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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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über und unter ihr, dunkle über hellen und dann noch dunklere, die sich über die anderen drängten. Es war schön und schrecklich zugleich. Die Vir schwollen an vor Macht und bewegten sich, nicht nur im Einklang mit Dorians Armen, sondern unabhängig davon. Es schien, als wollten sie sich aus den Begrenzungen seiner Haut heraussprengen. Die Dunkelheit der Vir griff auf den Raum über, und Kylar war davon überzeugt, dass er es sich nicht nur einbildete: Die Vir saugten das Licht aus dem Raum.
    Dorians Pupillen dehnten sich aus, bis die kühlen blauen Iris nur noch schmalste Ränder waren. Eine grimmige Freude zeichnete sich auf seinen Zügen ab, und er sah um zehn Jahre jünger aus. Die Vir begannen zu schwellen und knisterten hörbar.
    Feir hob Dorian auf, wie die meisten Männer eine Puppe aufheben würden, und schüttelte ihn heftig. Er schüttelte und hörte nicht auf zu schütteln. Es wäre komisch gewesen, hätte Kylar
nicht zu große Angst gehabt, um sich zu bewegen. Feir schüttelte und schüttelte einfach, bis der Raum nicht länger dunkel war vor Macht. Dann drückte er Dorian auf einen Stuhl.
    Der Mann stöhnte und wirkte plötzlich zerbrechlich und wieder älter. Er sprach, ohne den Kopf zu heben. »Ich bin froh, dich überzeugt zu haben, Schattenschreiter.«
    Es hatte ihn überzeugt, aber das konnte Dorian nicht wissen. »Woher weiß ich, dass es keine Illusion war?«, erkundigte sich Kylar.
    »Illusionen saugen kein Licht auf. Illusionen -«, begann Feir.
    »Er ist nur halsstarrig, Feir. Er glaubt.« Dorian sah Kylar an und wandte hastig den Blick wieder ab. Er stöhnte. »Ah, ich kann dich jetzt nicht einmal ansehen. All deine Zukünfte...« Er presste die Augen fest zu.
    »Was wollt Ihr von mir?«, fragte Kylar.
    »Ich kann die Zukunft sehen, Namenloser, aber ich bin nur ein Mensch, daher bete ich, dass ich mich irren kann. Ich bete, dass ich mich irre. Nach allem, was ich gesehen habe, wird Khalidor Cenaria unterwerfen, wenn du Durzo nicht morgen tötest. Wenn du ihn am Tag darauf nicht tötest, wird jeder, den du liebst, sterben. Dein Sa’kagé-Graf, der Shinga, deine alten wie deine neuen Freunde, sie alle. Wenn du ein einziges Mal das Richtige tust, wird es dich ein Jahr der Schuldgefühle kosten. Wenn du zweimal das Richtige tust, wird es dich dein Leben kosten.«
    »Das steckt also dahinter, ja? Das Ganze ist einfach eine Finte, damit ich Master Blint verrate? Denken Eure Meister, dass ich Euch das abkaufen würde?«, fragte Kylar. »Oh, Ihr habt eine Menge über mich in Erfahrung gebracht, es muss ein Vermögen gekostet haben, all diese Informationen zu kaufen.«
    Dorian hob erschöpft die Hand. »Ich bitte dich nicht, gleich
jetzt alles zu glauben. Es ist so viel auf einmal. Dafür entschuldige ich mich. Du denkst jetzt, dass wir Khalidori sind und wollen, dass du Blint verrätst, damit er uns nicht aufhalten kann. Vielleicht wird dies dich überzeugen: Was ich vor allem anderen von dir erbitte, ist, dass du meinen Bruder tötest. Lass nicht zu, dass er den Ka’kari bekommt.«
    Kylar hatte das Gefühl, als sei er geschlagen worden. »Den was?«
    »Feir«, bat Dorian. »Sag die Worte, die zu sagen wir hergekommen sind.«
    »Frag Momma K«, sagte Feir.
    Kylar schüttelte den Kopf. »Wartet! Was? Ich soll sie nach dem Ka’kari fragen?«
    »Frag Momma K«, wiederholte Feir.
    »Was ist mit Eurem Bruder? Wer ist er?«
    »Wenn ich es dir jetzt sage, wirst du verlieren, wenn du gegen ihn kämpfst.« Dorian schüttelte den Kopf, sah Kylar jedoch immer noch nicht an. »Verdammt sei diese Macht. Was taugt sie, wenn ich es dir nicht auf eine Weise erklären kann, die du verstehst? Kylar, wenn Zeit ein Fluss ist, leben die meisten Menschen untergetaucht. Einige erheben sich an die Oberfläche und können erahnen, was als Nächstes geschehen wird, oder sie können die Vergangenheit verstehen. Ich bin anders. Wenn ich mich nicht konzentriere, löse ich mich aus dem Strom der Zeit. Mein Bewusstsein treibt über dem Fluss. Ich sehe Tausende und Abertausende von Wegen. Frag mich, wo ein Blatt niederfallen wird, und ich könnte es dir nicht sagen. Es gibt zu viele Möglichkeiten. Da ist zu viel Lärm, als versuchte ich, einem Regentropfen von den Wolken zu einem See zu folgen und dann über einen Wasserfall, um ihn zwei Meilen stromabwärts aus dem Fluss zu zupfen. Wenn ich jemanden
berühren oder Reime singen kann, schenkt mir das Konzentration. Manchmal.« Dorian schien durch die Wand zu schauen,

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