Der Weg ins Dunkel
sie unbewacht zurückgelassen?»
Ohne sich umzudrehen, sagte Jean-Luc: «Freuen Sie sich nicht zu früh. Das hier waren vielleicht nur ein- oder zweitausend Soldaten, und der Rest ist noch im Lager.»
Luca konnte es nicht fassen.
Nur
ein- oder zweitausend! Er hatte keine Ahnung von Waffen und Gefechtsstrategien, aber wie konnten vier Hubschrauber gegen so viele Soldaten bestehen?
Jean-Luc drehte sich um und sah, was für ein Gesicht er machte. «Hey, verstehen Sie mich nicht falsch», sagte er und grinste. «Ein- oder zweitausend ungeschoren zu entkommen, ist ein guter Anfang.»
Der Rooivalk leitete den Angriff ein. Die M 4 -Geschosse prasselten auf das Lager der LRA ein und zogen mit gelben Schweifen durch den Nachthimmel. Als sie einschlugen, ertönte eine Serie von Detonationen, und es bildeten sich Rauchpilze und Druckwellen, die die Vulkanflanke bis zum Kraterrand erschütterten, wie das Nachbeben eines großen Erdbebens.
Dann hörten sie die 20 mm-Geschütze losdonnern. Funkensprühend feuerten sie ihre Salven zwischen die Bäume und ins Unterholz. Laurent, der Pilot des Rooivalk, ortete die Ziele manuell und ging zum Abfeuern in den Tiefflug entlang der Bergflanke. Er riss die Maschine von einer Richtung in die andere und verlangte ihr alles ab.
Brennende Bäume ließen den Boden orange glühen und schickten Rauchsäulen in den Himmel. Zwischen abgebrochenen Bäumen und brennendem Buschwerk sah Luca Menschen in Deckung rennen. Bis jetzt hatte er die Hubschrauberattacke für ein Selbstmordkommando gehalten, aber jetzt sah es eher so aus, als könnte nichts und niemand den Rooivalk davon abhalten, das LRA -Lager zu zerstören.
Von der Baumgrenze aus feuerten LRA -Soldaten mit ihren Kalaschnikows blind in die Luft, aber erst nach einigen Minuten war das Krachen von Luftabwehrraketen zu hören, die ihre 25 mm-Geschosse mit tief tönenden, donnernden Schlägen in den Nachthimmel feuerten. Offensichtlich war die LRA von dem Angriff vollkommen überrascht worden, und die Soldaten schienen kopflos umherzurennen und Positionen zu suchen, von denen aus sie zurückschlagen konnten.
Der Rooivalk flog eine steil abfallende Kurve bis unmittelbar über die Baumkronen, um den Salven zu entgehen. Die LRA -Soldaten schwenkten ihre Geschütze von links nach rechts, und Laurent schoss seine letzte MK 4 -Rakete direkt in ihre Stellung. Es war ein Volltreffer, die Soldaten und ihre Waffen verschwanden in einem Feuerball.
«Alle Raketen verschossen, 20 mm-Geschosse werden knapp», kam Laurents Stimme über Funk.
«Rückzug. Vielleicht brauchen wir später noch Munition», sagte Jean-Luc. «Teams Bravo und Delta, gebt uns Feuerschutz im Norden. Wir steigen auf und seilen uns in die Mine ab.»
Die angesprochenen Oryxe drehten bei, um ihre Positionen einzunehmen, während der Oryx mit Jean-Luc und Luca wieder in den Steigflug ging. Der schwarze Fels unter ihnen erhob sich in einem gleichmäßigen Winkel, dem sie folgten. Während des Aufstiegs entdeckte Luca eine kleine Hütte in einer Art Felshöhle. Sie befand sich etwa auf einem Drittel der Gesamthöhe zum Gipfel und war mit Dutzenden Satellitenschüsseln bestückt. Zwei Männer bewachten die Tür und hoben die Köpfe, als der Hubschrauber über sie hinwegflog.
Darüber stieg der Berg nun immer steiler an. Etwa hundert Meter vor dem Gipfel schoss der Fels fast senkrecht in die Höhe, hier und da von tiefen Rissen durchzogen, die mit qualmender Asche gefüllt waren. Die Rauchsäule aus dem Krater wurde vom Wind nach Westen geweht, schnitt den Maschinen den Weg ab und machte es praktisch unmöglich, die Öffnung des Minengewölbes zu entdecken. Mit betretenem Schweigen warteten alle Jean-Lucs nächsten Befehl ab.
«Merde!»
, brüllte er und schlug mit der Faust an die Kabinenwand.
«Putain de merde!»
Für den Moment konnten sie nichts tun. Sie konnten nicht weit genug aufsteigen, um sich von oben in die Mine abzuseilen, und sie konnten ihre Raketen nicht auf die richtige Seite des Vulkans richten. Wenn der Tunneleingang verschüttet war, blieb keine andere Möglichkeit, als einen neuen Eingang zu graben. Das aber würde Wochen in Anspruch nehmen.
Jean-Luc war anzumerken, wie wütend und frustriert er war. Er sah aus wie ein in die Enge getriebenes Tier, blickte hektisch von einer Richtung in die andere und rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her, während er nach einer Lösung suchte. Er schloss die Augen, stieß erneut einen Fluch aus und wollte nicht
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