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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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er scherzhaft, aber sein Grinsen war nur von kurzer Dauer.
    Luca sah seine Angst und drückte ihm die Schulter, um ihm Mut zu machen. «Du hast immer noch die Leuchtkugeln», sagte er. «Wenn du hörst, dass jemand in der Nähe ist, feuerst du sie ab.»
    Joshua ließ den Kopf hängen.
    «Hast du verstanden?», fragte Luca.
    Joshua nickte. «Ja, ja.» Er sah Luca an, konnte ihn aber nicht mehr richtig sehen. «Ich warte hier.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 32
    Jean-Luc sah aus der offenen Tür des Oryx. Sein Gesicht wurde von der Kabinenbeleuchtung matt rot angestrahlt. Fünfzehn Meter unter ihm zogen die Baumkronen wie ein einziger grüner Teppich vorbei, nur die Silhouetten einzelner Baumriesen zeichneten sich schwarz gegen die Abendsonne ab. Noch war der westliche Horizont in verblassendes Orange getaucht, aber es wurde bereits Nacht.
    Der Himmel war wolkenfrei, aber dunkel, und der Mond war als schmale Sichel aufgegangen. Abendkühle und Fahrtwind ließen Jean-Luc frösteln. Er holte ein Päckchen Gitanes aus der Brusttasche und steckte sich mit seinem Sturmfeuerzeug eine an. Der Rauch zog tief in seine Lunge und wärmte sie, während er weiter das Gelände im Blick behielt, das sie überflogen. Ein feines Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus: Das hier war das Afrika, das er kannte und liebte.
    Die Maschine flog eine Rechtskurve, und er musste sich am Türgriff festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Nur zehn Meter zu seiner Linken ragte ein besonders großer Baum auf. Jean-Luc hatte den Piloten gesagt, dass sie so tief wie möglich fliegen sollten, und sie hielten sich daran. Um sich in der Dunkelheit zu orientieren, benutzten sie ihre Nachtsichtgeräte.
    Die Koordinaten der Absturzstelle, die Devlin ihnen genannt hatte, war bereits überflogen, aber erst nach einer Stunde hatten sie das Wrack endlich gefunden. Nur noch der Steuerbordflügel der Cessna ragte aus dem Wasser, alles andere war im Fluss versunken. Sie hatten einen Mann abgeseilt, der mit einer Unterwasser-Taschenlampe abgetaucht war und im Cockpit nach Bear gesucht hatte. Nach einer Weile war er mit den Überresten einer Leiche wieder aufgetaucht, die schon von Krokodilen angefressen worden war.
    Allerdings handelte es sich nicht um Bear. Es musste einer der Weißen sein, von denen Devlin gesprochen hatte. Das bedeutete, dass Bear noch auf der Flucht war und dass sie sie nur mit Hilfe ihrer Wärmebildkameras finden konnten – es sei denn, die LRA hatte sie bereits gefunden.
    Jean-Luc nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. Wenn seine Tochter der LRA in die Fänge gegangen war, gab es nur eine Lösung: ein Angriff auf den Vulkan, bei dem die MK 4 -Raketen des Rooivalk eingesetzt werden und die Maschinengewehre der Oryxe für flankierenden Beschuss sorgen müssten. Wenn die Schlacht dann in vollem Gange war, würde er ein Rettungsteam auf dem Boden absetzen, um Bear zu suchen, solange die LRA von all dem Chaos abgelenkt war. Die Erfolgschancen eines solchen Vorgehens waren nicht besonders groß, aber es war das Einzige, was sie tun konnten, denn Mordecai war niemand, mit dem man verhandeln konnte.
    Jean-Luc legte das Headset an und erwartete, den üblichen Smalltalk der Piloten zu hören, aber auf diesem Flug schwiegen sie. Er wusste auch, warum. Sie waren sich ziemlich sicher, dass Bear längst in der Hand der LRA war, und obwohl keiner es zugegeben hätte, hielten sie einen Angriff auf den Vulkan für unvermeidbar. Die Stille zeigte, dass sie damit beschäftigt waren, sich auf den größten Kampf ihres Lebens vorzubereiten.
    In den vergangenen Monaten hatten sie kistenweise Kalaschnikows an die LRA geliefert. Dann, vor zwei Wochen, hatte ihre Fracht plötzlich aus chinesischen Boden-Luft-Raketen bestanden. Andere Kisten hatten Langstreckenraketen, Granatwerfer und sonstige Waffen für Flächenschlachten enthalten, alle aus chinesischer Produktion. Das bedeutete, dass irgendwelche Chinesen die LRA auf eine Weise aufrüsteten, die aus einer provinziellen Rebellenmiliz eine ernstzunehmende Militärmacht werden ließ.
    Doch nicht nur das neue Waffenarsenal der LRA machte Jean-Lucs Männern Sorgen. Erst kürzlich hatten sie Wind davon bekommen, dass die Mitgliederzahl der LRA beträchtlich angewachsen war. Tausende von ihnen lebten jetzt in einer Zeltstadt tief im Ituriwald, und jeder Einzelne war seinem Anführer treu ergeben.
    Jean-Luc hatte den wachsenden Mordecai-Kult aus erster Hand miterlebt. Junge Rekruten waren so

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