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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Gwin?«
    Momma K antwortete: »Zieh mich da nicht mit rein, Durzo Blint.«
    »Ich kann Euch den Leichnam zeigen«, erklärte Azoth.
    »Du hast gesagt, er liege im Fluss.«
    »Das tut er auch.«
    Durzo zögerte.
    »Verdammt, Durzo. Geh«, sagte Momma K. »Das bist du ihm schuldig.«
     
    Die Sonne hatte sich bereits ganz über den Horizont geschoben, als sie die Bootswerft erreichten. Durzo ging allein hinein und kam zehn Minuten später heraus, während er einen nassen
Ärmel herunterrollte. Er blickte nicht auf Azoth hinab, als er sagte: »Sohn, er war nackt. Hat er...?«
    »Ich habe die Schlinge um seinen Fuß gelegt, bevor er... ich habe ihn vorher getötet.« In kaltem, distanziertem Ton erzählte Azoth ihm alles. Die Nacht verblasste wie ein schlimmer Traum, und er konnte nicht glauben, dass er getan hatte, woran er sich erinnern konnte. Es musste jemand anderer gewesen sein. Während er seine Geschichte erzählte, sah Blint ihn auf eine Art und Weise an, wie ihn noch nie zuvor jemand angesehen hatte. Es mochte Mitleid gewesen sein. Azoth wusste es nicht. Er hatte Mitleid noch nie zuvor gesehen.
    »Hat Puppenmädchen es geschafft?«, fragte Azoth.
    Durzo legte Azoth die Hände auf die Schultern und blickte ihm in die Augen. »Ich weiß es nicht. Sie sah schlimm aus. Ich habe die beste Person, die ich finden konnte, mit dem Versuch betraut, sie zu retten. Kind...« Blint schaute beiseite und blinzelte. »Ich gebe dir noch eine weitere Chance.«
    »Noch eine Prüfung?« Azoths Schultern sackten herab. Seine Stimme war tonlos, entmutigt. Er hatte nicht einmal mehr die Energie für Empörung. »Das könnt Ihr nicht tun. Ich habe alles getan, was Ihr sagtet.«
    »Keine weiteren Prüfungen. Ich gebe dir noch eine Chance, dich zu besinnen. Du hast alles getan, was ich verlangt habe. Aber dies ist nicht das Leben, das du willst. Du willst weg von der Straße? Ich werde dir einen Beutel Silber geben und dir eine Lehrstelle bei einem Pfeilmacher oder einem Kräuterkundigen an der Ostseite verschaffen. Aber wenn du mit mir kommst, tauschst du alles dagegen ein. Sobald du diese Arbeit tust, wirst du nie wieder derselbe sein. Du wirst allein sein. Du wirst anders sein. Immer. Und das ist noch nicht das Schlimmste. Ich versuche nicht, dir Angst zu machen. Nun ja, vielleicht versuche
ich das doch. Aber ich übertreibe nicht. Ich belüge dich nicht. Das Schlimmste, Kind, ist dies: Beziehungen sind Seile. Liebe ist eine Schlinge. Wenn du mit mir kommst, musst du der Liebe entsagen. Weißt du, was das bedeutet?«
    Azoth schüttelte den Kopf.
    »Es bedeutet, dass du mit so vielen Frauen schlafen kannst, wie du willst, aber du darfst niemals eine lieben. Ich werde dir nicht gestatten, dich wegen eines Mädchens zu ruinieren.« Ein gewalttätiger Unterton schwang in Durzos Worten mit. Er krallte die Hände in Azoths Schultern, und seine Augen waren die Augen eines Raubtiers. »Verstehst du das?«
    »Was ist mit Puppenmädchen?«, fragte Azoth. Er war so müde. Er wusste, dass es ein Fehler gewesen war, sie zu erwähnen, noch bevor er die Frage ganz ausgesprochen hatte.
    »Du bist zehn, elf Jahre alt? Du denkst, du liebst sie?«
    »Nein.« Zu spät.
    »Ich werde dich wissen lassen, ob sie überlebt, aber wenn du mit mir kommst, Azoth, wirst du nie wieder mit ihr sprechen. Verstehst du das? Du gehst als Lehrling zu meinem Pfeilmacher oder zu dem Kräuterkundigen, und du kannst sie sehen, so oft du willst. Bitte, Kind. Nimm das Angebot an. Dies könnte deine letzte Chance auf Glück sein.«
    Glück? Ich will nur nicht länger Angst haben. Blint hatte keine Angst. Die Menschen hatten Angst vor ihm. Sie flüsterten seinen Namen voller Ehrfurcht.
    »Du folgst mir jetzt«, sagte Blint, »und bei den Nachtengeln, du gehörst mir. Sobald wir anfangen, kannst du ein Blutjunge werden, oder du stirbst. Die Sa’kagé können es sich nicht leisten, es anders zu machen. Oder du bleibst hier, und ich werde dich in wenigen Tagen finden und dich zu deinem neuen Meister bringen.«

    Blint stand auf und rieb sich die noch feuchten Hände, als wolle er sich von der Angelegenheit reinwaschen. Dann drehte er sich abrupt um und schritt hinein in die Schatten einer Gasse.
    Azoth trat aus der Nische heraus, in der er gestanden hatte, und blickte die Straße hinunter, schaute zum hundert Schritte entfernten Gildehaus. Vielleicht musste er jetzt nicht mit Blint gehen. Er hatte Ratte getötet. Vielleicht konnte er zurückgehen, und alles würde in Ordnung

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