Der Weg in Die Schatten
fragte Kylar.
»Freunde«, antwortete Dorian. »Wir haben eine lange Reise auf uns genommen, um dir zu helfen. Nun, nicht nur um dir zu helfen, sondern um dir zu helfen und -«
»Und wir sind unter großen persönlichen Kosten und noch
größeren Risiken hergekommen«, fiel Feir Dorian ins Wort und sah ihn scharf an.
»Wir hoffen, du hegst keinen Zweifel daran, dass wir dich töten könnten. Dass wir, wenn wir dir Böses wollten, es bereits hätten tun können«, erklärte Dorian.
»Es gibt mehr Arten, Böses zu tun, als nur zu töten. Ein Blutjunge weiß das«, sagte Kylar.
Dorian lächelte, aber Feir wirkte noch immer argwöhnisch. Kylar spürte, wie die Fesseln ihn losließen. Das beunruhigte ihn. Sie hatten gesehen, wie schnell er sich bewegte, und dennoch ließen sie ihn - bewaffnet - frei.
»Erlaub mir, uns vorzustellen«, sagte Dorian. »Dies ist Feir Cousat, der eines Tages der berühmteste Schwertschmied in ganz Midcyru sein wird. Er ist Vy’sana und ein Schwertmeister zweiten Grades.«
Wunderbar. »Und Ihr?«, fragte Kylar.
»Du wirst mir nicht glauben.« Dorian unterhielt sich bestens.
»Stellt mich auf die Probe.«
»Ich bin Sa’seurianer und Hoth’salar und war früher einmal ein Vürdmeister des zwölften shu’ra.«
»Beeindruckend.« Kylar hatte keinen Schimmer, was diese Ausdrücke bedeuteten.
»Was für dich wichtiger sein sollte, ist die Tatsache, dass ich ein Prophet bin. Mein Name ist Dorian«, fügte Dorian mit einem typisch khalidorischen Akzent hinzu. »Dorian Ursuul.«
»Du hattest recht«, bemerkte Feir. »Er glaubt dir nicht.«
Abgesehen von Unvorsichtigkeit waren die einzigen Dinge, die Blutjungen töten konnten, andere Blutjungen, Magier und Hexer. Blints Einschätzung nach waren Hexer die Schlimmsten. Er hatte Kylars Erziehung nicht vernachlässigt. »Lasst mich Eure Arme sehen«, sagte Kylar.
»Ah, du weißt also Bescheid über die Vir«, bemerkte Dorian. »Wie viel weißt du über sie?« Dorian entblößte die Arme bis zu den Ellbogen. Es waren keine Zeichen darauf.
»Ich weiß, dass alle Hexer sie haben, dass sie in Relation zur Macht des Hexers wachsen und dass das Ausmaß ihrer Kunstfertigkeit das Ausmaß der Fähigkeiten des Hexers offenbart«, antwortete Kylar.
»Tu es nicht, Dorian«, sagte Feir. »Ich will dich deswegen nicht verlieren. Sagen wir ihm die Worte und sehen zu, dass wir hier wegkommen.«
Dorian ignorierte ihn. »Nur Männer und Frauen mit magischer Begabung können die Vir benutzen. Sie sind leichter zu manipulieren als gewöhnliche Magie und mächtiger. Außerdem sind sie schrecklich suchterzeugend, und wenn man es wagt, in moralischen Kategorien zu sprechen - was ich tue -, sind sie schlicht böse«, sagte Dorian mit leuchtenden Augen, während er Kylar aufrecht hielt. »Im Gegensatz zu der Magie, der magischen Begabung, die gut oder schlecht sein kann wie jedes andere Talent, sind die Vir an sich und immer böse, und sie verderben jeden, der sie benutzt. Es hat sich für meine Familie als nützlich erwiesen, alle Meister zu markieren, also ist es so geschehen. Meine Vorfahren haben niemals Gründe dafür gesehen, sich selbst zu markieren, solange sie es nicht wollten. Die Ursuuls können ihre Vir nach Belieben verschwinden lassen, solange sie sie nicht benutzen.«
»Diese Lektion muss Blint ausgelassen haben«, bemerkte Kylar.
»Was ein Jammer ist. Wir sind die gefährlichsten Vürdmeister, die du dir nur vorstellen kannst.«
»Dorian, sag ihm einfach die Worte. Lass uns -«
»Feir!«, unterbrach ihn Dorian. »Still. Du weißt, was zu tun ist.«
Der große Mann gehorchte und funkelte Kylar an. »Kylar«, begann Dorian. »Du bittest einen Trinker, der mit dem Trinken aufgehört hat, nur ein einziges Glas Wein zu sich zu nehmen. Dafür wird mein Leben wochenlang die Hölle sein. Feir wird mich ständig beobachten müssen, um dafür zu sorgen, dass ich diesem Wahnsinn nicht anheimfalle. Aber du bist es wert.«
Feir kniff die Lippen zusammen, aber er sagte kein Wort. Dorian streckte die Arme aus, und ein Schimmer überlief sie. Während Kylar hinschaute, sah es so aus, als würden sich Adern tief in den Armen des Mannes krümmen und sich bemühen, an die Oberfläche seiner Haut vorzudringen. Dann erhoben sie sich plötzliche alle gemeinsam. Dorians Arme wurden schwarz, als wären eine Million frischer Tätowierungen übereinander erschienen. Eine Lage spannte sich über die nächste, eine jede vollkommen deutlich und verwoben mit denen
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