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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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Ernstes, aber man möchte die Schnüffler ja nicht dauerhaft auf den Fersen haben, nicht wahr?» Devlin zog an seiner Zigarette. «Ich sage Ihnen, wie die Sache laufen kann. Sie sagen uns alles, was Sie über Mordecai und die Chinesen wissen, und wir sagen Danke schön. Außerdem sorge ich dann persönlich dafür, dass Ihr Name aus den Akten des Internationalen Gerichtshofs getilgt wird.»
    Er hob sein Glas und prostete Jean-Luc zu. «Haben wir einen Deal? Oder wollen Sie ewig im Untergrund bleiben?»
    Jean-Luc reagierte nicht.
    «Wäre doch schön für Sie, mal wieder nach Frankreich zu reisen, solange Sie noch voll im Saft stehen, oder?» Devlin sah dem Rauch nach, den er ausblies. «Dass eins klar ist, Étienne: Ich weiß genau, was Sie in Sierra Leone getrieben haben. Ich könnte Sie vom Fleck weg verhaften lassen.»
    Um zu demonstrieren, wie schnell das gehen konnte, schnippte Devlin mit den Fingern, dann setzte er seine Bierflasche an, ohne Jean-Luc aus den Augen zu lassen. Trotzdem entging ihm, dass dessen rechte Hand nach oben schnellte. Im nächsten Moment stieß der Franzose ihm die Flasche so gezielt an die Zähne, dass sie zerbrach und sich Bier und Scherben auf den Tisch ergossen. Blut schoss aus Devlins Mund, und der große Teil eines Schneidezahns fiel heraus.
    Mit erhobenen Händen drückte er sich an die Stuhllehne, aber Jean-Luc war bereits aufgestanden und umklammerte seinen Kopf mit dem linken Arm.
    «Ganz ruhig», flüsterte Jean-Luc dem Amerikaner zu. «Ganz ruhig. Und das Atmen nicht vergessen.»
    Vor Schmerz kniff Devlin die Augen zusammen. Er stöhnte auf, als Jean-Luc seinen Griff etwas lockerte, nach den Papierservietten auf dem Bartresen griff und sie Devlin reichte. Der nahm die Servietten und drückte sie an seinen Mund. Augenblicklich waren sie durchgeblutet, gleichzeitig lief ihm das Blut am Hals herunter. Fassungslos und schockiert sah er zu seinem Angreifer auf.
    «Erwähnen Sie dieses Land nie wieder!», sagte Jean-Luc leise. «Das geht Sie nichts an.» Dann setzte er sich wieder hin, trank einen Schluck Bier und sah Devlin erwartungsvoll an. «Wie war das jetzt mit dem Deal? Sie wollten gerade eine Summe nennen.»
    «Sie … verdammter …», stammelte Devlin und spuckte Blut in die Servietten. «Irgendwas ist da gebrochen. Sie haben mir …»
    «Zur Sache!», fuhr Jean-Luc dazwischen. «Konzentrieren Sie sich auf unseren Deal! Holen Sie sich umgehend das Okay für meine Bezahlung aus Langley! Sagen Sie denen, dass ich der einzige Kontakt zwischen Mordecai und den Chinesen bin und dass sie nicht an mir vorbeikommen, wenn sie im Kongo mitspielen wollen.»
    Vor Wut lief Devlin rot an. Er nahm das Serviettenknäuel vom Mund und starrte es ungläubig an. Ein halber Zahn lag darin, inklusive Zahnfleisch. Er hatte nur einen Gedanken: Weg von diesem Tier!
    «Ich sage Bescheid», brachte er mit Mühe heraus und nickte beflissen. «Ich sage Bescheid, dass Sie Geld wollen … und dass Sie der Mann sind, ohne den nichts geht.»
    Jean-Luc streckte einen Arm über den Tisch und klopfte Devlin auf die Schulter.
«Bien, mon ami.»
Er stand auf. «Ich höre dann von Ihnen.»
    Im Gehen fiel sein Blick auf die Zigaretten, die noch auf dem Tisch lagen. «Die können Sie behalten. Es sind Gitanes Brunes, die stärksten, die es in Frankreich gibt.» Er zwinkerte Devlin zu. «Wenn sie Ihnen schmecken, sage ich meinem Lieferanten, dass er Ihnen welche schicken soll.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 17
    Luca zog Bear tiefer in den Wald. Fünfzig Meter über ihren Köpfen verstellten die Baumkronen den Blick auf den Himmel, sodass sie sich durchs Halbdunkel bewegten. Die Bäume standen dicht an dicht, und die Windstille verstärkte die Hitze. Zwischen mächtigen Baumstämmen lieferten sich Büsche und nachwachsende Jungbäume einen erbitterten Kampf um Licht, umwucherten einander und nahmen die bizarrsten Formationen an.
    Luca kroch eine leichte Anhöhe hinauf und schob mit der freien Hand die Mapanibüsche zur Seite. Spinnweben klebten an seiner Stirn, und feiner grauer Staub bedeckte sein Gesicht. Die Wunde über seinem rechten Auge blutete nicht mehr, aber die ganze Gesichtshälfte war blutverschmiert. Auch um den Augapfel herum hatte sich Blut angesammelt, sodass das Weiße unnatürlich hell wirkte.
    Er blieb stehen und hielt nach einem einfacheren Weg Ausschau, aber der Wald sah in allen Richtungen gleich aus. Nach seinen Berechnungen waren sie noch nicht viel weiter als zwei Kilometer vom

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