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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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war ich so. Du hättest mich damals kennen sollen. Du hättest mich gemocht. Wir wären vielleicht sogar Freunde gewesen.«
    Ich mag Euch ja, Meister. Ich wäre gern Euer Freund , sagte Kylar, aber nur in Gedanken. Irgendwie wollten diese Worte ihm nicht über die Lippen kommen. Vielleicht spielte es keine Rolle. Durzo hätte ihm ohnehin nicht geglaubt.
    »Roth ist ein khalidorischer Prinz, Junge. Er hat einen Vürdmeister. Schon bald wird er mehr Hexer haben, als alle Südländer Magi, und dazu noch eine Armee. Er hat die Sa’kagé in der Tasche. Es ist hoffnungslos. Wir haben keine Möglichkeit, uns ihm jetzt in den Weg zu stellen. Nicht einmal die Nachtengel selbst würden es versuchen.«
    Kylar warf die Hände hoch; er hatte die Nase voll von Blints Fatalismus und seinem Aberglauben. »Und da dachte ich, sie wären unbesiegbar.«
    »Sie sind unsterblich. Das ist nicht das Gleiche.« Blint steckte sich eine Knoblauchzehe in den Mund. »Du kannst dir aus meinem Haus holen, was du brauchst. Ich möchte nicht, dass du stirbst, nur weil ich besser ausgerüstet war.«
    »Ich werde nicht gegen Euch kämpfen, Meister.«
    »Du wirst kämpfen. Du wirst sterben. Und ich werde dich vermissen.«
    »Master Blint?«, fragte er, denn ihm war etwas eingefallen, das Dorian gesagt hatte. »Was bedeutet mein Name?«
    »›Kylar‹? Du weißt es doch, es ist einer, der tötet.«

    »Ja, aber hat es nicht noch eine andere Bedeutung?«
    »Ja, es heißt auch: einer, der getötet wird.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Kylar.
    »Du wirst es noch verstehen. Mögen die Nachtengel über dich wachen, Junge. Denk daran, sie haben drei Gesichter.«
    »Was?«
    »Vergeltung, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Sie wissen immer, welches sie zeigen müssen. Und denk an den Unterschied zwischen Vergeltung und Rache. Und jetzt verschwinde von hier.«
    Kylar stand auf und verstaute sachkundig seine Waffen. Als er sich erhob, stieß er mit der Hüfte gegen den Tisch, und die auf dem Rand stehende Münze schwankte und fiel um, bevor er abermals mit seiner Magie danach greifen und es verhindern konnte. Er ignorierte es, weigerte sich, es als ein Omen zu sehen. »Master Blint«, sagte er, sah seinem Meister in die Augen und verbeugte sich, »kariamu lodoc. Danke. Für alles.«
    »Danke?« Master Blint schnaubte. Er griff nach der Münze. Sie zeigte die Burgen. Burgen: Ich verliere. »Danke? Du warst schon immer ein verflixtes Kind.«

50
    Kylar hatte eine Stunde Zeit, bevor Durzo ihm folgen würde. Das wusste er, weil er Durzo einen vollen Becher Hopfenbier hatte trinken sehen, und Durzo Blint würde nicht arbeiten, solange er Alkohol in sich hatte.
    Es war der perfekte Zeitpunkt, um zu Master Blints sicherem
Haus zu gehen. Er würde vielleicht Glück haben und anhand der fehlenden Werkzeuge ermitteln können, auf welche Art Master Blint ihn zu töten gedachte.
    Vorsichtshalber benutzte er die Nebengassen, um zu dem sicheren Haus zu gelangen. Binnen kurzem entschärfte Kylar die Falle an dem Schloss, dann suchte er nach der zweiten Falle. Wäre er zur Gänze zu sehen gewesen, hätte er sich schutzlos gefühlt, aber diesmal gehorchte ihm seine Magie und bedeckte ihn mit Schatten. Er hatte noch immer keine Ahnung, wie gut er verborgen war, doch in der dunklen und wenig benutzten Straße fühlte er sich wohl genug, um sich Zeit zu lassen. Die zweite Falle war dem Riegel gegenüber in den Türrahmen eingelassen. Kylar schüttelte den Kopf. Und Blint hatte gesagt, er verstehe sich nicht gut auf Fallen. Das Aufstellen einer Falle, die das Nachlassen von Druck durch den Bolzen selbst als Auslöser benutzte, war keine geringe Leistung.
    Nachdem er auch diese Falle entschärft hatte, machte Kylar sich daran, das Schloss aufzubrechen. Blint hatte ihm stets erklärt, dass es Zeitverschwendung sei, eine Tür mit mehr als zwei Fallen zu schützen. Man sollte jemanden mit der ersten Falle erwischen, aber wenn sie so mittelmäßig war, dass der Betreffende übertrieben zuversichtlich wurde, erwischte man ihn vielleicht mit einer perfekt platzierten zweiten Falle. Danach würde nur ein Idiot die Tür nicht so gründlich überprüfen, dass er alles fand, was man verstecken konnte.
    Kylar brauchte nicht lange mit der Schlange zu hantieren. Er hatte jahrelang an dieser Tür geübt, daher hatte er die Zuhaltung fast sofort richtig eingedrückt. Dann nahm er etwas wahr, das sich falsch anfühlte. Im gleichen Augenblick, in dem eine Feder ausgelöst wurde, spreizte er die

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