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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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mandelförmigen Augen und glattem schwarzem Haar. Kylar hatte den Mann schon früher in Momma Ks Haus gesehen. Das genügte ihm. Momma K war hier. Kylar würde sich später mit ihr befassen.
    Er machte sich auf den Weg zum Beschwipsten Flittchen.
    Durzo Blint saß an eine Wand gelehnt und hatte ein Bündel vor sich auf dem Tisch liegen. Kylar gesellte sich zu ihm, nahm die Schärpe von seiner Hüfte und legte alle seine Waffen auf den Tisch: den Dolch und das Wakizashi, die er in der Schärpe stecken hatte, den ceuranischen Anderthalbhänder, den er auf dem Rücken trug, zwei Dolche aus seinen Ärmeln, Wurfmesser und Pfeile aus seinem Taillenbund und ein Tanto aus einem Stiefel.
    »Das ist alles?«, fragte Blint sarkastisch.
    Kylar rollte die Schärpe zusammen und legte sie neben die von Blint, die genauso groß war. »Sieht so aus, als würden wir beide bald arbeiten.«
    Blint nickte und stellte einen Becher widerwärtigen ladeshianischen Hopfenbiers genau in die Mitte eines Brettes, so dass er keine der Ritzen berührte.
    »Ihr wolltet mit mir sprechen?«, begann Kylar und fragte sich dabei, warum Blint trank. Blint trank niemals, wenn er arbeiten musste.
    »Sie haben meine Tochter. Sie stoßen Drohungen aus. Glaubwürdige Drohungen. Dieser Roth ist wirklich ein Schätzchen.«
    »Sie werden sie töten, wenn Ihr ihnen den Ka’kari nicht gebt«, vermutete Kylar.
    Statt einer Antwort trank Blint nur.

    »Also müsst Ihr mich töten«, stellte Kylar fest.
    Blint sah ihm in die Augen. Es war ein Ja.
    »Ist es einfach der Job, oder habe ich versagt?«, fragte Kylar, in dessen Magen Schmetterlinge tobten.
    »Versagt?« Blint hob den Blick von seinem Hopfenbier und schnaubte. »Viele Blutjungen machen das durch, was wir die Feuerprobe nennen. Manchmal ist sie mit Bedacht auf reisende Blutjungen zugeschnitten, die ein ernstes Problem haben - irgendetwas, das einen begabten Lehrling daran hindert, ein begabter Blutjunge zu werden. Manchmal erlebt ein Blutjunge seine Feuerprobe erst, nachdem er bereits zum Meister geworden ist. Das ist einer der Gründe, warum es so wenige alte Blutjungen gibt.
    Meine Feuerprobe war Vonda, Gwinveres kleine Schwester. Wir dachten, wir seien verliebt. Wir dachten, gewisse Realitäten hätten für uns keine Gültigkeit. Ich wurde zu einem Blutjungen mit einer offenkundigen Schwäche, und Garoth Ursuul entführte sie. Er suchte nach einem Ka’kari, wie er es noch heute tut. Wie ich es getan habe.«
    »Ich weiß nicht, was er eigentlich alles bewirkt. Ich kann nicht einmal jederzeit meine Magie benutzen. Kann ich den Ka’kari benutzen, wenn ich ihn nicht einmal in meinem Besitz habe?«
    »Hör auf, mich zu unterbrechen. Diese Geschichte hat eine Pointe, und du solltest es besser wissen, als von mir zu erwarten, dass ich dir an eben dem Tag, an dem ich dich werde töten müssen, eine Unterrichtsstunde erteile«, erwiderte Durzo. »Lassen wir es dabei bewenden, dass die Macht eines Ka’kari gewaltig ist. Ich habe Jahre daran gearbeitet, einen in meinen Besitz zu bringen. Garoth Ursuul hat das Gleiche getan. Er dachte, ein Ka’kari würde ihm einen Vorteil gegenüber den Prinzen und den Vürdmeistern verschaffen, so dass er Gottkönig werden konnte. Also
entführte er Vonda und sagte mir, wo er sie festhielt, so wie er mir sagte, dass er sie töten würde, wenn ich mich auf die Suche nach dem Ka’kari mache.«
    »Ihr seid mit Drohungen nie gut zurechtgekommen«, bemerkte Kylar.
    »Ich denke, ich bin immer gut mit ihnen zurechtgekommen«, widersprach Durzo. »Die Sache war die: Es würde nur begrenzte Zeit zur Verfügung stehen, um den Ka’kari zu bekommen. Der Mann, der den Ka’kari bekanntermaßen gebunden hatte, lag im Sterben, also war der beste Zeitpunkt, den Ka’kari zu ergreifen, direkt nach dem Tod des Mannes. Natürlich hielt Garoth Vonda außerhalb der Stadt gefangen. Ich wusste, dass die Sa’kagé den Mann in jener Nacht vergiften wollten. Ich vermutete, dass Garoth es ebenfalls wusste. Ich konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein, also musste ich eine Entscheidung treffen.
    Ich kannte Garoth Ursuul. Er ist ein Meister der Fallen. Er ist klüger als ich. Findiger. Also vermutete ich, dass entweder seine Fallen oder seine Meister mich töten würden, wenn ich zu Vonda ging. Ich wusste von einer Falle, die er früher benutzt hatte und die Vonda töten würde, sobald ich diese Falle auslöste. Das war typisch für ihn: meinen Versuch, Vonda zu retten, zu dem zu machen, was sie

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