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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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Mikrophon des Headsets vor den Mund. «Kapitän, wie viel Seil haben wir?»
    Es dauerte einen Moment, bevor Laurent antwortete: «Auf den Abseilwinden der Oryxe liegen jeweils 75  Meter. Im Frachtraum Ihrer Maschine befinden sich dazu noch zwei lose Hundert-Meter-Seile.»
    «Kann man die Seile der Abseilwinden miteinander verbinden?»
    «Das ist nicht so einfach. Die Verbindungsstellen würden nicht durch die Winde laufen.»
    Noch während Laurent sprach, beugte Luca sich vor und packte Jean-Lucs Handgelenk. «Ich bin Bergsteiger», sagte er. «Ich mache das schon mit den Seilen. Geben Sie mir die verdammten Dinger.»
    Jean-Luc sah ihn verblüfft an. «Okay, Klettermaxe, fummeln Sie die Seile zusammen. Aber wenn Sie damit fertig sind, bleiben Sie schön dahinten sitzen und kommen uns nicht in die Quere!»
    Luca nickte. «Da ist noch was. Ich bin mit einem Freund aus der Mine geflüchtet. Er liegt da unten im Wald, ungefähr sechs Kilometer südlich der Mine. Wir müssen einen Zwischenstopp einlegen und ihn mitnehmen.»
    Jean-Luc tat so, als hätte er nichts gehört.
    «Wir brauchen doch bloß ein paar Sekunden in der Luft stehen zu bleiben, wenn …», setzte Luca nach, aber dieses Mal wurde er von Jean-Luc unterbrochen.
    «Jede Minute Verzögerung ist eine Minute, die Beatrice länger in Gefahr ist», sagte er. «Ihr Freund wird schon nicht weglaufen. Mit ein wenig Glück sammeln wir ihn auf dem Rückweg ein.»
    Luca wollte protestieren, aber Jean-Luc hob warnend die Hand. Luca drehte sich zum Fenster und sah auf den dunklen Wald hinunter. «Halte durch, Josh», murmelte er. «Bitte halte durch!»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 33
    Jean-Luc verschränkte die Arme über dem Munitionsgurt, blickte mit grimmiger Miene in die Dunkelheit und zählte die Sekunden.
    «Ankunft voraussichtlich in sechzehn Minuten», kam Laurents Stimme über Funk.
    Louis, der Mann am Geschütz, stand links neben Jean-Luc und begann nervös von einem Fuß auf den anderen zu treten und seine Nachtsichtbrille zurechtzurücken. Dann beugte er sich vor, öffnete den Gurt mit der 7.62 mm-Munition und gab der ein oder anderen Patrone einen kleinen Dreh, um sie alle gleich auszurichten.
    «Alles bereit?», fragte Jean-Luc über das Headset.
    Louis sah ihn an und nickte.
    «Dann lass jetzt die Finger davon!» Jean-Luc holte eine Zigarette aus der Brusttasche, zündete sie an und fragte Luca: «Was wollte Bear hier eigentlich?»
    Luca verschränkte die Arme vor der Brust. Ohne T-Shirt und mit dem feuchten Schlamm auf der Haut wurde ihm im Fahrtwind kalt, aber sein Stolz verbot ihm, um etwas zum Anziehen zu bitten. Außerdem hatte er großen Durst, und schon seit er in den Hubschrauber geworfen worden war, sah er immer wieder verstohlen zu der Wasserflasche hinüber, die der Mann am Geschütz an seinem Gürtel hängen hatte.
    «Sie wollte rauskriegen, wo dieses neue Mineral herkommt», sagte er. «Dieses Zeug, das sie Feuer-Coltan nennen.»
    Jean-Luc ließ sich nichts anmerken, aber er fühlte sich wie vom Blitz getroffen. Wäre der Kontakt zwischen ihnen nicht abgebrochen, hätte Bear ihn bloß anzurufen brauchen, um das herauszufinden. Er hätte ihr sogar noch viel mehr sagen können. Und er war sich sicher, dass er es getan hätte, obwohl es extrem unprofessionell gewesen wäre und er seine Kontaktleute preisgegeben hätte. Hauptsache, sie hätte ihn gefragt.
    «Verstehe», sagte er düster. «Ihr beide steigt also in ihre Cessna und fliegt ein bisschen durch die Gegend, um euch über das Coltan schlauzumachen. Was für ein Idiot muss man sein, um auf so eine hirnverbrannte Idee zu kommen? Ich habe ja selbst nie das Risiko gescheut, aber …
Putain, c’est fou!
Wisst ihr überhaupt, wer die LRA ist?»
    «Allerdings», sagte Luca und sah Jean-Luc ungerührt an. «Ihr seid diejenigen, die nicht wissen, mit wem sie es zu tun haben, wenn sie losfeuern. Schon vergessen?»
    «Peut-être»
, räumte Jean-Luc ein. Vielleicht. «Das ändert aber nichts daran, dass ihr zwei wie ein paar verdammte Touristen in den Ituriwald eingedrungen seid. Die LRA ist die mit Abstand gefährlichste Miliz im ganzen Kongo, viele tausend Mann stark. Und ihr dachtet, ihr könntet mal eben so …» Er brach jäh ab, als ihm klarwurde, dass er die ganze Zeit ins Headset sprach und seine Männer mithörten.
    Luca wandte sich von ihm ab, tippte Louis an und zeigte auf dessen Wasserflasche.
    Louis sah erst Jean-Luc an und wartete auf ein Okay, bevor er Luca die Flasche

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