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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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den Dienern, ihnen das Frühstück zu bringen. Ihr kleiner Tisch zierte den Rand des Balkons, und sie saßen nebeneinander. Anscheinend wollte Roth, dass sie sein Anwesen bewunderte. Wahrscheinlich
hoffte er, dass sie ihn fragen würde, warum er das Haus hier erbaut hatte.
    Diese Befriedigung würde sie ihm nicht geben. Außerdem hatte sie diesbezüglich bereits Nachforschungen angestellt. Die Gründe waren stichhaltig, wie sie wusste. Er hatte bequemen Zugang zum Wasser, der ihm ein wenig Schmuggel ermöglichte, auch wenn sein Anleger zu klein war, um allzu große Geschäfte abzuwickeln - und damit die königliche Aufmerksamkeit wachzurufen. Außerdem hatte er das Land für ein Butterbrot kaufen können, auch wenn er während der Bauarbeiten so viele Schläger hatte einstellen müssen, dass die Einsparungen durch den günstigen Kauf davon wieder aufgezehrt worden waren. Als die Armen vertrieben waren, waren sowohl die Ehrlichen als auch die Diebe unter ihnen erpicht darauf gewesen, dem Narren, der eine Villa auf ihrer Seite des Flusses erbaute, zu stehlen, was sie nur konnten. Die Schläger hatten wahrscheinlich Hunderte verprügelt. Momma K wusste, dass sie mindestens ein halbes Dutzend getötet hatten. Es bedeutete den Tod, ohne Erlaubnis auf Grimsons Grundstück entdeckt zu werden.
    Die Mauern waren hoch, gekrönt von Glasscherben und Metalldornen, die wie spitze Schatten in das Licht der Morgendämmerung aufragten. Schläger bewachten diese Mauern, Männer, die nicht nur tüchtig waren, sondern ihre Arbeit genossen. Keiner der Einheimischen versuchte mehr, auf das Grundstück vorzudringen. Die Amateure hatten es entweder bereits versucht und den Preis dafür gezahlt, oder sie wussten von anderen, die es getan hatten. Die Erfahrenen wussten, dass sie die Vanden-Brücke überqueren und leichtere Beute finden konnten.
    Seine Gärten waren wunderschön, auch wenn dort nur Pflanzen von niedrigem Wuchs zu finden waren, so dass die freie Sicht für seine Bogenschützen nicht beeinträchtigt wurde. Das
Zinnoberrot, das Grün, das Gelb und das Orange seines Gartens boten einen starken Kontrast zu den schäbigen Grau- und Brauntönen des umliegenden Labyrinths.
    Die Dienstboten brachten den ersten Gang heraus, halbierte Blutorangen mit einer karamellisierten Zuckerkruste. Roth begann das Gespräch mit einer Bemerkung über das Wetter. Keine besonders inspirierte Wahl, aber Momma K hatte nichts anderes erwartet.
    Als Nächstes kam er auf seine Gärten zu sprechen, während die Diener heißes Süßbrot brachten. Er hatte die ärgerliche Neigung der Neureichen, zu offenbaren, wie viel dieses und jenes gekostet hatte. Er hätte wissen müssen, dass sie aufgrund der hervorragenden Arbeit der Dienstboten und des nicht minder hervorragenden Mahls genau ermitteln konnte, wie viel er für dieses Gut ausgab. Wann würde er endlich zur Sache kommen?
    »Es gibt also einen freien Platz bei den Neun«, sagte Roth. Ohne Überleitung. Stattdessen hätte er eine erheiternde Anekdote über seine Arbeit erzählen und sie dazu benutzen sollen, zu diesem Punkt zu gelangen. Momma K begann an dem Mann zu zweifeln.
    »Ja«, antwortete sie. Sie ließ das Wort in der Luft hängen; sie würde es ihm nicht leichtmachen. Die Sonne erhob sich gerade über den Horizont und tauchte den Himmel in ein herrliches Orange. Es würde ein sengend heißer Tag werden; schon zu dieser Stunde brauchte sie den Schal um ihre Schultern kaum mehr.
    »Ich habe sechs Jahre lang mit Phineas Seratsin zusammengearbeitet. Ich kenne die Arbeit besser als irgendjemand sonst.«
    »Ihr habt für den Trematir gearbeitet, nicht mit ihm.«
    Seine Augen blitzten auf, aber er erwiderte nichts. Ein gefährliches Temperament also. Master Grimson schätzte es nicht, wenn man ihn korrigierte.

    »Ich denke, Eure Spione sind anscheinend nicht klug genug, um mitbekommen zu haben, wie viel Arbeit ich tue im Gegensatz zu dem, was der alte Mann tut.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Spione?«
    »Jeder weiß, dass Ihr überall Spione habt.«
    »Nun. Jeder weiß es. Dann muss es wohl so sein.«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Roth. »Es ist eins dieser Dinge, von denen jeder weiß, aber ich soll nicht davon sprechen, weil es unhöflich ist.«
    »Es gibt Leute innerhalb dieser Organisation, denen gegenüber Unhöflichkeit gefährlich ist, mein Junge. Wenn Ihr mich um meine Stimme bittet, wärt Ihr gut beraten, in mir eine Freundin zu gewinnen.«
    Er gab den Dienstboten ein Zeichen, und sie

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