Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
Vom Netzwerk:
Taxistand zu, der sich genau vor der Eingangstür befand. Kopfschüttelnd nahm er zur Kenntnis, wie sehr sich dieser Flughafen von dem in Goma unterschied, obwohl er nicht weit entfernt lag. Hier hasteten nicht Dutzende von Menschen umher, die sich gegenseitig aus dem Weg rempelten, um einen Platz im Bus zu ergattern. Es gab auch keine fettleibigen Aufpasser, die Fluggäste wie Vieh taxierten und von Drehkreuz zu Drehkreuz scheuchten, immer in Erwartung von Trink- und Bestechungsgeldern. Unter der eisernen Faust von Präsident Kagame war ein ganz neues Ruanda entstanden, in dem sogar Plastiktüten verboten waren, weil das Land der tausend Hügel dabei war, sich zu einem ökologisch unbedenklichen Touristenparadies zu mausern.
    Jean-Luc winkte das vorderste Taxi herbei und wollte gerade die Hintertür öffnen, als ein weißer Toyota Land Cruiser mit der Aufschrift « UN » in riesigen Lettern angefahren kam und sich vor das Taxi stellte. Der Fahrer stieg aus und ging auf Jean-Luc zu.
    «Kommen Sie bitte mit, Mr. Étienne», sagte er.
    Kurz darauf fädelte sich der Toyota in den lebhaften dreispurigen Verkehr Richtung Innenstadt ein, und Jean-Luc sagte zum Fahrer: «Fällt der CIA nichts Originelleres ein, als ein UN -Fahrzeug zu benutzen?»
    «Oldies sind Goldies», erwiderte der Fahrer und grinste. Er sprach mit Südstaatenakzent, und seine eckige, typisch amerikanische Kinnpartie hatte er seit mindestens zwei Tagen nicht rasiert. An den Schläfen begann sein blondes Haar grau zu werden, und die Bräune seiner Stirnfalten verriet, dass er sich hauptsächlich im Freien aufhielt.
    «Wo bringen Sie mich hin?», fragte Jean-Luc.
    «Spielt das eine Rolle?», fragte der Mann zurück.
    Jean-Luc grunzte und sah, dass der andere immer noch grinste. Er sah aus wie jemand, der immer noch über einen Witz schmunzelte, den er vor kurzem gehört hatte, obwohl er gar nicht mehr wusste, worin der Gag eigentlich bestanden hatte.
    Dann schwiegen beide, bis der Toyota in einen unbefestigten Weg einbog, der zum größten Marktplatz der Stadt führte. Wegen der Schlaglöcher konnte man hier nur im zweiten Gang fahren. Sie passierten Marktstände, die aus dünnen Holzlatten zusammengezimmert und von der Sonne ausgeblichen waren. Frauen in bunten Gewändern verkauften hoch aufgetürmtes Obst und Gemüse und warteten mit stoischer Ruhe auf Kunden. Langsam näherten sie sich dem belebten Zentrum des Marktes.
    Jean-Luc zündete sich die nächste Zigarette an und fragte den Fahrer: «Wie heißen Sie?»
    «Nennen Sie mich Devlin.»
    «Putain!»
, fluchte Jean-Luc. «Devlin? Soll das ein Witz sein? Was haben Sie vor? Wollen Sie diesen Präsidenten auch noch umbringen?»
    Devlins Grinsen wurde breiter. «Sie meinen den Mord an Lumumba im Kongo? Das waren wir nicht. Das waren die Belgier.»
    «Wer’s glaubt …»
    Sie erreichten das Haupttor des Marktes, das aus zwei verbeulten Gittern bestand, die weit geöffnet waren. Devlin parkte den Wagen vor einem Lokal mit offenen Fensterläden, an denen Einheimische mit Bierflaschen in der Hand lehnten.
    «Wo ich herkomme, wird nur am Wochenende getrunken. Das sollten wir ausnutzen», sagte Devlin und stieg aus. «Allerdings fürchte ich, dass es Ihren geliebten Pastis hier nicht gibt.»
    Am Ende des Lokals fanden sie einen Tisch, der etwas abseits von den anderen stand. Sie setzten sich, und Devlin bestellte zwei Bier.
    «Vor ein paar Monaten hat uns jemand Informationen über diesen Mordecai angeboten», begann er. «Ich habe mich persönlich mit dem Mann getroffen, weil ich hoffte, dass er vielleicht dauerhaft für uns in der LRA arbeiten würde. Er ist jung, hat in Konys Armee in Uganda als Leutnant gedient und gehört zum innersten Kreis um Mordecai.»
    Das Bier wurde gebracht, und Devlin wartete, bis der Kellner wieder gegangen war, bevor er weitersprach.
    «Ein paar Wochen später war er tot. Man hatte ihm Arme und Beine abgehackt, und er lag in einer Kiste aus Kiefernholz.» Nachdenklich runzelte Devlin die Stirn. «Nein, Kiefernholz war es nicht. Vielleicht Eiche.»
    «Und?», sagte Jean-Luc ungerührt.
    «Nun ja … Wir haben uns gefragt, warum Sie sich so sicher sind, dass Sie uns Informationen verschaffen können, wenn nicht mal einer seiner eigenen Männer damit durchkam.»
    Jean-Luc trank einen Schluck Bier und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. «Weil ich kein beschissener Kindersoldat bin, den sie mit Amphetaminen vollpumpen. Ich bringe seit Monaten Ware für Mordecai außer

Weitere Kostenlose Bücher