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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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musste nachfassen.
    Bear schrie wieder auf und sah Luca flehend an. «Hör auf!», keuchte sie. «Bitte hör auf!»
    Luca zog die Zange so gerade wie möglich heraus.
    Bear ließ den Kopf an seine Schulter sinken.
    Er hielt sie fest, die rechte Hand um ihren Hals gelegt.
    «Salope!»
Hurensohn. «Das tat weh!» Bear schlug die Augen auf, doch der Schmerz trübte ihre Wahrnehmung. «Du musst das Ding mit dem Messer von hinten herausdrücken.»
    «Herrgott!» Luca starrte auf den Wulst, der aus Bears Rücken ragte. Im Feuerschein zeichnete sich eine dunkelrote Verfärbung rund um die Schwellung ab. «Bei drei», sagte er und nahm allen Mut zusammen. «Eins …»
    «Nun mach schon!»
    Luca ließ den Messergriff herabsausen, und die Metallstange schob sich vorne aus Bears Schulter.
    Bear bäumte sich auf, aber im selben Moment griff Luca zu und zog die Stange heraus. Bear sackte in sich zusammen und lag mit geschlossenen Augen reglos da. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln, aber langsam normalisierte sich ihr Atem, als der Schmerz nachließ.
    Luca hockte sich zu ihr und wartete ab, bis sie die Augen wieder öffnete.
    «Wahrscheinlich sollte ich mich bei dir bedanken», sagte sie nach einer Weile. «Im Moment würde ich dich allerdings lieber umbringen.»
    Luca grinste und legte ihr die Metallstange in die Hand. «Hier, ein Souvenir.»
    Bear warf einen kurzen Blick darauf, dann warf sie sie ins Unterholz. Sie wischte sich mit dem T-Shirt das Blut von der Brust, dann zog sie es vorsichtig wieder an.
    Luca setzte sich neben sie, und eine Weile starrten sie in die niedrigen Flammen.
    «Du musst aufpassen, dass sich die Wunde nicht entzündet», sagte Luca. Er war so müde, dass er kaum noch sprechen konnte.
    Bear nickte. «Hier draußen gibt es antiseptische Pflanzen, die ich darauflegen kann. Ich werde danach Ausschau halten, wenn wir morgen weitergehen.»
    Eine große Motte flog aus der Dunkelheit auf die Flammen zu. Sie hatte die Größe einer ausgewachsenen Männerhand und eine wunderschöne Zeichnung auf der Unterseite ihrer braunen Flügel. Sie kam näher, entging den Flammen nur knapp und taumelte darüber hinweg. Luca und Bear beobachteten sie still.
    Irgendwann trat Bear das Feuer mit ihren Stiefeln aus. Ein paar Funken flogen auf, dann verglühten die Zweige in der stockdunklen Nacht, und plötzlich schienen alle Geräusche lauter zu werden.
    «Ich dachte, ich mache es lieber aus, damit es uns nicht verrät», erklärte Bear.
    Luca gab nur einen Grunzlaut von sich. Er war schon fast eingeschlafen. Bears Schulter lag warm an seiner, und ihr Haar roch gut.
    Bear horchte auf seinen Atem. Als er ruhig und gleichmäßig ging, schloss auch sie die Augen. Sie war gerade dabei einzuschlafen, als das Bild ihres Vaters vor ihrem inneren Auge auftauchte. Sie sah, wie er vor einem Nachtclub in Kapstadt die Hände zu Fäusten ballte. Das war Jahre her. Seither hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Es war die gleiche Bewegung, die Luca heute gemacht hatte.
    Sie drehte sich etwas zur Seite, um ihre verletzte Schulter zu entlasten. Lucas Kopf war nur Zentimeter von ihrem entfernt.
    «Es stimmt nicht, dass ich dich nicht kenne», flüsterte sie. «Ich kenne dich schon mein Leben lang.»
     
    Als Luca aufwachte, glaubte er, erst wenige Minuten geschlafen zu haben. Er verlagerte das Gewicht, weil die Baumrinde ihm in den Rücken drückte, und hörte Bear an seiner Seite atmen. Sie hatte sich im Schlaf bewegt, und ihre Wangen berührten sich fast.
    Luca versuchte es sich auf seiner Seite bequem zu machen. Dann sah er auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. Es war kurz nach zwei, also schliefen sie seit Stunden. Er schloss wieder die Augen und wollte weiterschlafen, als ihm plötzlich bewusst wurde, was ihn geweckt hatte. Es war ein Geräusch gewesen, irgendwo in der Ferne des Dschungels, ein Geräusch, das sich deutlich von den anderen Geräuschen der Dschungelnacht unterschied. Es hatte einen gleichmäßigen Rhythmus, ein tiefer Ton, der sich immer und immer wiederholte. Luca starrte in die Dunkelheit und versuchte sich darüber klarzuwerden, was er da hörte.
    «Bear», flüsterte er. «Wach auf!» Er rüttelte ihr Knie. «Hey, Bear! Wach auf!»
    Er spürte, wie sich ihr Bein versteife, als sie plötzlich aufwachte. Ein paar Sekunden saß sie stumm und reglos da. Dann zischte sie: «
Putain!
Los, komm! Schnell!»
    Luca rührte sich nicht und versuchte sie in der Dunkelheit zu erkennen. «Was ist denn los?»
    Bear war schon auf

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