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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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reichte.
    «Hören Sie», sagte Luca, nachdem er einen großen Schluck genommen und sich den Mund abgewischt hatte. «Wir haben noch sechzehn Minuten. Die sollten wir nutzen, um darüber zu sprechen, was uns erwartet, und nicht darüber, was gewesen ist. Ich habe den Vulkan von der Südseite gesehen und denke, dass sich die Öffnung westlich des Kraters befindet.»
    Jean-Luc musste sich zwingen, seine Gedanken auf das Bevorstehende zu richten. «Wie weit ist es von der Öffnung bis zur Rauchwolke über dem Krater?»
    Luca zuckte mit den Schultern. «Weiß ich nicht so genau. Ich habe den Rauch nur vom Boden aus gesehen, aber ich glaube, er ist ziemlich nah.»
    «Wenn er zu nah ist, saugen wir Asche an und fallen wie ein Stein vom Himmel.»
    «Dann lassen wir uns eben was anderes einfallen. Irgendwie komme ich schon in die Mine.»
    Jean-Luc erkannte die gleiche todesverachtende Entschlossenheit in Lucas Gesicht, die er früher selber an den Tag gelegt hatte, und er fand es geradezu ansteckend. Es war, als ob Luca ihn wachrüttelte. Schon lange machte er seinen Job nur noch halbherzig, und am liebsten hätte er allem den Rücken gekehrt, was damit zusammenhing. Ein Einsatz kam ihm so sinnlos vor wie der nächste. Luca dagegen brannte für die Aufgabe, die er sich vorgenommen hatte, und obwohl Jean-Luc es niemals zugegeben hätte, fühlte er sich davon beflügelt.
    «Major, da tut sich was», kam Laurents Stimme aus dem Headset und riss Jean-Luc aus seinen Gedanken.
    «Ich höre?»
    Laurent antwortete nicht gleich. Ein paar Mal begann er, etwas zu sagen, brach dann aber wieder ab, bevor er meldete: «Im Wald gibt es Bewegung, Major. Überall.»
    «Welcher Art?»
    «Keine Ahnung, Major, aber es sind Tausende von Punkten. Der ganze Bildschirm wird gelb, ein Wärmepunkt neben dem anderen. Sieht aus, als sei der ganze Wald zum Leben erweckt worden.»
    «Starten Sie das System noch mal neu und prüfen Sie, ob es korrekt arbeitet.»
    Plötzlich wurde Luca klar, was da vorging. «Sagen Sie den Piloten, sie sollen aufsteigen!», schrie er. «Mordecai hat gesagt, er will seine Armee auf die UN -Basis in Bewegung setzen und dann nach Kinshasa weiterziehen. Er ist gerade dabei. Das zeigen die Instrumente.»
    Jean-Luc saß einen Moment wie erstarrt da und sah Luca an, dann sagte er in sein Mikrophon: «Formation auflösen und auf zwölfhundert Meter steigen.» Ihm war klar, dass die LRA sie sofort angreifen würde. Auch wenn sie schon Einsätze für die Miliz geflogen waren – dieses hier war keiner, und das wussten die Soldaten.
    Der Rooivalk reagierte als Erster und stieg schnell im Steilflug auf. Die Oryxe folgten ihm in gerader Linie. Luca wurde an die Kabinenwand gedrückt und ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Erst als er ein Gepäcknetz zu fassen bekam, fand er wieder Halt. Die Motoren wurden lauter, und der gesamte Flugkörper erzitterte von ihrem Kraftakt, während sie höher und höher stiegen.
    Jean-Luc blieb ruhig und konzentriert. «Wenn uns die Boden-Luft-Raketen auf den Schirm bekommen, dann feuert Magnesium in dichten Stößen.»
    Durch die Frontscheiben sah Luca den Rooivalk weiter aufsteigen, aber als er sich umdrehte, konnte er die folgenden Oryxe nicht mehr sehen. Über Funk ertönte das unterbrochene Warnsignal des Radars, dann ging es in einen langgezogenen Ton über. Das bedeutete, dass ein Oryx von den Boden-Luft-Raketen ins Visier genommen worden war.
    Der betreffende Pilot schrie etwas in sein Mikrophon, aber Luca konnte es nicht verstehen. Im nächsten Moment wurde unter ihnen alles blendend weiß. Blitzende Leuchtspuren schossen in weiten Bögen durch die Luft und hinterließen beim Erlöschen dicke Rauchwolken, während die M- 206 -Geschütze das Feuer eröffneten.
    Kurz darauf erreichten sie eine Flughöhe von zwölfhundert Metern, und die Maschinen beendeten den Steigflug. Alle warteten auf ein Explosionsgeräusch, aber es kam keines. Aus irgendeinem Grund hatte die LRA keine Rakete abgeschossen.
    Einer nach dem anderen begaben sich die Hubschrauber wieder in die jeweilige Position ihrer üblichen Formation, und die Piloten hörten auf, ihren Maschinen Höchstleistung abzuverlangen. Innerhalb weniger Sekunden hatten sie die Bodentruppen der LRA überflogen und waren nun wieder außerhalb ihrer Reichweite.
    «Okay», sagte Jean-Luc. «Fürs Erste ist die Show vorbei.»
    «Moment mal», überlegte Luca laut. «Wenn das gerade die LRA war, wer bewacht dann die Mine? Oder haben sie

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