Der Weg in Die Schatten
tötete. Wenn er dann den Ka’kari an sich brachte, würde ein süßer Sieg nur umso süßer sein. Das war meine Feuerprobe, Kylar. Würde ich mich in eine Falle stürzen, um zu versuchen, ein Held zu sein, oder würde ich meinen Verstand benutzen, Vonda verloren geben und den Ka’kari an mich bringen?«
»Ihr habt Euch für den Ka’kari entschieden.«
»Er war eine Fälschung.« Durzo betrachtete die Tischfläche, und seine Stimme zitterte. »Danach bin ich losgerannt, habe ein Pferd gestohlen und es zu Schanden geritten, aber es war eine
halbe Stunde nach Sonnenaufgang, als ich das Haus erreichte, in dem Vonda sich befand. Sie war tot. Ich überprüfte alle Fenster, aber ich konnte keine Spur von irgendwelchen Fallen finden. Ich werde niemals wissen, ob es daran lag, dass er sie hatte entfernen lassen, ob sie rein magischer Natur waren oder ob er überhaupt keine Fallen gestellt hatte. Der Bastard. Er hat es mit Absicht getan.« Blint nahm einen langen Zug von seinem Hopfenbier. »Ich bin ein Blutjunge, und Liebe ist eine Schlinge. Die einzige Möglichkeit, meine Entscheidung wiedergutzumachen, bestand darin, zum besten Blutjungen aller Zeiten zu werden.«
Kylar hatte einen Kloß in der Kehle.
»Das ist der Grund, warum wir nicht lieben dürfen, Kylar. Das ist der Grund, warum ich alles in meiner Macht Stehende getan habe, um dich davon abzuhalten. Ich habe einen einzigen Fehler gemacht, mir ein einziges Mal Schwäche gestattet, und jetzt ist dieser Fehler nach all den Jahren zurückgekommen, um mich zu peinigen. Du wirst nicht sterben, weil du versagt hast, Kylar. Du wirst sterben, weil ich versagt habe. So funktionieren die Dinge eben. Es bezahlen immer andere für mein Versagen. Ich habe versagt, Kylar, weil ich dachte, man würde die Feuerprobe nur einmal durchlaufen. Ich habe mich geirrt. Das ganze Leben ist die Feuerprobe.«
Nach dem, was Kylar sehen konnte, hatte Durzos Entscheidung niemals aufgehört, ihn zu peinigen. Der Mann war eine leere Hülle. Er war ein legendärer Blutjunge, aber diesem Gott hatte er alles geopfert. Kylar hatte immer Durzo sein wollen, hatte immer Ehrfurcht vor seinen Fähigkeiten gehabt. Durzo war der Beste, aber wo war der Mann hinter der Legende?
»Also war meine Feuerprobe Elene.« Kylar quittierte das hohle Gefühl in ihm mit einem leisen Lachen. »Es besteht keine Chance, dass Ihr mit mir kämpfen werdet, gegen sie?«
»Und Roth erlauben, meine Tochter zu foltern und zu töten? Die Entscheidung, die ich treffen muss, Junge, ist folgende: Du stirbst, oder meine Tochter stirbt.« Durzo zog einen Goldgunder aus einem Beutel. »Krone: Roth gewinnt; Burgen: ich verliere.«
Er schnippte die Münze hoch. Sie fiel auf den Tisch und landete unglaublicherweise auf dem Rand.
»Es gibt immer noch eine andere Entscheidung«, sagte Kylar und ließ sachte seine Magie wieder los. Verdammt, es hat tatsächlich funktioniert.
Blint positionierte seinen leeren Becher auf dem Tisch mehrfach neu. »Ich habe fast fünfzehn Jahre darauf hingearbeitet, die Kugel der Kanten an mich zu bringen, Kylar. Ich wusste nicht, wo sie war. Ich wusste nicht, ob sie an jemanden gebunden war. Ich wusste nicht, welche Art von magischen Abwehrstrategien sie schützte. Ich wusste, dass Menschen wie du den Ka’kari vermutlich rufen würden und dass dein Verlangen danach den Ruf stärker machen würde. Das ist der Grund, warum ich dich zu Aufträgen in jedem Winkel der Stadt mitgenommen habe. Wie ist es möglich, dass ich nicht wusste, dass König Gunder ihn hatte, und ihn lediglich für Schmuck gehalten habe? Niemand hat darüber gesprochen, weil niemand wusste, dass es etwas Besonderes war. Niemand interessierte sich dafür. Und ich dachte, dass ich mich vielleicht irre, dass du einfach eine Blockade hättest. Dass du, wenn ich dich nur genug drängte, deine Magie benutzen würdest. Denkst du, dass es nach fünfzehn Jahren harter Arbeit leicht wäre, ihn einfach wegzugeben? Du denkst, es sei leicht, fünfzehn Jahre des eigenen Lebens wegzugeben?«
»Aber Ihr wolltet es tun.« Kylar war erstaunt.
»Hölle, nein. Sobald ich ihn gehabt hätte, hätte ich ihn niemals weggeben«, widersprach Durzo. Aber Kylar glaubte ihm
nicht. Blint hatte die ganze Zeit über vorgehabt, ihm den Ka’kari zu geben - bis Roth aufgetaucht war.
»Meister, arbeitet mit mir zusammen. Gemeinsam können wir es mit Roth aufnehmen.«
Durzo schwieg einige Sekunden lang. »Weißt du, ich war früher genau wie du, Junge. Lange Zeit
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