Der Weg ins Dunkel
akzeptieren, dass sie zur Untätigkeit verdammt waren.
Als er die Augen wieder öffnete, sah er Luca auf dem Kabinenboden liegen, den Oberkörper zur offenen Tür hinausgelehnt. Mit der rechten Hand hielt er sich an einem Frachtgurt fest und suchte die Bergflanke nach jedem Einschnitt, jeder Schlucht oder Höhlenöffnung ab.
Jean-Luc beugte sich über ihn und folgte seiner Blickrichtung. Das Gelände sah unpassierbar aus, die Felswände ragten fast senkrecht in die vulkanische Rauchwolke.
«Das ist nicht Ihr Ernst», sagte er leise.
«Gebt mir die Seile und Abseilgeschirr», sagte Luca, ohne sich umzudrehen. «Dann setzt mich an der Hütte ab, an der wir eben vorbeigeflogen sind. Von da aus scheint ein Weg hinaufzuführen.»
«Ich habe nicht die Absicht, das Leben meiner Männer oder die Maschinen als solche zu riskieren, also …», begann Jean-Luc.
Luca ließ ihn nicht ausreden. «Ich hatte nicht um Hilfe gebeten.» Er drehte sich um und sah Jean-Luc entschlossen an. «Ich klettere allein.»
Jean-Luc wusste nicht, was er sagen sollte, und starrte Luca nur an.
«Los jetzt!», rief Luca. «Es ist die einzige Möglichkeit, in die Mine zu kommen.»
Jean-Luc wusste, dass Luca recht hatte. Er hatte seine Zweifel, ob so eine Bergbesteigung bei Nacht möglich war, aber Fakt war, dass sie keine Wahl hatten. Er reichte Luca die Hand und zog ihn in die Kabine.
«Weiter unten errichten wir eine Barriere, damit Ihnen die LRA nicht den Weg abschneiden kann.»
«Schon wenn sie den Berg nur bis zur halben Höhe schafft, kommen wir hier nicht mehr raus.»
«Lassen Sie das meine Sorge sein», sagte Jean-Luc. «Konzentrieren Sie sich darauf, in die Mine zu kommen und Bear rauszuholen.»
Es fühlte sich an, als stürzte der Hubschrauber ab, als der Pilot in einer engen Kurve entlang der Bergwand die Flughöhe senkte. Als sie die Satellitenstation erreichten, feuerte Louis eine Salve ab und durchlöcherte die windschiefe Holzhütte. Wer immer darinnen gewesen sein mochte, hatte es mit Sicherheit nicht überlebt. Dann brachte der Pilot die Maschine im Seitwärtsflug näher an den Überhang oberhalb der Felsenhöhle und setzte auf, sodass Jean-Luc auf die Felskante springen konnte.
«Position halten!», brüllte Jean-Luc in sein Mikrophon. «Alle Mann aussteigen! Lasst die Rotoren laufen.»
Luca stand in der offenen Kabinentür, als Louis absprang, zur Ladeklappe am Heck der Maschine lief und zwei dicke Packen Seil herausholte, das fein säuberlich zu Achten zusammengebunden war. Er reichte sie zu Luca hinauf, sprintete wieder nach hinten und löste das Maschinengewehr aus der Türhalterung, um damit an der Felskante Position zu beziehen. Sekunden später verstärkte Thierry, der Pilot, seine Stellung mit einem M 4 -Karabiner, den er auf die Bäume unterhalb der Felshöhle richtete.
Luca löste die Enden der Seile und schlang sie sich über die Schultern, sodass er sie wie einen Rucksack tragen konnte. Mit fließenden, geübten Bewegungen steckte er einen zusätzlichen Klettergurt zwischen die Seilschlingen und machte sich bereit.
«Ich würde ja jemanden da raufschicken, um Ihren Arsch zu sichern», sagte Jean-Luc. «Aber langsam bekomme ich das Gefühl, dass Sie allein besser zurechtkommen.»
Luca antwortete nicht. Er hatte bereits die Wand im Blick, die er meistern musste. Sie war keineswegs so glatt, wie sie auf den ersten Blick erschienen war. Der obere Teil neigte sich so schräg der Bergspitze zu, dass er ihn nicht sehen konnte. Er spürte, dass seine Handflächen vor Anspannung feucht wurden und sein Herz bis zum Hals schlug.
Er wollte sich gerade in Bewegung setzen, als Jean-Luc ihn am Arm packte. «Nehmen Sie das hier mit», sagte er und gab Luca eine kleine schwarze Pistole aus seinem Munitionsgurt. «In der Mine wird die Hölle los sein, und jeder wird als Erster ans Seil wollen.»
Entgeistert starrte Luca auf die Waffe. Bis jetzt hatte er noch nie eine in der Hand gehabt.
Jean-Luc sah ihm die Verwirrung an und sagte: «Nur zur Sicherheit. Wenn Sie jemanden abwehren müssen, zielen Sie auf seine Brust, dann drücken Sie ab. Was immer sonst noch passiert, geht dieser eine dann jedenfalls erst mal zu Boden.»
Luca nahm die Pistole und war überrascht, wie schwer sie war. Dann steckte er sie in seinen Sicherungsgurt.
«Wie lange brauchen Sie, bis Sie oben sind?», fragte Jean-Luc.
«Eine Stunde, vielleicht weniger. Kommt drauf an, wie das obere Stück aussieht. Außerdem scheint der Fels nicht überall
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