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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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räumten ihre Teller ab und ersetzten sie durch Platten mit verschiedenen Sorten gewürzten Fleisches und einer schwach gekochten Eierspeise mit Käse.
    »Ich bitte nicht«, sagte er leise.
    Momma K aß ihre Eier und machte sich über das geschmorte Fleisch her. Köstlich. Der Mann musste einen Koch aus Gandu geholt haben. Sie aß und betrachtete den heller werdenden Himmel, an dem sich die Sonne langsam über das große, eiserne Tor zu Grimsons Grundstück erhob. Wenn er diese Bemerkung zurücknahm, würde sie ihn am Leben lassen.
    »Ich weiß nicht, warum Ihr solchen Einfluss bei den Neun habt, aber ich weiß, dass ich Eure Stimme brauche, und ich werde sie bekommen«, sagte Roth. »Ich werde Eure Stimme nehmen, oder ich werde Eure Nichte nehmen.«
    Das Fleisch, das ihr noch einen Moment zuvor so köstlich erschienen war, schmeckte plötzlich wie ein Bissen Sand.
    »Ein hübsches Mädchen, nicht wahr? Entzückende kleine
Zöpfe. Es ist so traurig, dass ihre Mutter gestorben ist, aber wunderbar, dass sie eine reiche Tante hatte, die ihr ein neues Heim beschafft hat, und das in einem nicht geringeren Haus als der Burg selbst! Trotzdem, eine reiche alte Hure hätte sich etwas Besseres einfallen lassen können, als ihre Nichte von einer Dienstmagd aufziehen zu lassen.«
    Sie war erstarrt. Wie hatte er das herausgefunden?
    Die Rechnungsbücher. Ihre Rechnungsbücher waren alle verschlüsselt, aber Phineas Seratsin war der Münzmeister der Sa’kagé. Er hatte Zugang zu mehr finanziellen Unterlagen als jeder andere im Reich. Roth musste den Unterlagen gefolgt und auf die Zahlungen gestoßen sein, die sie der Dienstmagd in der Burg geleistet hatte. Einer verschüchterten Frau. Eine einzige Drohung von Roth würde sie umfallen lassen.
    Roth, der seinen Teller bereits geleert hatte, erhob sich. »Nein, behaltet Platz. Beendet Euer Frühstück.«
    Sie tat es mechanisch und benutzte die Zeit zum Nachdenken. Konnte sie das Mädchen fortholen? Dafür konnte sie Durzo nicht einsetzen, aber er war nicht der einzige Blutjunge, den sie kannte.
    »Ich bin ein grausamer Mann, Gwinvere. Das Töten ist...« Roth schauderte bei der Erinnerung an durchlebte Ekstase. »Besser. Besser als jedes einzelne der Vergnügen, die Ihr verkauft. Aber ich zügle meinen Appetit. Und das ist es, was uns zu Menschen macht statt zu Sklaven, nicht wahr?«
    Er zog einen dicken, ledernen Handschuh über. Während er sprach, wurde das Fallgitter seines Tores hochgezogen. Draußen sah Momma K Dutzende zerlumpter Bauern stehen. Offensichtlich war dies sein tägliches Ritual.
    Unter ihnen trugen vier Diener einen mit Speisen beladenen Tisch in den Garten. Sie stellten ihn ab und kehrten ins Haus zurück.

    »Diese jämmerlichen Kreaturen sind Sklaven ihrer Gelüste. Sklaven, keine Menschen.«
    Die hungernden Bauern hinter dem Fallgitter drängten vorwärts. Sie betrachteten das mit Dornen bewehrte Fallgitter über ihnen und dann Roth und Momma K. Doch der größte Teil ihrer Konzentration galt dem Essen. Sie sahen aus wie Tiere, und der Hunger machte sie zu Wilden.
    Eine junge Frau rannte los. Nachdem sie einige Schritte gemacht hatte, folgten ihr andere. Es waren alte Männer und junge, Frauen, Kinder, und das Einzige, was sie gemeinsam zu haben schienen, war Verzweiflung.
    Aber Momma K konnte keinen Grund für ihre Hektik erkennen. Sie erreichten das Essen und machten sich darüber her, stopften sich Taschen mit Würstchen voll, stopften sich so viele Delikatessen in den Mund, dass sie sich später wahrscheinlich übergeben würden.
    Ein Diener reichte Roth eine Armbrust. Sie war bereits gespannt und geladen.
    »Was habt Ihr vor?«, fragte Momma K.
    Die Bauern sahen ihn und sprangen auseinander.
    »Ich töte nach einem sehr simplen Muster«, antwortete Roth und hob die Waffe. Er drückte auf den Abzug, und ein junger Mann ging mit einem Bolzen im Rückgrat zu Boden.
    Roth neigte die Spitze der Armbrust nach unten, doch statt an der Kurbel zu drehen, um sie wieder zu spannen, griff er mit der behandschuhten Hand nach der Sehne und zog sie zurück. Für einen Sekundenbruchteil stiegen schwarze, Tätowierungen gleiche Zeichen empor, als tauchten sie unter der Oberfläche seiner Haut auf, und wanden sich vor Macht. Es war unmöglich.
    Er schoss abermals, und die junge Frau, die als Erste auf den Tisch zugerannt war, fiel ohne Anmut zu Boden.

    »Ich füttere meine kleine Herde jeden Tag. In der ersten Woche des Monats töte ich am ersten Tag. In der zweiten

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