Der Weg ins Dunkel
Näherkommen immer schriller. Ganz vorne, in einigem Abstand zu den anderen, saß ein Mann, der einen weißen Anzug trug. Die Arme lässig vor der Brust gekreuzt, saß er da wie auf einer harmlosen Vergnügungsfahrt.
Bear sah zu ihrem Peiniger auf. Er blickte auf den Fluss und riss erschrocken die Augen auf.
«Mordecai», flüsterte er voller Angst. Er richtete sich auf und stieß Bear so heftig von sich, dass sie hinfiel und noch ein Stück über den Boden rutschte. Dann schrie er seinen Männern zu, dass sie Aufstellung nehmen sollten, aber seine Stimme war so brüchig, dass er erst mal schlucken musste. Wieder sah er sich zum Fluss um, dann wiederholte er den Befehl.
Alle beobachteten gespannt, wie die Piroge das Flussufer ansteuerte und im Uferschlamm zum Stehen kam. Mordecai erhob sich langsam und stieg aus. Als er in den schwarzen Schlamm trat, versank er bis zu den Knöcheln darin, schien jedoch nicht zu bemerken, dass er sich den strahlend weißen Anzug beschmutzte. Er ging auf die Soldaten zu und blieb erst stehen, als er mitten zwischen ihnen stand. Er blickte auf Bear und die Minenarbeiter hinunter, die am Boden kauerten.
«Und wer sind Sie?», fragte er leichthin, fast im Plauderton. Bear sah zu ihm auf und war von seinen fast durchsichtigen grünen Augen gebannt. Es kam ihr so vor, als könnte er durch sie hindurchsehen.
«Beatrice», brachte sie mit Mühe heraus und kam ächzend so weit hoch, dass sie sich auf die Ellenbogen stützen konnte. «Beatrice Makuru.»
Mordecai nickte, als sei ihm dieser Name nicht unbekannt, wenngleich er ihn nicht recht zuordnen könnte.
«Wissen Sie, Beatrice», sagte er kaum hörbar, «nicht Sie erregen mein Missfallen. Nein, ganz und gar nicht. Schließlich kann ich es Ihnen nicht verdenken, dass Sie einen Freund retten wollen.»
Er gab seinen beiden Bodyguards in der Piroge ein Zeichen, die daraufhin ausstiegen, durch den Schlamm stapften und drei junge LRA -Soldaten vor sich her stießen. Die Soldaten waren noch Teenager und trugen rote Tücher um den Hals. Die Waffen hatte man ihnen abgenommen. Sie stolperten an Land und wagten kaum, auf Mordecai zuzugehen, weil sie ahnten, was ihnen bevorstand.
«Diese drei hier sollten die Mine bewachen und sind dafür verantwortlich, dass der Ausbruch gelingen konnte», erklärte Mordecai und lächelte liebenswürdig. «Das kann natürlich nicht ungestraft bleiben. Seine Pflichten zu vernachlässigen, ist Sünde. Doch von nun an sollen sie das Böse nicht mehr sehen, hören oder aussprechen.»
Die Teenager warfen sich zu Boden, rangen die Hände und flehten um Gnade.
«Kommt, meine Kinder», sagte Mordecai freundlich und breitete die Arme aus, als wollte er sie an sein Herz drücken. «Ihr habt Schuld auf euch geladen und sollt von ihr befreit werden.»
Ein Bodyguard zog den nächstbesten Teenager durch den Schlamm in den Kreis. Mordecai streckte die Hand nach ihm aus und hob sein Gesicht an. Er lächelte und war die Ruhe selbst.
Der Junge stammelte eine Entschuldigung, war aber so außer sich vor Angst, dass man kein Wort verstehen konnte.
«Nein, sprich nicht mehr vom Bösen», flüsterte Mordecai.
Der Bodyguard hinter ihm löste ein altes, schwarz angelaufenes Messer von seinem Gürtel, bückte sich zu dem Jungen und griff nach seinem Kopf, um ihn mit dem Arm zu umschlingen. Dabei drückte er so kräftig zu, dass die Adern über seinen gewölbten Muskeln hervortraten. Mit der anderen Hand führte er das Messer an die Lippen des Jungen und schnitt in das weiche Fleisch. Dann ließ er den Kopf los und fasste mit der freien Hand nach den fast abgeschnittenen Lippen. Blut spritzte ihm auf Hände und Arme, aber er machte weiter, bis er die Lippen vollständig entfernt hatte. Danach richtete er sich wieder auf und warf die Körperteile fort wie Müll. Der Teenager brüllte vor Schmerzen.
Mordecai nickte zufrieden, dann wandte er sich an den Nächsten von den dreien. «Und du sollst nichts Böses mehr hören.»
Niemand sagte etwas, als dem nächsten Teenager die Ohren abgeschnitten wurden und der dritte geblendet wurde. Auch danach blieb alles still, und alle, die zugeschaut hatten, schienen unter Schock zu stehen.
«Es betrübt mich besonders, wenn so junge Menschen vom Glauben abfallen», sagte Mordecai schließlich. «Doch der Herr vergibt nur im Feuer.»
Gestikulierend gab er seinen Leuten zu verstehen, dass sie Bear und die anderen geflohenen Minenarbeiter aufheben sollten. Lächelnd sah er zu, wie Bear ihre
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