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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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den Hals umdrehen. Weißt du eigentlich, wie viele Scherereien mir deine kleine ›Lord-Gyre‹-Nummer gemacht hat?«
    Dorian lachte. Er wusste es. »Oh, mein Freund«, sagte er und hielt Solons Arme fest. »Du hast deine Sache gut gemacht.«
    »Du siehst auch gut aus«, bemerkte Feir. »Als du fortgegangen bist, warst du fett. Und schau dich jetzt an. Ein Jahrzehnt Militärdienst hat dir gutgetan.«
    Solon lächelte, aber das Lächeln verblasste schnell. »Dorian, im Ernst, ich muss es wissen. Meintest du, ich müsse herkommen, um Logan zu dienen, oder meintest du Regnus? Ich dachte, du hättest gesagt Lord Gyre und nicht Herzog Gyre, aber als ich hier ankam, gab es zwei Männer mit dem Titel Lord Gyre. Habe ich das Richtige getan?«
    »Ja, ja. Sie brauchten dich beide, und du hast ihnen beiden mehrmals gedient. Manche Dinge weißt du, manche weißt du nicht.« Vielleicht war Solons wichtigste Leistung eine, die er niemals zu würdigen wissen würde: Er hatte Logans Freundschaft mit Kylar gefördert. »Aber ich will dich nicht belügen. Die Wahrung deines Geheimnisses war etwas, das ich nicht vorhergesehen habe. Ich dachte, du hättest das Geheimnis schon vor Jahren preisgegeben. Die meisten Pfade, die ich jetzt sehe, führen am Ende zu Regnus Gyres Tod.«
    »Ich bin ein Feigling«, murmelte Solon.
    »Pah«, sagte Feir. »Du bist viele Dinge, Solon, aber ein Feigling bist du nicht.«
    Dorian schwieg und ließ seine Augen Mitgefühl bekunden. Er wusste es besser. Solons Schweigen war Feigheit gewesen. Dutzende von Malen hatte er versucht zu sprechen, aber er hatte nie den Mut aufbringen können, seine Freundschaft mit Regnus
Gyre aufs Spiel zu setzen. Das Schlimmste war, dass Regnus es verstanden und darüber gelacht hätte, hätte er es aus Solons eigenem Mund gehört. Aber zu entdecken, dass sein Freund ihn hintergangen hatte, würde sich wie Verrat anfühlen für einen Mann, dessen Verlobte hinterrücks an einen anderen verkauft worden war.
    »Deine Kräfte sind gewachsen«, bemerkte Solon.
    »Ja, jetzt ist er wahrhaft unerträglich«, sagte Feir.
    »Ich bin überrascht, dass die Brüder von Sho’cendi euch haben hierherkommen lassen«, sagte Solon.
    Dorian und Feir sahen einander an.
    »Ihr seid ohne Erlaubnis fortgegangen?«, fragte Solon.
    Schweigen.
    »Ihr seid gegen ihren direkten Befehl fortgegangen?«
    »Schlimmer«, antwortete Dorian.
    Feir stieß ein bellendes Lachen aus, und Solon begriff, dass er in einen weiteren Plan Dorians eingeweiht worden war, den er nicht glauben konnte.
    »Was habt Ihr getan?«, hakte Solon nach.
    »In Wirklichkeit gehörte es uns. Wir sind diejenigen, die es wiedergefunden haben. Sie hatten keinerlei Recht darauf«, sagte Dorian.
    »Das habt ihr nicht getan.«
    Dorian zuckte die Achseln.
    »Wo ist es?«, fragte Solon. Der leere Ausdruck auf ihren Gesichtern sagte ihm alles. »Ihr habt es hierhergebracht?!«
    Feir ging zu dem kleinen Bett hinüber und warf die Decken zurück. Curoch lag in seiner Scheide auf dem Bett. Die Scheide war aus weißem Leder, eingelegt mit goldener hyrillischer Schrift und mit einer goldenen Kappe versehen.
    »Das ist doch gewiss nicht die ursprüngliche Scheide.«

    »Es sind Arbeiten wie diese, die in mir den Wunsch wecken, niemals ein Schwertschmied zu sein«, erklärte Feir. »Die Scheide ist die ursprüngliche. Dicht durchwoben mit Magie, so prächtig wie gandische Seide, und ich denke, all das ist nur getan worden, um das Leder zu bewahren. Es bleibt nicht schmutzig und trägt keine Flecken davon. Auch die goldenen Intarsien sind echt. Reines Gold. Gehärtet bis zu einem Punkt, an dem es sich gegen Eisen oder sogar gegen Stahl behaupten kann. Wenn ich allein diese Technik enträtseln könnte, würden meine Erben bis zur zwölften Generation reich sein.«
    »Wir haben es kaum gewagt, das Schwert aus der Scheide zu nehmen, und natürlich haben wir nicht versucht, es zu benutzen«, warf Dorian ein.
    »Das will ich auch hoffen«, sagte Solon. »Dorian, warum habt ihr es hierhergebracht? Hast du etwas gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Artefakte von solcher Macht verzerren meine Visionen. Sie selbst und die Gelüste, die sie hervorrufen, sind so intensiv, dass sie mein Gesicht umnebeln.«
    Plötzlich trieb er wieder weg, aber treiben war ein zu sanftes Wort dafür. Seine Visionen hefteten sich an Solon, und Bilder strömten an ihm vorbei. Unmögliche Visionen. Solon, der das Unwahrscheinlichste wahr machte. Solon als weißhaariger alter Mann, nur

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