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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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»was Ihr seid«, nicht »wer Ihr seid«. Das konnte eine Anspielung auf seine sethische Herkunft sein, aber seine andere Bemerkung widersprach dieser Vermutung. Die Sethi mochten für viele Dinge berühmt oder berüchtigt sein, aber ob zu Recht oder zu Unrecht, Intelligenz war keins dieser Dinge.
    Er hatte kaum einen Fuß auf die Straße gesetzt, als er den Dolch abermals im Rücken spürte. Eine Hand zog sein Schwert aus der Scheide. »Das wird nicht notwendig sein«, sagte Solon. Bildete er sich nur ein, oder juckte sein Hals? »Zeigt mir, was Ihr wollt.«
    Der Giftmischer führte ihn auf die andere Seite des Gebäudes, wo zwei Pferde warteten. Sie ritten in südlicher Richtung und überquerten dann die Vanden-Brücke. Sie wurden vom Labyrinth verschluckt, und obwohl Solon nicht glaubte, dass der
Mann einzig zu dem Zweck, ihn zu verwirren, so viele Biegungen nahm, wusste er schon bald nicht mehr, wo er war. Verdammter Wein.
    Zu guter Letzt hielten sie vor einem winzigen Schuppen an. Er saß unsicher ab und folgte dem Mann hinein. Der Giftmischer trug dunkle Kleider und einen üppigen, grauschwarzen Umhang, dessen Kapuze er bis ins Gesicht gezogen hatte. Solon konnte lediglich erkennen, dass er groß war, offensichtlich athletisch und wahrscheinlich dünn. Der Mann deutete mit dem Kopf auf die Tür, und Solon trat ein.
    Der Geruch von Blut schlug ihm entgegen. Ein kleines Mädchen lag auf einem niedrigen Bett; es atmete kaum, es blutete kaum, das Gesicht war eine zerschlagene Masse. Solon drehte sich um. »Sie stirbt. Es gibt nichts, was ich tun kann.«
    »Ich habe getan, was ich konnte«, erwiderte der Mann. »Jetzt tut Ihr, was Ihr könnt. Ich habe Euch alles dagelassen, was Ihr vielleicht brauchen werdet.«
    »Wofür Ihr mich auch halten mögt, Ihr irrt Euch. Ich bin kein Heiler!«
    »Sie stirbt, Ihr sterbt.« Solon spürte den Blick des Mannes auf sich. Dann drehte der Giftmischer sich um und ver schwand.
    Solon betrachtete die geschlossene Tür und spürte, wie Wogen schierer Verzweiflung über ihm zusammenschlugen. Dann schüttelte er sich. Genug. Er war also müde, immer noch betrunken, vergiftet und von Juckreiz geplagt, und er war nie besonders gut im Heilen gewesen. Dorian hatte gesagt, dass irgendjemand ihn hier brauchte, nicht wahr? Also konnte Solon doch gewiss noch nicht sterben.
    Es sei denn natürlich, Solon war nur zu dem einzigen Zweck gebraucht worden, um Logan dazu zu bringen, seiner Mutter zu trotzen.

    Nun. Das ist das Problem bei Prophezeiungen, nicht wahr? Man weiß es nie. Solon kniete vor dem kleinen Mädchen nieder und machte sich an die Arbeit.

11
    Momma K schlug in der geistesabwesenden, provokativen Art, die nur eine altgediente Kurtisane beherrschte, die Beine übereinander. Einige Leute zappelten gewohnheitsmäßig. Momma K verführte gewohnheitsmäßig. Mit einer Figur, um die die meisten ihrer Mädchen sie nur beneiden konnten, konnte sie für dreißig durchgehen, aber Momma K schämte sich ihres Alters nicht. Sie hatte zu ihrem vierzigsten Geburtstag ein riesiges Fest gegeben.
    Nur wenige jener, die ihr erklärt hatten, sie stelle ihre eigenen Kurtisanen in den Schatten, hatten gelogen, denn Gwinvere Kirena war die Kurtisane einer ganzen Epoche gewesen. Durzo wusste von einem Dutzend Duellen, die um ihretwillen ausgefochten worden waren, und zumindest ebenso viele Lords hatten ihr einen Antrag gemacht, aber Gwinvere Kirena hatte sich nicht an einen Mann ketten wollen. Sie kannte all die Männer, die sie kannte, nur zu gut.
    »Er macht dich wirklich nervös, dieser Azoth. Nicht wahr?«, bemerkte Momma K.
    »Nein.«
    »Lügner.« Momma K lächelte, ganz volle, rote Lippen und perfekte Zähne.
    »Was hat mich verraten?«, fragte Durzo, den die Antwort
nicht wirklich interessierte. Aber er war nervös. Die Dinge waren plötzlich außer Kontrolle geraten.
    »Du hast meine Brüste angestarrt. Du siehst mich nur dann so an, als sei ich eine Frau, wenn dich etwas zu sehr beschäftigt, um auf der Hut zu sein.« Sie lächelte abermals. »Keine Sorge - ich finde es liebenswert.«
    »Hörst du eigentlich niemals auf?«
    »Du bist ein simplerer Mann, als du es gern glauben möchtest, Durzo Blint. Du hast im Grunde nur drei Zufluchten, wenn die Welt dich überwältigt. Willst du, dass ich dir aufzähle, welche es sind, mein großer, starker Blutjunge?«
    »Ist das die Art von Dingen, über die du mit deinen Kunden sprichst?« Es war ein billiger Schuss. Überdies war es die Art von Bemerkung,

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