Der Weg ins Dunkel
die Sicht versperrten.
«Zielobjekt voraus. Drei Meter.»
Die Männer blieben stehen, und plötzlich sah einer das Bein eines Mannes, dann seinen Rücken und schließlich den Kopf. Der Mann lag vollkommen still, halb von einem Busch verborgen, unter den er gekrochen war.
«Ne bougez pas!»
, rief der Söldner. Nicht bewegen.
Die anderen drei richteten die Gewehre auf den Mann, während der Anführer sein Gewehr auf den Rücken nahm, nach den Stiefeln des Mannes griff und ihn unter dem Busch herauszog. Dann versetzte er ihm einen Tritt, um ihn umzudrehen. Im selben Moment griff er zu seiner Waffe und rammte sie ihm gegen die Brust.
«Qui êtes-vous?»
, brüllte er. Wer sind Sie?
Der Mann war über und über mit Schlamm verschmiert und hatte hellblaue Augen. Er war halbnackt, hob abwehrend die ebenfalls schwarz verschmierten Hände und sagte auf Englisch: «Nicht schießen! Nicht schießen!»
«Wer sind Sie?», wiederholte der Söldner und drückte dem Mann das Gewehr noch stärker auf die Brust.
«Ich heiße Luca. Wir brauchen … Hilfe.»
Der Söldner packte ihn am Hals und zog ihn hoch. «Ihr Glück, dass der Major Sie lebend will», sagte er. Dann stieß er ihn in Richtung der wartenden Hubschrauber.
Zwei der drei Oryx-Maschinen waren auf einer Lichtung abseits der alten Straße gelandet. Die Rotorblätter drehten sich langsam, weil die Piloten die Motoren angelassen hatten, um schnell wieder starten zu können. Die grellweißen Lichtkegel der Suchscheinwerfer wirbelten umher, bis sie auf die vier Söldner und Luca trafen. Luca hatte immer noch die Hände erhoben, aber sein Gesicht war nicht zu erkennen, weil das Licht alle Konturen überblendete.
Jean-Luc stand in voller Kampfmontur vor einem Hubschrauber und trug ein kurzläufiges G 3 -Gewehr auf dem Rücken. Die Taschen seines Munitionsgurts über der Brust waren prall mit Patronen und Granaten bestückt. Die Linsen seiner Nachtsichtbrille hatte er ausgehakt, sodass er nur noch den Gurt, an dem sie befestigt wurden, auf der Stirn trug. Als die vier Männer mit dem Gefangenen auf ihn zukamen, ging er ihnen entgegen und warf seine brennende Zigarette zu Boden.
«Er heißt Luca», begann ein Söldner, aber der Rooivalk stieg bereits wieder auf und machte so ein Getöse, dass der Mann nicht mehr zu verstehen war. Alle sahen zu der Kampfmaschine auf, als sie durch das flirrende Licht von Scheinwerfern und Suchscheinwerfern aufstieg.
Luca erkannte das eigenartige Profil des Cockpits und die Anordnung der Kampfgeschütze sofort wieder. Keine Frage: Das hier war der Hubschrauber, der Lanso und Abasi getötet hatte. Er befand sich also in der Gewalt der Männer, die sie am Inselberg attackiert hatten. Er wirbelte herum und versetzte dem Mann hinter ihm einen kräftigen Schlag. Es war purer Zufall, dass seine Faust ihn tatsächlich traf und ihm die Nachtsichtbrille vom Kopf riss. Der Söldner stolperte, Luca setzte nach und stieß ihn um, sodass der Mann gegen den nächsten Söldner fiel.
In dem Durcheinander duckte Luca sich unter den Suchscheinwerfern hindurch und rannte auf den Waldrand zu. Die anderen beiden Söldner folgten ihm, aber sie waren so schwer mit Waffen und Munition beladen, dass sie langsamer waren als er. Luca war nur noch zehn Meter von der Baumgrenze entfernt, dann würde er die Lichtung hinter sich haben und sich verstecken können.
Jean-Luc fluchte, griff nach seinem Gewehr und feuerte los. Drei Kugeln schlugen unmittelbar über Luca in die Baumstämme. Erschrocken blieb er stehen. Die nächsten Kugeln verfehlten ihn nur um Zentimeter. Luca starrte auf die gesplitterten Baumstämme, dann drehte er sich wieder zu den Hubschraubern um und blinzelte in die Helligkeit.
Im nächsten Moment wurde er von einem Söldner umgeworfen, und beide gingen zu Boden. Der Söldner drehte Luca die Arme auf den Rücken und versuchte, seine Hände mit einem Plastikkabel zu fesseln. Luca wehrte sich erfolgreich dagegen, doch dann sprang ihm ein zweiter Söldner mit den Knien auf die Brust und drückte ihn nieder. Zusammen legten sie ihm die Handfessel an und zogen sie so eng, dass sich das Plastik in sein Fleisch schnitt.
Indessen wartete Jean-Luc in aller Ruhe ab, dass ihm der Gefangene vorgeführt würde.
«Was wollen Sie hier?», schrie Jean-Luc gegen den Hubschrauberlärm an, als Luca vor ihm stand.
Luca antwortete nicht.
«Los, Mann! Wenn ich eins nicht habe, dann ist es Geduld.»
Jean-Luc wartete einige Sekunden, doch Luca antwortete immer
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