Der Weg in Die Schatten
Woche am zweiten Tag.« Er hielt inne, als die Armbrust wieder auf ein Ziel gerichtet war, schoss, und eine weitere Frau stürzte, nachdem sich der Bolzen in ihren Kopf gebohrt hatte. »Und so weiter. Aber ich töte niemals mehr als vier.«
Die meisten der Bauern waren jetzt verschwunden, bis auf einen alten Mann, der sich langsam dem Tor näherte, das noch immer dreißig Schritt entfernt war. Der Bolzen traf den alten Mann am Knie. Er fiel mit einem Aufschrei zu Boden und setzte seinen Weg kriechend fort.
»Die Sklaven begreifen es nicht. Sie werden von ihrem Magen beherrscht, nicht von ihrem Gehirn.« Roth wartete, bis der alte Mann das Tor erreichte; ein Schuss ging fehl, dann versuchte er es noch einmal und tötete ihn. »Seht Ihr den dort?«
Momma K sah einen Bauern durch das Fallgitter kommen. Alle anderen waren davongerannt.
»Er ist mein Liebling«, fuhr Roth fort. »Er hat das Muster begriffen.« Der Mann trat unerschocken auf das Grundstück, nickte Roth zu, ging dann an den Tisch und begann ohne Hast zu essen.
»Natürlich könnte er es den anderen verraten und einige Leben retten. Aber dann würde ich das Muster vielleicht verändern, und er würde seinen Vorsprung verlieren. Er ist ein Überlebenskünstler, Gwinvere. Überlebenskünstler sind bereit, Opfer zu bringen.« Roth reichte einem Diener die Armbrust und den Handschuh und betrachtete Momma K. »Also, die Frage lautet: Seid Ihr eine Überlebenskünstlerin?«
»Ich habe mehr überlebt, als Ihr jemals wissen werdet. Ihr habt Eure Stimme.« Sie würde ihn später töten. Jetzt würde sie keine Schwäche zeigen. Ganz gleich, was sie empfand. Er war ein Tier, und er würde ihre Furcht spüren.
»Oh, ich will mehr als eine Stimme. Ich will Durzo Blint. Ich will den silbernen Ka’kari. Ich will... viel mehr. Und ich werde es bekommen, mit Eurer Hilfe.« Er lächelte. »Wie hat Euch der geschmorte Bauer gemundet?«
Sie schüttelte geistesabwesend den Kopf und blickte verständnislos auf ihren leeren Teller. Dann erstarrte sie. Im Garten sammelten Dienstboten die Leichen ein und trugen sie ins Haus.
Roth lächelte.
31
»Nun, wenn du nicht aussiehst wie das südliche Ende eines nach Norden laufenden Pferdes«, bemerkte Logan, als er Kylar mitten auf dem Hof der Drakes abfing.
»Danke«, sagte Kylar. Er trat an Logan vorbei, aber sein Freund wich nicht von der Stelle. »Was willst du, Logan?«
»Hmm?«, fragte Logan. Er war die reine Unschuld, zumindest wenn die reine Unschuld so groß sein konnte. Allerdings würde niemand darauf hereinfallen, wenn er hier den großen Tölpel spielte. Dazu war er viel zu intelligent und sah auch zu gut aus. Wenn es im Reich eine Verkörperung perfekter Männlichkeit gab, dann war es Logan. Seine Gestalt war die einer Heldenstatue. Die sechs Monate, die er im Jahr bei seinem Vater verbrachte, hatten seinen hochgewachsenen Körper mit Muskeln bepackt und ihm genau das richtige Maß an Härte verliehen, das nicht nur die jungen Frauen in Cenaria in Entzücken versetzte. Perfekte Zähne, perfektes Haar und natürlich
unglaubliche Mengen von Geld, die ihm gehören würden, wenn er einundzwanzig wurde - in drei Tagen -, ergänzten das Bild. Er erregte so viel Aufmerksamkeit wie sein Freund, Prinz Aleine - und stach ihn locker bei den Mädchen aus, die kein Interesse daran hatten, eine Nacht im Bett eines Mannes zu verbringen und am nächsten Tag fallengelassen zu werden. Allerdings musste man ihm zugutehalten, dass er nicht den blassesten Schimmer hatte, wie attraktiv er war oder wie viele Menschen ihn bewunderten und beneideten. Das war der Grund, warum Kylar ihm den Spitznamen Oger verpasst hatte.
»Logan, wenn du nicht einfach draußen auf dem Hof gestanden hast, bist du hierhergekommen, als du mich durch das Tor hast treten sehen, was bedeutet, dass du auf mich gewartet hast. Jetzt stehst du einfach nur da, statt weiterzugehen, was bedeutet, dass du nicht willst, dass irgendjemand mit anhört, was du zu sagen hast. Serah läuft nicht ihre gewohnten zwei Schritte hinter dir, was bedeutet, dass sie mit ihrer Mutter unterwegs ist, um Kleider zu kaufen oder etwas Ähnliches zu tun.«
»Stickerei«, gab Logan zu.
»Also, was gibt es?«, fragte Kylar.
Logan trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich hasse es, wenn du das tust. Du hättest mir erlauben können, zu meiner eigenen Zeit zur Sache zu kommen. Ich wollte - he, wo willst du hin?«
Kylar ging weiter. »Du schindest Zeit.«
»Also gut. Bleib einfach
Weitere Kostenlose Bücher