Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
oder Polster oder Schote oder Jarl an, und sie schmolzen. Und je öfter er es getan hatte, umso mehr erregte es ihn. Allein der Anblick Azoths, wie er auf den Knien vor ihm lag, die Augen rund vor Furcht, entfachte das Verlangen in Rattes Lenden. Es gab nichts Besseres, als zu beobachten, wie das Feuer des Trotzes hoch aufloderte und dann, schnell oder im Laufe vieler Nächte, erstarb, wieder aufloderte und für immer starb.
     
    »Ein Blutjunge muss sich selbst verlieren«, sagte Durzo. »Nein, sich selbst verlassen. Um ein perfekter Auftragsmörder zu sein, muss er für jede Beute die perfekte Haut tragen. Gwinvere, du verstehst, nicht wahr?«
    Sie streckte ihre langen Beine. »Verstehen ist das, was Kurtisanen von Huren unterscheidet. Ich krieche unter die Haut eines jeden Mannes, der durch meine Türen tritt. Wenn ich einen Mann kenne, weiß ich, wie ich ihm Genuss bereiten kann. Ich weiß, wie ich ihn so manipulieren kann, dass er versuchen wird, meine Liebe zu erkaufen und mit den anderen, die das Gleiche versuchen, zu wetteifern, ohne eifersüchtig auf sie zu werden.«
    »Ein Blutjunge muss seine ›Leichen‹ auf die gleiche Weise kennen«, erwiderte Durzo.
    »Und du glaubst nicht, dass Azoth dazu in der Lage ist?«
    »Oh doch. Ich denke, er ist dazu in der Lage«, sagte Durzo. »Aber nachdem du einen Mann oder eine Frau auf diese Weise kennst - nachdem du ihre Haut getragen hast und einige Meilen darin gegangen bist, kannst du nicht anders, als sie zu lieben...«
    »Aber es ist keine echte Liebe«, warf Gwinvere leise ein.

    »... und wenn du sie liebst, ist der Augenblick gekommen, da ein Blutjunge töten muss.«
    »Und das ist es, was Azoth nicht tun kann.«
    »Er ist zu weich.«
    »Selbst jetzt noch, nach dem, was seiner kleinen Freundin zugestoßen ist?«
    »Selbst jetzt noch.«
     
    »Du hattest recht«, sagte Azoth unter Tränen. Er blickte zu Ratte auf, der über ihm stand, während das Mondlicht seinen Schatten über Azoth warf. »Ich wusste, was du wolltest, und ich wollte es ebenfalls. Ich... ich konnte nur nicht. Aber jetzt bin ich bereit.«
    Ratte schaute auf ihn hinab, und ein schwaches Licht des Argwohns erblühte in seinen Augen.
    »Ich habe einen ganz besonderen Platz für uns gefunden...« Azoth brach ab. »Aber es spielt keine Rolle, wir können es hier tun. Wir sollten es hier tun.« Rattes Augen waren hart, aber undeutbar. Azoth stand langsam auf, wobei er sich an Rattes Hüften festhielt. »Lass es uns einfach hier tun. Soll die ganze Gilde uns hören. Soll jeder Bescheid wissen.«
    Er zitterte am ganzen Körper und hatte keine Chance, es zu verbergen. Abscheu durchzuckte ihn wie ein Blitz, aber er zwang sich zu einer hoffnungsvollen Miene und tat so, als sei sein Zittern schlichte Unsicherheit. Ich kann nicht. Ich kann nicht. Soll er mich töten. Alles, nur das nicht... Wenn er nachdachte, wenn er noch eine Sekunde lang überlegte, war er verloren.
    Azoth streckte eine bebende Hand nach Rattes Wange aus, dann stellte er sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
    »Nein«, sagte Ratte und schlug ihm ins Gesicht. »Wir machen das auf meine Weise.«
»Um diesem Gewerbe nachzugehen, darf einem Mann nichts teuer sein, er muss alles...« Durzos Stimme verlor sich.
    »Opfern?«, fragte Gwinvere. »Wie du es so meisterlich gemacht hast? Meine Schwester hätte dazu vielleicht etwas zu bemerken.«
    »Vonda ist tot, weil ich mich nicht an diesen Grundsatz gehalten habe«, erwiderte Durzo. Er konnte Gwinvere nicht in die Augen blicken. Draußen vor dem Fenster verlor die Nacht langsam ihren Zugriff auf die Stadt.
    Als Gwinvere Durzo dort stehen sah, sein hartes, von Pockennarben überzogenes Gesicht, das im Lampenlicht gelb und kummervoll leuchtete, wurde ihre Miene weicher. »Du hast dich also verliebt, Durzo. Nicht einmal Blutjungen sind dagegen gefeit. Liebe ist ein Wahnsinn.«
    »Liebe ist Versagen. Ich habe alles verloren, weil ich versagt habe.«
    »Und was tust du, falls Azoth versagt?«, erkundigte sich Gwinvere.
    »Ich lasse ihn sterben. Oder ich töte ihn.«
    »Du brauchst ihn«, erklärte sie sanft. »Du hast mir selbst gesagt, dass er einen Ka’kari zu dir rufen wird.«
    Bevor Durzo etwas erwidern konnte, klopfte es an der Tür.
    »Herein«, rief Momma K.
    Eine von Gwinveres Dienstmägden, offensichtlich eine ehemalige Kurtisane, die jetzt zu alt war für die Bordelle, streckte den Kopf durch die Tür.
    »Da ist ein Junge, der Euch sprechen möchte, Mylady. Sein Name ist

Weitere Kostenlose Bücher