die Konsole und brüllte: »Zum Teufel mit dir!«
    Die Bildschirmdarstellungen wackelten kurz. »Stell

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