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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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trittfest zu sein.»
    «Egal. Wir haben noch für knapp zwei Stunden Sprit. Danach gibt’s keine Unterstützung aus der Luft mehr.»
    Luca nickte. «Halten Sie mir diese Schweine so lange vom Hals, wie Sie können. Ich hole Bear da jetzt raus.»
    Er legte sich einen Klettergurt an und zurrte ihn fest. Dann lief er auf der Felskante ein Stück an der Wand entlang, bis er einen Einstieg fand, und nahm die ersten Meter des Aufstiegs mit erstaunlicher Geschwindigkeit.
    Jean-Luc stand wie angewurzelt da und beobachtete, wie Luca langsam in der Dunkelheit verschwand, als eine Maschinengewehrsalve im Wald abgefeuert wurde. Er konnte nicht genau sehen, wo, aber er hörte, dass sie von seinen eigenen Leuten aus einem Oryx kam, und das konnte nur eins bedeuten: Der Gegenangriff der LRA hatte begonnen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 34
    Luca erreichte den letzten, im stumpfen Winkel bergeinwärts geneigten Teil der Wand. Er blieb stehen und sah sich erst einmal an, was ihn dort erwartete. Er erkannte, wie schwierig dieser Teil war und dass er hier keinen Fehler machen durfte. An manchen Stellen vereinten sich die Einschnitte, die vom Gipfel herabliefen, teilten sich wieder und bildeten so ein netzähnliches Geflecht scharfkantiger Rillen. Vom Hubschrauber aus hatte er gedacht, dass es einfach sein würde, eine Aufstiegsroute zu finden. Jetzt musste er feststellen, dass er sich gründlich getäuscht hatte.
    Er drehte den Kopf von der Felswand, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Als er den Arm wieder sinken ließ, sah er, dass seine Hände zitterten. Der Anblick machte ihm Angst. Nach all den Jahren war es das erste Mal, dass ihm so etwas passierte. Er musste sich mehr Zeit lassen und noch vorsichtiger sein. Von hier an war er unangeseilt nicht mehr sicher, und ein einziger Fehltritt konnte den sicheren Tod bedeuten.
    Weit unter sich sah er die Lichter der patrouillierenden Hubschrauber, die ihm mit Feuerstößen aus ihren Maschinengewehren den Rücken freihielten. Die Geräusche drangen wie entferntes Donnergrollen an sein Ohr, und auf jede Salve, die aus der Luft kam, folgte das Gegenfeuer der LRA aus dem Wald. Die Schlacht war also in vollem Gange, aber Luca hatte das Gefühl, dass sie weit weg und für ihn ohne Bedeutung war. Hier oben gab es kein Blut, keine Hektik, kein Feuer, keine Explosionen. Er stand über alledem.
    Eine Rakete schoss an einem Hubschrauber vorbei, und Luca sah ihr nach, als sie die Rotoren verfehlte – nur um Zentimeter, wie es aus dieser Höhe schien. Wie eine Silvesterrakete stieg sie immer höher in den Nachthimmel, bevor sie krachend explodierte und die Luft unter der Schockwelle erzitterte. Selbst aus der Ferne merkte Luca, dass der Kampf härter wurde. Hunderte von LRA -Soldaten mussten daran beteiligt sein.
    Er stieß einen leisen Fluch aus und ärgerte sich über sich selbst, weil er so viel Zeit vergeudete. Der Kampf hatte nichts mit ihm zu tun. Er hatte eine andere Aufgabe, und auf die musste er sich jetzt konzentrieren.
    Er tastete nach einer Stelle, an der sein Fuß sicheren Halt hatte, und griff mit den Händen in den Fels über ihm. Er fühlte sich warm an und war so porös, dass er ganze Brocken davon herausbrechen konnte. Das Gestein war so weich, dass Luca nicht mit der üblichen Technik aufsteigen konnte, sondern immer in Bewegung bleiben musste, ohne viel Gewicht mit Händen oder Füßen auf einen einzelnen Punkt zu bringen.
    Er blies etwas Gesteinsstaub von seinen Fingerspitzen, begann den Aufstieg und achtete darauf, den Fels an keiner Stelle zu stark zu belasten. Trotzdem splitterten immer wieder Stücke ab, wenn er mit den Händen Halt suchte. Dann warf er die Gesteinsbrocken über die Schulter und hörte sie hinter sich die Wand hinabstürzen, ehe sie irgendwo liegen blieben.
    So stieg er höher und höher. Minuten kamen ihm wie Sekunden vor, und er konzentrierte sich so ausschließlich auf sein eigenes Tun, dass er nichts anderes mehr wahrnahm. Die Zeit bemaß sich nur noch in dem Rhythmus, in dem er den Arm streckte und das Bein anwinkelte. Er bewegte sich flüssig und präzise, setzte die Stiefel abwechselnd links und rechts in die Wand und drückte die Hüfte flach an den Fels. Doch als er sich über eine Felsnase streckte, gab der Stein unter seinem Fuß nach wie Sand, und er rutschte in die Tiefe. Erschrocken schrie er auf. Seine Hände schrammten über den Fels, während er verzweifelt irgendwo Halt suchte.
    Glücklicherweise traf er mit dem Fuß gleich

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