Der Weg in Die Schatten
einen Sohn betrachte, er ist plötzlich auch der Lord eines der mächtigsten Häuser im Lande. Ich habe Euch nie gesehen oder von Euch gehört, und plötzlich seid Ihr sein Ratgeber? Das erscheint mir merkwürdig. Es kümmert mich nicht, dass Ihr ein Sethi seid - falls Ihr es seid -, aber ich habe einige Zeit auf Hokkai und Tawgathu verbracht, und die einzigen Sethi, die sich nicht die Wangen durchbohren, sind die aus ihrem Clan und ihrer Familie Verstoßenen. Aber wenn Ihr ein Verbannter seid, müsstet Ihr Narben haben, wo Eure Ringe herausgerissen wurden, und Ihr habt keine.«
»Eure Kenntnis unserer Kultur ist bewunderungswürdig, aber unvollständig. Ich stamme aus dem Haus Tofusin, Windsucher des Königlichen Hauses. Mein Vater wurde nach Sho’cendi entsandt.«
»Als Botschafter bei den roten Magiern?«
»Ja. Sho’cendi nimmt Schüler aus der ganzen Welt an. Da ich kein magisches Talent hatte, wurde ich unter den Kaufleuten und Adligen ausgebildet, die nicht so tolerant sind. Das Fehlen der Ringe machte mir das Leben ein wenig leichter. Es steckt noch mehr dahinter, aber ich glaube nicht, dass der Rest meiner Geschichte Euch etwas angeht.«
»Das soll mir genügen.«
»Was hat Euch nach Seth geführt?«, fragte Solon.
»Sklaverei«, antwortete der Graf. »Bevor ich mich ganz der Bewegung anschloss, die der Sklaverei hier vor sieben Jahren ein Ende bereitet hat, dachte ich, ein weniger einschneidendes Vorgehen könnte funktionieren. Ich bin nach Hokkai gereist, um dort in Erfahrung zu bringen, wie sich das Leben der Sklaven erleichtern lässt.«
Aufgrund der geringen Größe seines Hauses - das sehr klein für einen Adligen war, selbst für einen so niederen wie einen Grafen - wusste Solon, dass Graf Drake keiner der Sklavenhändler gewesen war, die ein schlechtes Gewissen wegen ihres neu gefundenen Wohlstands hatten. Es musste ihm von Anfang an um die Sache gegangen sein.
»In Seth ist es vollkommen anders«, bemerkte Solon. »Das Jahr der Freude verändert alles.«
»Ja, ich habe mich hier für diese Idee ausgesprochen und sogar das Gesetz durchgebracht, aber die Sa’kagé haben es sofort unterlaufen. Statt dass alle sieben Jahre alle Sklaven befreit wurden, wurden Sklaven sieben Jahre nach Beginn ihres Vertrages freigelassen. Die Sa’kagé behaupteten, es sei einfacher so und dass es lächerlich sei, einen Sklaven im sechsten Jahr zu kaufen und ihn nur einen Monat oder nur eine Woche lang zu besitzen. In der Praxis führten die Leute der Sa’kagé natürlich die Listen, so dass es am Ende auf Folgendes hinauslief: Während in Eurem Land
das siebte Jahr voller Feiern ist, da alle Sklaven freigelassen werden, sind hier die Jahre vergangen, und die Sklaven wurden niemals freigelassen. Die Sklaven wurden Sklaven auf Lebenszeit. Sie wurden geschlagen, gegeißelt, den Todesspielen übergeben, und ihre Kinder wurden auf die Babyfarmen geschickt.«
»Ich habe gehört, dass diese Farmen wahrhaft schrecklich waren«, bemerkte Solon.
»Die Sa’kagé haben sie errichtet und gesagt, es seien Orte, an denen die Kinder von Prostituierten Besserung erfahren könnten. Zwar Sklaven, aber gebessert. Es klang gut, aber es hat uns Orte wie das Haus der Barmherzigkeit beschert. Entschuldigung, ich sollte nicht weitersprechen. Es war eine dunkle Zeit. Ob dieser Junge jemals nach unten kommt?«
»Vielleicht sollten wir anfangen«, sagte Solon. »Ich denke nicht, dass dies warten kann, und nach der Art zu schließen, wie Logan Eure Tochter angesehen hat, werden sie vielleicht eine Weile plaudern.«
Der Graf lachte leise. »Stellt Ihr mich jetzt auf die Probe?«
»Weiß Herzog Gyre davon?«
»Ja. Er und ich sind Freunde. Angesichts der Umstände seiner eigenen Eheschließung widerstrebt es Regnus, Logans Tändeleien einen Riegel vorzuschieben.«
»Mit diesen Umständen bin ich nicht vertraut. Könnt Ihr mich auf klären?«, fragte Solon.
»Es ist nicht an mir, das zu tun. Wie dem auch sei, Logan und Serah werden dieser Zuneigung entwachsen. Wo scheint denn das Problem zu liegen?«
»Catrinna Gyre.«
»Vorsicht«, sagte der Graf.
»Hat der Herzog Euch Briefe gegeben, in denen er seinen Sohn während seiner Abwesenheit zum Lord Gyre ernennt?«
»Er hat davon gesprochen, aber er musste sehr schnell auf brechen. Er sagte, sein Haushofmeister werde sie bringen.«
»Lady Gyre hat die Briefe gestohlen und vernichtet. Dann ist sie zur Königin gegangen.«
»Sie ist zu wem gegangen?« Der Graf war erstaunt.
»Ist
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