Der Weg in Die Schatten
jemanden, der beliebt genug ist, um das Vertrauen der Menschen in den Thron zurückzugewinnen, jemanden, dessen Anspruch auf die Krone unbestreitbar wäre.«
Logan sah sie an, und jähes Begreifen zeichnete sich in seinen Zügen ab. Die verschiedensten Gefühle wetteiferten auf seinem Gesicht. »Ihr wisst nicht, was Ihr da verlangt.«
»Doch, das weiß ich«, erwiderte die Königin leise. »Logan, hat Euer Vater je von mir gesprochen?«
»Nur in den höchsten Tönen, Euer Majestät.«
»Euer Vater und ich waren verlobt, Logan. Zehn Jahre lang wussten wir, dass wir heiraten würden. Wir haben uns ineinander verliebt. Wir haben Namen für die Kinder ausgesucht, die wir eines Tages haben würden. Der König lag ohne Erben im Sterben,
und unsere Heirat hätte den Thron für das Haus Gyre sichern sollen. Dann verriet mein Vater Regnus und brach Eurem Großvater gegenüber sein Wort, indem er mich insgeheim mit Aleine Gunder verheiratete. Es waren gerade genug Zeugen zugegen, um die Gesetzmäßigkeit der Heirat sicherzustellen. Ich durfte Eurem Vater vorher nicht einmal eine Nachricht schicken. Der König lebte noch vierzehn Jahre lang, lange genug für mich, um Kinder zu bekommen, lange genug für Euren Vater, um zu heiraten und Euch zu bekommen, lange genug für Euren Vater, um die Kontrolle über das Haus Gyre zu erlangen. Lange genug für das Haus Gunder, um eine lächerliche Geschichte zu ersinnen, die Aleine angeblich das Recht gab, sich Aleine IX. zu nennen, als sei er ein gesetzmäßiger König. Als König Darvin starb, hätte Euer Vater einen Krieg beginnen können, um den Thron an sich zu reißen. Er hätte den Krieg gewinnen können, aber er tat es nicht, um meinetwillen und um meiner Kinder willen.
Ich wurde in eine Ehe verkauft, die mir zuwider war, Logan, an einen Mann, den ich nie geliebt habe und für den ich in meiner Brust niemals Liebe habe wachsen lassen können. Ich weiß, wie es ist, aus politischen Gründen verkauft zu werden. Ich kenne sogar meinen buchstäblichen Preis in Ländern und Titeln, die meine Familie sich nach dem Tod des Königs sichern konnte.« Es war Eisen in ihr, während sie sprach, deutlich, gelassen, jeder Zoll eine Königin. »Ich liebe Euren Vater noch immer, Logan. Wir haben in fünfundzwanzig Jahren kaum ein Wort miteinander gewechselt. Er musste eine Graesin heiraten, nachdem ich einen Gunder geheiratet hatte, nur um zu verhindern, dass das Haus Gyre isoliert und ausgelöscht wurde, wie es den Makells widerfahren ist. Er akzeptierte eine Ehe, in der es nur wenig Liebe gab, wie ich hörte. Wenn Ihr also denkt,
es würde mir Freude machen, Euch anzutun, was mir angetan wurde, könntet Ihr Euch nicht gründlicher irren.«
Logans Vater hatte niemals von solchen Dingen gesprochen, aber seine Mutter - es war plötzlich so klar -, seine Mutter hatte Regnus jahrelang daran erinnert. Ihre beiläufigen Bemerkungen. Ihr ständiger Argwohn, Regnus könnte andere Geliebte haben, obwohl Logan wusste, dass es nicht so gewesen war. Die wütende Bemerkung, die sein Vater einmal gemacht hatte, dass es nur eine einzige Frau gebe, die zu beneiden sie ein Recht habe.
»Ich hoffe, dass Eure Ehe nicht die Qual sein wird, die meine gewesen ist«, sagte Königin Gunder.
Logan schlug die Hände vors Gesicht. »Euer Majestät, Worte können den... Zorn... nicht ausdrücken, den ich für Serah empfinde. Aber ich habe ihrem Vater mein Wort gegeben, dass ich sie heiraten würde.«
»Der König kann solche Bande zum Wohle des Reiches auf gesetzmäßigem Wege auflösen«, warf Agon ein.
»Der König kann meine Ehre nicht auflösen!«, sagte Logan. »Ich habe geschworen! Und verdammt! Ich liebe Serah noch immer. Ich liebe sie noch immer. Es ist alles Theaterspiel, nicht wahr? Was ist der Plan? Dass der König mich adoptiert? Dass ich sein Erbe sein werde, bis Ihr ihm einen weiteren Sohn gebärt?«
»Dieses Theaterspiel führt uns durch eine Krise, Sohn«, sagte Agon. »Und es verhindert, dass Eure Familie vernichtet wird. Ihr müsst am Leben bleiben, wenn Ihr Eure Familie retten wollt. Außerdem rettet es Euch nebenbei vor Schande und Gefängnis, selbst wenn wir uns irren, was die Intrige betrifft.«
»Logan«, sagte die Königin, deren Stimme nun wieder sehr leise war. »Es ist kein Theater, aber wir haben den König davon überzeugt, dass es genau das ist. Er ist ein verabscheuenswerter
Mann, und wenn es in seiner Macht steht, wird er niemals zulassen, dass Regnus’ Sohn den Thron
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